22 – Zahl der Sonne

2025 erreichen die Sonnenflecken nach 2014 wieder ihre größte Ausdehnung. Erstmals waren es vermutlich chinesische Astronomen, denen an der untergehenden Sonne diese rätselhaften Verdunklungen auffielen.


Adrien Jutard, 2021

Für die Menschen der Antike muss es ein Schock gewesen sein, dass das zentrale Gestirn, Symbol für Liebe und Weisheit, Verunreinigungen besitzen sollte. Alle elf Jahre zeigt die Sonne ein Maximum dieser bis 50 000 Kilometer großen Flecken. Dieser Zyklus ist Ausdruck eines umwälzenden inneren Vorgangs der Sonne, der dazu führt, dass sich alle elf Jahre ihr Magnetfeld umpolt. Nach 22 Jahren besitzt es dann wieder die gleiche Ausrichtung, weshalb der eigentliche Zyklus der Sonne, der Hale-Zyklus, 22 Jahre dauert. Wer in Nordeuropa Polarlicht verfolgt oder sich als Meteorologe für die Dicke der äußersten Lufthaut der Erde interessiert, der wird den gleichen elfjährigen Rhythmus, dem der 22-jährige Rhythmus zugrunde liegt, feststellen. Die Erde atmet im Rhythmus der Sonnenflecken.

Interessant, wo die 22 noch auftritt: Mit der aramäischen Schrift aus dem 18. Jahrhundert v. Chr. existiert eines der frühesten Alphabete. Daraus entwickelte sich das hebräische Alphabet, aus dem auch die Kabbala hervorging, jene Lehre, die den Buchstaben Zahlenwerte zuschreibt. 1–10, 10–100 und 100–400 ergibt 22 Buchstaben der hebräischen Schrift – Vokale kannte die frühe Schrift nicht. In diesen ‹heiligen Zeichen› sei, so die antike Vorstellung, der Geist der Welt versammelt, denn die Schrift vermag alles zu benennen. Damit ist die Brücke zur Sonne und ihrem 22-jährigen Rhythmus gefunden, denn auch die Sonne scheint auf die ganze Welt, bedeutet die ganze Welt. Es verwundert nicht, dass die Sonnenzahl 22 die Summe der beiden vollkommenen Zahlen 10 und 12 ist.


Aus: Wolfgang Held, Alles ist Zahl. Stuttgart 2017.

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