Auf das Osterfest wartet man dreifach: Erst fängt der Frühling an, geschieht die Tagundnachtgleiche, dann kommt der Vollmond, und dann ist Sonntag.
Dreimal ist es ein Warten auf die Mitte: Zuerst ist es die Mitte zwischen Winter und Sommer, die Balance zwischen Tag und Nacht. Dann ist mit Vollmond die Erde in der Mitte zwischen Sonne und Mond, den kosmischen Prinzipien von Leben und Tod. Das Osterfest fällt dann auf den Wochentag der Sonne. Die Sonne ist vom irdischen Gesichtspunkt zwischen den langsamer laufenden Planeten Mars, Jupiter und Saturn und den schneller wandernden Planeten Venus, Merkur und Mond in der Mitte. Was die menschliche Aufrechte jeden Moment fordert, die Mitte zu finden, das liegt dreifach im Osterdatum.
Mit einer Reisegruppe war ich kürzlich in Nordfinnland, das Polarlicht zu beobachten. Ist der Stern, dem die Könige folgen, ein Bild des weihnachtlichen Lichtes, so scheint das Nordlicht österlich zu sein, denn auch hier zeigt sich eine Mitte, fortwährend spielt das Licht zwischen Werden und Vergehen. Der energetische Wind der Sonne begegnet dem magnetischen Feld der Erde, und wie bei einem menschlichen Gespräch ist jede nächste Sekunde ungewiss, alles wird Prozess, wird Zeit. Sonst ist Licht Bild des Ewigen – anders hier: Wie sonst nur Sprache und Musik, erscheint und schwindet das Licht, führt in die Zeit – wie an Ostern, wo sich der Himmel mit der Zeitlichkeit der Erde verbindet.
Foto Luke Stackpoole