In der Reihe ‹Eurythmie im Gespräch› im Videostream war vergangene Woche Christian Peter zu Gast. ‹47 Jahre (Er)Leben mit den Mysteriendramen› lautete der Titel des Gesprächs.
Tatsächlich ist Christian Peter über diese lange Zeit als Schauspieler, Sprachgestalter und Regisseur am Goetheanum tätig. Er berichtete von seinen ersten Rollen als Retardus in den Mysteriendramen. Der Hüter, Benedictus und Ahriman kamen vertretungsweise hinzu. So hat er sich Ende der 70er-Jahre in die Bühnenarbeit hineingelebt. Es war nach den Schülern und Schülerinnen Marie Steiners die zweite Generation an Schauspielern, wie Paul Theodor Baravalle, Johannes Händler, Silvia Bauer. Man habe damals mit Ehrfurcht aus der Vergangenheit geschöpft und mehr rezitiert als gespielt. In den Bühnenbildern standen die Figuren über lange Zeit statisch. Im Vordergrund stand der Rhythmus der Dichtung. Dass im Programmheft keine Namen der Spielenden standen, nimmt Christian Peter als Kennzeichen, dass die Persönlichkeit der einzelnen Spielenden hinter der Figur zurücktrat. Beim Brand des Ersten Goetheanum sind alle Kulissen und Kostüme bis auf dasjenige von Benedictus verbrannt. Erst mit der Eröffnung des Zweiten Goetheanum konnten dann die Mysteriendramen mit neuen Kulissen gespielt werden. Bis in die 80er-Jahre blieb das Bühnenbild mehr oder weniger gleich. Dann kamen neue Bilder, wobei das Spiel bis 2004 recht ähnlich blieb. Das Schauspielensemble wurde damals aufgelöst, und später verabschiedete sich das Goetheanum von einem eigenen Ensemble. Christian Peter beschrieb diesen Prozess als sehr schmerzvoll für die Bühnenarbeitenden.
Gioia Falk entwickelte dann ein aus der Eurythmie konzipiertes Spiel und wurde mit einer Neuinszenierung beauftragt. Sie holte sich Christian Peter an ihre Seite. Zusammen mit Roy Spahn entwarfen sie die weiten requisitenarmen Bühnenräume. Lichträume statt Kulissen legen den Fokus mehr auf den aurischen Umraum der Figuren. Christian Peter legte besonderen Wert auf den Dialog und ließ die Protagonisten menschlicher wirken. Der gemeinsame Entwicklungsprozess zwischen Darsteller und Publikum ist gerade bei den Mysteriendramen ein wichtiges Moment.
Er selbst übernahm wieder die Rolle des Benedictus. Ein markantes Beispiel für die intuitive Suche nach adäquaten Formen ist der stilisierte, freistehende Türrahmen im ersten Bild des ersten Dramas.
Mit dem Format ‹Mysteriendramen hautnah› folgten dann szenische Aufführungen an vielen Orten im deutschsprachigen Raum, um so neues Publikum für das große Bühnenwerk zu gewinnen. Seit 2008 spielt das Goetheanum-Ensemble diese Inszenierung, wie auch jetzt an der Weihnachtstagung. Von Nicolás Prestifilippo nach seiner inneren Arbeit gefragt, sagte Peter: «Wie bekomme ich den Text wieder los, um für ein nächstes Mal frei zu sein? Das ist ein Verdauungsprozess.»
Bild Entwicklung eines Bühnenbildes von oben links nach unten rechts. Bilder: Z. v. G