Quis custodiet ipsos custodes? – Wer bewacht die Wächter? Diese Frage des römischen Schriftstellers und Satirikers Juvenal im 2. Jahrhundert nach Christi wurde zur stehenden Wendung. Sie besagt, dass wer prüft, auch selbst geprüft werden solle, und wer lehrt, auch belehrt werden solle.
So alt diese Erkenntnis ist, so aktuell ist ihre Anwendung. Im anthroposophischen Leben spiegelt sie sich in den Schulungen und Seminaren für Auszubildende in Medizin oder Pädagogik. Während es in früheren Zeiten ausreichte, viel zu wissen, um Lehrender zu sein, sind heute methodisches und didaktisches Können mindestens ebenso wichtig. Ein Beispiel dafür erzählte Urs Bihler, der Mephisto-Darsteller in der Faustinszenierung am Goetheanum: Er spielte unter dem legendären Regisseur Peter Brook. Nach einer der letzten Aufführungen einer Inszenierung sagte Brook: «Jetzt hast du es endlich richtig gemacht!» Auf die Frage, wieso er ihm das nicht viel früher gesagt habe, antwortete Brook: «Es gibt Dinge, die versteht man nur, wenn man sie selbst entdeckt.»
Die Medizinische Sektion hat für dieses Feld die Konferenz ‹Teach the Teachers›, kurz ‹ttt›, begründet. Sie bietet Raum für Begegnungen und Austausch darüber, wie man Lernende kreativ unterrichten kann. Im September findet eine Tagung dazu statt. Sie setzt den dreijährigen Fokus auf spirituelle Themen fort. Eingeladen sind alle Kolleginnen und Kollegen, die im großen oder kleinen Rahmen anthroposophische Therapien, Pflege und Medizin unterrichten. Im Mittelpunkt der Tagung stehen der Austausch miteinander und das Erlernen neuer Perspektiven. Ein Schwerpunkt liegt auf der Arbeit in Kleingruppen und anderen Aktivitäten, die dazu beitragen, erwachsene Lernende einzubinden. In den letzten beiden Jahren haben sich die Teilnehmenden mit der Frage beschäftigt, wie man Reinkarnation und Karma unterrichten kann. In diesem Jahr befassen sie sich mit Fragen der Freiheit und des Schicksals. «Wir haben gelernt, dass die Beschäftigung mit diesen Themen nicht nur unseren Unterricht unterstützt, sondern auch unsere eigene persönliche Entwicklung und unser Gemeinschaftsgefühl fördert», so die Veranstalter. Im Vorfeld der Konferenz studieren die Teilnehmenden vorbereitende Lektüre zu den Themen Freiheit, Schicksal und Biografie. Es geht bei der Zusammenkunft darum, die ‹Dynamische Urteilsbildung› als Lern- und Therapieinstrument zu erforschen, zu hören, wie Steiner Freiheit und Schicksal angegangen ist, und das Lehren anhand von klinischen Fällen und biografischen Fragen zu üben. Die Vorträge werden auf Englisch gehalten, mit spanischer Übersetzung. Die Kleingruppenarbeit geschieht dann auf Englisch, Spanisch oder Deutsch.
Veranstaltung Teach the Teachers, Freedom and Destiny: Exploring them through Clinical Cases and Biographical Questions, 6. bis 8. September, Goetheanum.








