Bei der Feier zum 100. Todestag von Rudolf Steiner lohnt es sich auch, nach der Zahl 100 zu fragen.
Was macht diese Zahl aus? Die erste Assoziation lautet: drei Generationen! Tatsächlich sind Mütter in Mitteleuropa bei der Geburt ihres ersten Kindes durchschnittlich 30,3 und beim zweiten Kind 32,8 Jahre alt. Die Väter sind im Mittel zwei Jahre älter. Nimmt man noch die selteneren dritten Kinder hinzu, hat der Generationswechsel 33,3 Jahre erreicht. 100 Jahre entsprechen somit heute der Folge von drei Generationen, von Großeltern, Eltern und Kindern. Die Geburt der Enkelkinder fällt dann ungefähr mit dem Abschied der Großeltern zusammen. 100 gilt als Ausdruck gewaltiger Größe und Vielfalt, so heißt ‹vervielfältigen› auch ‹hektografieren› (verhundertfachen) – bedeutet ein ‹Zentner› 100 Pfund, eine Zenturie 100 Soldaten. Dem liegt vermutlich zugrunde, dass im antiken Griechenland eine Hekatombe, das Opfer von 100 Tieren, das größte vorstellbare Opfer bedeutete. In der Geschichte ist vom Hundertjährigen Krieg die Rede, von 1337 bis 1453 zwischen England und Frankreich, vom Hundertjährigen Kalender und in der Literatur von ‹Hundert Jahren Einsamkeit› – immer ist eine kaum vorstellbare Größe gemeint. Als göttliche Zahl sah Pythagoras die Zahl, denn so wie die Summe der ersten vier Zahlen, die Tetraktys, 10 ergibt, so ist die Summe der ersten vier Kubikzahlen 100 : 13 + 23 + 33 + 43 = 100. Dass aus 10 x 10 = 100 folgt, ist eine interessante mathematische Aufgabe. So wie die Summe der ersten drei Primzahlen (2, 3, 5) 10 ergibt und somit ein Ganzes bildet, so ist die Summe der ersten neun Primzahlen 100 : 2 + 3 + 5 + 7 + 11 + 13 + 17 + 19 + 23 = 100. Mit 100 kommt nicht nur eine Stelle hinzu, was ja nur im Dezimalsystem gilt, sondern es wird auch eine innere Schwelle überschritten. Vielleicht hat deshalb der Dichter Dante Alighieri für den in der ‹Göttlichen Komödie› besungenen, himmlischen Aufstieg 100 Gesänge gedichtet.