Herman Grimm wirkt so auf den jungen Rudolf Steiner, «dass ich nicht anders konnte, als mich während meiner Jugendzeit mit allem bekannt zu machen, was Herman Grimm geschrieben hatte».
Rudolf Steiner beschreibt die Ehre, die er empfand, als Grimm ihn zu einem Mittagessen einlud. Ein Spaziergang folgte und Rudolf Steiner wagt, ihm von seiner Anschauung über die Realität des Geistes zu erzählen. Eindrücklich wirkte die abwehrende Handbewegung von Grimm, die seine Unwilligkeit, darauf einzugehen, bezeugte.
Grimm, wie viele Klassiker und Jungromantiker, verinnerlichte den mitteleuropäischen Geist und artikulierte in Wort und Schrift den Umriss dieses regsamen, idealistischen Wesens. Die Inhalte des Demetrius-Geheimnisses waren ein Bestandteil einer solchen idealistischen Anschauung.
Die Ereignisse des Ersten Weltkrieges bezwangen endgültig die einst mächtigen Monarchien. Mit dem Weltkrieg zerfielen die letzten Gespenster des Römischen Reiches. So wirkten die feinempfundenen Worte Herman Grimms nach dem Krieg anders als zuvor auf Rudolf Steiner. Er bezeichnete sie gar als schattenhaft. Nicht die Gedanken von Herman Grimm, nicht seine Worte änderten sich, sondern der weltgeschichtliche Verlauf entwickelte sich weiter und jene Worte und Begriffe standen plötzlich in einem anderen Zusammenhang.
In seinen Betrachtungen über Reinkarnation und Karma erkennt Rudolf Steiner in der engen Beziehung zwischen Ralph Waldo Emerson und Herman Grimm den bedeutenden Historiker Tacitus und den Briefverfasser Plinius den Jüngeren, von dem wir den Augenzeugenbericht des Vesuv-Ausbruchs haben. Beide waren Berichterstatter im aufblühenden Römischen Reich. Emerson und Grimm erlebten auch das Abendrot dieses mächtigen Reiches.
Die Demetrius-Gestalt steht zwischen der alten Herrschaft in Blutfolge und der selbsterkennenden Ich-Individualität. Mit seinem Drama ‹Demetrius› rundet der 26-jährige Herman Grimm einen gewaltigen Bogen in seiner eigenen Biografie ab und hinterlässt zugleich ein Dokument über den Übergang vom vierten zum fünften nachatlantischen Zeitalter.
Die 25 von Hermann Grimm 1874/75 an der Königlichen Universität Berlin gehaltenen Vorträge, die in 2 Bänden auch im Buchhandel erhältlich sind, bezeugen eine Sprach- und Assoziationskraft des Denkens in einer Schönheit,die es vermag gerade auch junge Menschen für die ewig jungen Ideale der Sprache und Dichtung zu entzünden! Diese wunderbaren Vorlesungen gehören in den Unterrichtsplan der Oberstufen!