Initiation des Willens

Wie entfaltet sich das Neue? Danach fragte das World Goetheanum Association Forum Ende September. Nimmt man die Frage ernst, führt es zu einer Einweihung. Das Menschenbild im neuen Wirtschaften spielt darin eine entscheidende Rolle.


«Ich liebe es, wenn Menschen einfach tun», sagte im Pausengespräch Workshopleiterin Lisa Kroll, noch ganz im Design-Thinking-Modus. Aber einfach tun ist heute nicht so einfach. Die Komplexität unseres Schicksals ist wie ein Pendel mit einzelnen Segmenten. Bewegt man es an einer Stelle, ergibt sich ein Gefüge, dessen Wechselwirkungen nicht voraussehbar sind. Wir sind am Ende der Monokausalität. Und auch am Ende von Zielformulierungen, denn derer sind wir uns schon längst bewusst. Wie aber kann das Neue sich konkret entfalten? Welche Landebahnen braucht es von uns? Und wie oder wo gehen wir diese Schritte? Wir sind in einem kollektiven Übergang, der auch ein Untergang sein kann – so unser momentanes Lebensgefühl.

Spirituelle Räume

Übergänge sind spirituelle Räume. In diesem ‹Zwischen zwei Stadien› ist schon etwas anwesend, was aber noch nicht in Erscheinung tritt. So formulierte es Ueli Hurter, der einen Eröffnungsimpuls für das Forum gab. «Seelisch ist der Übergang ein Geschehen wie das Atmen, eine Pendelbewegung zwischen Innen und Außen. Geistig ist er ein Dialog, in dem eigentlich mein ‹größeres› Ich lebt. Ich verwandle mich durch Übergänge. Oder bin ich dort überhaupt erst ganz als Ich anwesend?»

In der Natur finden Übergänge beständig statt, aber der Mensch braucht heute eine neue Kulturtechnik, um diese in sich und für sich handhabbar zu machen. Wir müssen von einer ‹Freiheit von› zu einer ‹Freiheit für› gelangen. Die ‹anthroposophischen Unternehmenden› sind sich einig, dass assoziatives Zusammenarbeiten eine solche Kulturtechnik ist. Denn die Assoziative betreibt keine Kollektivierung der Entscheidung. Sie lässt Individuelles bestehen.

Elfrieke van Galen ist in den Niederlanden als Unternehmensberaterin tätig. Ihre Firma will Verwandlungen vorantreiben, die mit Nachhaltigkeit und Ökologie zu tun haben. Sie erzählte per Livezuschaltung von ihren Erfahrungen: Das Neue ist immer experimentell und beginnt im Praktischen. Erst danach kommt ein Formationsprozess. Man muss auf das Wie fokussieren, nicht auf das Warum. Erst dann kann der konkrete Prozess wirklich losgehen. Die ersten Schritte liegen nicht im Politischen, sondern im Individuellen. Sie wollen in jedem Lebensbereich getroffen werden. Wir können Schritte nicht gehen, wenn sie außerhalb unseres eigenen ‹Systems› liegen, und doch brauchen wir den Bezug zum Außen. Damit erst werden diese Schritte verantwortend für das Ganze. «Das Warum ist allen klar, jetzt geht es ums Wie. Wir müssen weg von einem linearen und hin zu einem multikomplexen Denken, was das Vertrauen in Unvorhersehbares einschließt.» Welches Vertrauen brauchen also Unternehmensführende, Mitarbeitende, Partner?

Wir sind am Ende der Monokausalität. Und auch am Ende von Zielformulierungen, denn derer sind wir uns schon längst bewusst

Das ist eine spirituelle Frage. Sie steckte gleich zu Beginn des Treffens ab, auf was wir in Zukunft bauen müssen: die Spiritualität im Handeln, die durchgeistigte Tat, die bewusste Entscheidung, den Weg der Selbsterkenntnis, die Bereitschaft, Andersartigkeit anzunehmen. Dafür braucht es Mut und «Stabilität an der Grenze», wie es Stefan Hasler nannte. Sein Eurythmie-Ensemble hatte extra für das Forum eine besondere Aufführung vorbereitet. Sie verdeutlichte durch Bewegung, welche Zustände einem Übergang innewohnen und welche Fähigkeiten es dafür braucht: das Unbekannte umarmen, ins Chaos vertrauen, den Überblick behalten, auch wenn es ‹wuselig› wird. Auch die Überwindung von Polaritäten zugunsten des Empfindens für Qualitäten. Am nächsten Tag konnten alle Teilnehmenden unter Anleitung von Hasler selbst dazu Erfahrungen sammeln, sich ‹einschwingen› in den Umgang mit dem Neuen, das Musikalität, Elastizität und doch auch Selbst- und Fremdwahrnehmung in uns wecken will. Vielleicht tut das Neue so etwas schon immer. Aber besonders in der jetzigen Zeit fragt es nach dem Raum, wo ich und meine Welt brüderlich anders und neu werden wollen.

Das Wirtschaftsleben hat an der Stelle eine von mir bisher noch nicht geahnte Doppelfunktion. Sowohl die verantwortliche Wendung nach innen, weil sie notwenig ist für das Außen, als auch die Tat nach außen, weil sie dem Innern neue Entwicklungen ermöglicht, sind ‹unternehmerisch›. Das Wirtschaftsleben ist der Ort, wo sich Geistesleben und Rechtsleben im konkreten Vollzug, in der Tat begegnen und auf der Erde Wirklichkeit werden. Alles andere ist Theorie. Sind wir im Feld der Initiation in den Willen?

Links: Georg Soldner und Andreas Rebmann; Rechts: Julian Schily und Elisabeth Kurz

Individuelle Verantwortung

«Was führt zu einem gemeinsamen Aufbruch?», war eine Frage aus dem Kreis der ca. 80 Teilnehmenden. «Den Quellgrund im Individuellen suchen», war eine Antwort. Aber auch, sich bewusst zu machen, dass es nicht jedermanns Überzeugung oder Einsicht braucht, um zum Beispiel den Klimanotstand zu bewältigen. Es reicht ein Kern von Menschen, der die richtigen Hebel bedient. Wir müssen doch aber begreifen, hieß es andererseits, dass jeder Einzelne Teil der Veränderung ist.

Helmy Abouleish aus Sekem sprach sich gegen die Mutlosigkeit in diesen dunklen Zeiten aus. Die Zukunft muss eingeladen werden und wir gemeinsam müssen unsere Augen dem Wunder des Kommenden, welches wir erwarten, öffnen. «Und dann heißt es, die Landebahn vorbereiten.»

Was will sterben, losgelassen werden? Diese Frage bewusst zu stellen, hilft auch, sich dem Neuen zu nähern. Wie kommen aber der individuelle Sinn des Einzelnen und die miteinander arbeitende Menschengruppe zusammen? Das kann vorerst nur als ein Aufruf zur Beobachtung aufgefasst werden. Erneut fallen (Selbst-) Beobachtung und Tat zusammen. Ein gravierender Punkt jedoch ist unumschiffbar und eine Aufforderung an den Westen: «Wir können nicht zu einer Nachhaltigkeit kommen, wenn wir nicht den Abgrund zwischen reich und mächtig und arm und machtlos überbrücken», meinte Elfrieke van Galen. Der globale Zusammenhang der Wirtschaft ruft nach einer Brüderlichkeit, die den Bangladeshi nicht ausschließt. Dass wir uns in der westlichen Welt die Frage nach Klimawandel und Nachhaltigkeit stellen, liegt daran, dass wir sie stellen können. Wir sind nicht damit beschäftigt, täglich unser Brot zu sichern, ob nun in Plastiktüte oder Papier.

Links: Lisa Kroll, Innovationsaktivistin; Rechts: Peter Kunz, Saatzüchter

Generationswechsel

Herbert Dreiseitl, eigentlich Künstler, begann vor 41 Jahren mit dem Bau von künstlerisch gestalteten Brunnen und entwickelte frühzeitig klimaresiliente Wassersysteme für Kommunen und Städte. Seine Faszination gilt dem Wasser, was ein ‹Übergangsmedium› per se ist. Er wollte mit Wasser wieder Schönheit in die Orte bauen, Kunst und Naturschutz verbinden. «Der Impuls, ein Unternehmen zu gründen, kommt aus dem Innersten und bringt mit sich, sein Schicksal an Übergänge im Unternehmen zu binden und später loszulassen. Natürlich ist bei einem Abgeben des Unternehmens das Loslassen von Einfluss und Macht zunächst schmerzhaft (Selbstwertgefühl), besonders wenn man sich nicht klare eigene neue Ziele gesetzt hat», erzählte er in dem Workshop, den er mit seiner Frau Bettina Dreiseitl-Wanschura gab. Herausfordernd wird das besonders, wenn man die Impulse des Unternehmens weitergeben will. «Wie geht Visionsübergabe?», fragte ein junger Teilnehmer. Und muss mit einem Generationswechsel auch ein Kulturwechsel einhergehen? Dreiseitl bemerkt dazu: Die Impulse, die man in seinem Unternehmen vorangetrieben hat, liegen nicht nur in der eigenen Biografie, sondern auch im Weltgeschehen. Aber wie können die sich weiterentwickeln? «Es ist eine schwere Aufgabe, sein eigenes Werk in den Raum zu entlassen und noch wichtiger, sich in den weiteren Werdegang nicht mehr ungefragt einzumischen, denn die ‹Neuen› müssen sich frei machen dürfen vom alten Chef.» Man muss das Team selbst befähigen und als ‹Kapitän› immer weiter raus treten. Dafür ging Dreiseitl zur Vorbereitung einige Monate in die wasserlose Wüste!

Wir können Schritte nicht gehen, wenn sie außerhalb unseres eigenen ‹Systems› liegen, und doch brauchen wir den Bezug zum Außen.

Das ‹Momentum der Verantwortungsübernahme› bewegten auch Irene Reifenhäuser, Beraterin, und Jonas von der Gathen, Mitbegründer einer Personalagentur, in ihrem Workshop. Durch Dreiseitl inspiriert, formulierten sie gleich um: Verantwortungsneugestaltung statt Übernahme. Einige Partner und Partnerinnen der WGA waren tatsächlich in einer Not mit dieser Frage. «Es ist eine Neugeburt, die nicht ohne Schmerzen geht», so Irene Reifenhäuser. Auf einer Tanzfläche müssen sich die zum System des Unternehmens gehörenden Bereiche neu finden und einschwingen: der alte Chef, der neue Chef, die Mitarbeitenden, Kunden, Partner. Und hoffentlich in dieser Bewegungssuche nach dem elegant und schön Stimmigen alle Emotionen und Optionen durchschreiten. Die Tanzfläche selbst muss neu organisiert und definiert werden. «Fehler können ein großes Glück sein», meinte Irene Reifenhäuser. Auch Herbert Dreiseitl betonte: «Die Stärke der Ohnmacht, der Schwäche, des Unperfekten ist eine Möglichkeit für neue Impulse.» Die Beziehungsfähigkeit spielte dabei eine große Rolle, sowohl zu sich selbst als auch zu anderen. «Übergänge sind ein intimes Thema, es braucht dafür Schutz und Einfühlsamkeit.» Das macht den Übergang zu einem spirituellen Thema.

Zwei junge Unternehmerinnen und Workshopleiterinnen, die zu den ‹Nachhaltigkeitspionieren› gehören, brachten den Dialog der Generationen noch mal anders ins Gespräch. Sarah Mewes (kritische Ökonomin) und Hannah Strobel (Nachhaltigkeits- und Transformationsforscherin) stammen aus der Generation, die es satt hat, sich den gängigen Wirtschaftsanschauungen der ‹Alten› zu fügen. Sie sind motiviert, durch ihre Arbeit einen Beitrag zum Wandel zu leisten. Beide sind bei Nela, einem Labor für neue Ökonomie, tätig und entwickeln Werkzeuge für die Kommunikation und Organisation in einem Unternehmen. Sie überlassen die Welt nicht der Trübsal oder den alten Anschauungen, sondern ergreifen den Übergang von Alt zu Neu selbst.

Links: Andrea Valdinoci; Rechts: Verena Wahl, Barbara Schiller und Magdalena Ries

Chefs zeigen Verletzlichkeit

Der von Milena Kowarik und Francesco Zoccarato angebotene Workshop zur ‹Verletzlichkeit als Ressource› fußte auf der These, dass wir nicht über das Lebendige sprechen oder es bauen können, ohne die Verletzlichkeit zu berücksichtigen. Wo aber gibt es Räume dafür? Und wer kann sich schon vorstellen, dass sich ein Chef, der 2000 Mitarbeitende zu koordinieren hat, verletzlich zeigt? Das Neue selbst ist fragil. Ist es eine Fähigkeit, verletzlich zu sein, Durchlässigkeit und Berührbarkeit zu bewahren? Wir wollen natürlich nicht gern hinein in die Dunkelheit des Schmerzes. Aber Verletzlichkeit hat mit ‹Erkenne dich selbst› zu tun. Sie führt in eine größere Verantwortungsübernahme für die Grenzen des Selbst und der anderen. Gerald Häfner fragte, ob wir nicht auch einen sozialen Schulungsweg brauchen. Petra Derkzen, die achtsam und warmherzig durch das Forum moderierte, plädierte für den Mut, sich auszusprechen.

Ganz praktisch

Andrea Valdinoci, Geschäftsführer der World Goetheanum Association, und sein Team hatten auch Menschen eingeladen, deren Workshops eher an neuen praktischen Feldern anknüpften. Aus der Bauwirtschaft kommend und für Neuerungen in dieser kämpfend, hatten sich Markus Sieber, Geschäftsführer von Pneumatit, und Erwin Thoma von der Firma Thoma Holz zusammengetan. Ihnen ist schon lange deutlich, dass wir «wegmüssen von der Wegwerfgesellschaft und Häuser brauchen, die wie Bäume sind». Aber sie wiesen darauf hin, dass jeder Wandel auch eine Haltungsänderung mit sich bringen muss. «Technische Lösungen für Probleme, die durch die Technik verursacht werden, sind noch keine Haltungsänderungen», so Sieber. Er sieht es so drastisch, dass eine Technik nicht gut ist, wenn sie nicht für das Leben als Ganzes gut ist. Mit diesem Prinzip arbeiten beide in ihren Baufirmen.

Ursula Sladek ist bekannt geworden, weil sie in ihrer Gemeinde in Süddeutschland die bürgereigenen ‹Elektrizitätswerke Schönau› mit ins Leben gebracht hat. Seit dem Gau von Tschernobyl hat sie sich mit einer atomstromfreien Zukunft beschäftigt. Ihre Bürgerinitiative ist ein Beispiel für ein Projekt, wo der Wandel schon vollzogen wurde, wo einzelne Menschen bereits gehandelt und etwas Neues zusammen aufgebaut haben. Sie gab ihren Workshop gemeinsam mit Jörg Probst, der mehr als 25 Jahre nachhaltige Energiekonzepte entwickelt hat. «Die Zeit der Ziele ist vorbei, jetzt beginnt die Zeit der Schritte», sagte Probst. Während des Forums haben 15 Betriebe, Partner der WGA, ihren Willen bekundet, bis 2030 energieneutral sein zu wollen.

Aline Haldemann und Aender Schanck fokussierten auf die Möglichkeiten assoziativen Wirtschaftens speziell im Bereich des biodynamischen Gemüsemarktes. Sie erarbeiteten mit den Teilnehmenden ihres Workshops Methoden und Formen dafür. Einmal mehr ging es dabei um die Dringlichkeit eines Bilanzierungsmodells, das auch ‹geldlose›, also im klassischen Sinn ‹nicht profitable› Arbeiten im Rechnungsbuch sichtbar werden lässt. Das sogenannte ‹wahre Kostenrechnen› ist ein bewusstseinweckendes Mittel für die wirklichen Zusammenhänge.

«Man muss die Medizin dem Kapitalismus entreißen», war die visionäre Behauptung von Stephan Baumgartner, der für Forschung und Entwicklung beim Verein für Krebsforschung Arlesheim verantwortlich ist. Er gab mit Lisa Kroll, Innovationsberaterin bei Dark Horse, einen Workshop zu ‹neuen Wegen für anthroposophische Heilmittel›. Diese und alle pflanzlichen oder homöopathischen Arzneien sind durch die Macht der Pharmakonzerne und die mangelnde Gleichheit bedroht. Ganz konkret verkleinert sich ihre Produktion immer mehr, weil die Kosten nicht mehr gedeckt sind. Damit schrumpft auch die Wahlmöglichkeit der Patientinnen und Patienten für bestimmte Therapieformen. Hier fragt das Neue nach der Freiheit des Einzelnen und der Unabhängigkeit vom Markt. Auch Georg Soldner, Co-Leiter der Medizinischen Sektion und Mitarbeiter im Initiativkreis der wga, nahm an diesem Workshop teil. Daran muss weiter gearbeitet werden, um dieses Problem zu handhaben, wofür sich ein Menschenkreis konsolidierte.

Mit den unterschiedlichen Erfahrungen der Teilnehmenden in ihren Lebensfeldern war erlebbar: Initiativkraft für den Wandel gibt es auf vielen Ebenen. Ebenso das Interesse, ganzheitlich zu denken und andere Perspektiven einzubeziehen. Das fand ich sehr ermutigend.

Der Impuls, ein Unternehmen zu gründen, bringt mit sich, sein Schicksal daran zu binden.

Häuser, die wie Bäume sind

Das Forum war umfangreich. Immer wieder wurde sichtbar, dass das Menschenbild, von dem aus wir die Wirtschaft und die konkrete Situation betrachten, wesentlich ist. «Wir können die Probleme nicht mit dem Denken lösen, aber womit dann? Wie kommt der geistige Hintergrund zur Wirksamkeit?», fragte Andrea Valdinoci. Er weiß, dass das Thema der Übergänge nicht leicht ist. Es erfordert Achtsamkeit und Aufmerksamkeit für die eigenen Bedürfnisse und die Belange der anderen. Aber auch für das Unvorhersehbare. Dafür haben wir noch keine Bilder und brauchen neue Narrative. Eine Imagination ist für Valdinoci das ‹Er-wachsen›, die Umdefinierung des Wachstumsbegriffes in der ‹klassischen› Wirtschaft, und eben daraus erwachen und erwachsen. Es gibt eine transformatorische Kraft im Wachsen selbst, an die man sich anbinden muss, um dem Neuen zu begegnen. Vielleicht gibt es auch so etwas wie eine Verantwortung dem Neuen grundsätzlich gegenüber, weil das Leben selbst nicht starr ist. Mathias Forster, Mitglied des Initiativkreises der WGA und für die Bio-Stiftung Schweiz tätig, brachte das Bild der Verwandlung der Raupe zum Schmetterling. Das Alte, die Raupe, wird komplett vernichtet, aufgefressen. Aber die Zellen des Neuen, des Schmetterlings, erschaffen sich in Clustern an verschiedenen Stellen gleichzeitig. Nicht von einer Stelle aus wird das Ganze metamorphosiert, sondern an mehreren Stellen bildet sich das Neue und wächst zu einem Ganzen zusammen.

Von den derzeit 185 Partnerunternehmen der World Goetheanum Association sind 13 im letzten Jahr erst dazugekommen. Einige Partner, vor allem aus Asien, waren online dabei. Die Association versteht sich als Kommunikationsplattform und Ort, wo sich Unternehmen vernetzen können, die geschwisterlich wirtschaften wollen. Sie hat auch eine von Alexander Capistran durchgeführte Forschung beauftragt zu der Frage, was uns assoziiert. Die Assoziation entzieht sich einer Zwecklogik, heißt es dort. Es braucht also das Herz, die Mitte, das Fühlen der Not und Notwendigkeit des Neuen. Auch den Mut, die ersten Schritte in unbekanntem Terrain zu gehen. Das Thema Forschung wird im nächstjährigen World Goetheanum Forum zentral sein: Welche Schritte wollen wir konkret miteinander gehen und was braucht es dazu noch auf der Forschungsebene?

Im Wirtschaftsleben geht es immer um konkrete Schritte und Entscheidungen. Es schafft permanent reale Wirklichkeit und Tatsachen. Es beeinflusst und beherrscht am deutlichsten die Welt. Um nicht mehr ausbeuterisch gegenüber anderen Menschen oder der Natur zu sein, um die aus der Wirtschaft herrührenden Ungerechtigkeiten in Brüderlichkeit zu wandeln, braucht es dringend Taten. Denn die Zeit drängt. In der großen Unternehmung Zukunft, auf der Tanzfläche aller Akteure, die etwas positiv verändern wollen, ist das Wirtschaftsleben ein Ort der Einweihung. Hier muss ich mich prüfen lassen, hier muss ich über mich hinauswachsen, hier muss ich verstehen lernen, dass alles miteinander verwoben ist. Hier muss ich (ver)antworten, egal ob im Kleinen oder im Großen. Damit wird der Mensch grundsätzlich zum Unternehmenden, zum Bruder, zur Schwester und landet bei der Frage: Willst du?


Bilder: World Goetheanum Association Forum, September 2021. Fotos: Paul Stender

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