Das Gesprächsformat ‹Politics Talks› des Unternehmens Mitte in Basel lädt Menschen ein, deren Gedanken uns dabei helfen, die Welt in ihrer Komplexität, ohne Polarisierung, besser zu verstehen und zu gestalten. Franka Henn hat mit dem neuen Moderator Philip Kovce gesprochen.
Die ‹um Politics Talks› begannen im Frühjahr 2022. Jetzt geht es mit dir als Moderator in eine neue Runde, und diesmal sind viele prominente Gäste aus Philosophie und Geisteswissenschaften dabei. Was haben Philosophinnen und Philosophen zu Politik zu sagen?
Kovce Das werde ich sie fragen. Genau darin besteht ja der Sinn der Gesprächsreihe: Von anderen zu erfahren, was sie denken, fühlen, wollen. Der Begriff Politik ist dabei weit gefasst: Es geht weder um parteipolitische Agitation noch um politikwissenschaftliche Reflexion, sondern um die ‹res publica›, die öffentliche Sache. Dieser erweiterte Politikbegriff lädt zu philosophischer Besinnung ein – dazu, jenseits des alltäglichen Mediengezänks Grundsätzliches zu bewegen. Ich freue mich, dass etwa Peter Sloterdijk, Eva von Redecker, Richard David Precht und Markus Gabriel dazu gesprächsbereit sind.
Euer Format will einen Beitrag in einer «polarisierten Welt» leisten. Sind Verstehen-Wollen oder das Gespräch wichtiger geworden?
Verstehen-Wollen oder das Gespräch sind gewiss nie unwichtig gewesen. Und doch lässt sich sagen: In der Moderne, in der im Grunde genommen jeder Mensch einen eigenen ‹Pol›, eine eigene ‹Welt› darstellt, ist Verstehen-Wollen nichts Elitäres mehr, sondern etwas Existenzielles. Das Gespräch ist die Brücke, auf der sich Menschen treffen können, die zunächst an andere Ufer des Lebensstroms gestellt sind. Gerade im Zeitalter der Individualisierung ist das ‹Ich will verstehen›, diese Losung Hannah Arendts, bedeutsam. Nicht von ungefähr zählt auch Rudolf Steiner in seiner ‹Philosophie der Freiheit› das «Verständniss des fremden Wollens» zur «Grundmaxime der freien Menschen».
Du bist Philosoph und in stetiger Auseinandersetzung mit dem Werk Rudolf Steiners. Wie stehen Philosophie und Anthroposophie zueinander?
Philosophie ist gewissermaßen die Mutter der Anthroposophie. Ohne Philosophie hätte Anthroposophie nicht geboren werden können. Natürlich ist diese Eltern-Kind-Beziehung nicht spannungsfrei; aber wenn sich die Beteiligten füreinander interessieren, ist das Verhältnis anregend – anregender, als manche denken.
Nächste Termine Peter Sloterdijk (13.10.), Eva von Redecker (20.11.) und Julia Voss (7.12.), jeweils um 20 Uhr. Weitere Gäste bis Sommer 2024 sind Peter Neumann, Richard David Precht, Thomas Fuchs, Caspar Hirschi, Ariadne von Schirach, Wolfram Eilenberger, Markus Gabriel und Gabriele Fischer.
Titelbild ‹UM Politics Talk› mit Hartmut Rosa (2022), Foto: Unternehmen Mitte
Zementalitäten
Wer Wände baut statt Brücken,
Wird den Wandel nicht beglücken.
Dem Menschen steht der Wandelmut-
Und seiner Wand der Wandel gut.
Haaahhhhaha!
Wunderbar!