Gewissen und Hingabe sind zwei Motive, die sich an Johanni knüpfen – aber wie weben sie ineinander? Wenn im Rausch des Lichtes und der Sonnenwärme die Sinne und die Seele ausziehen, sich weiten, ‹sich selbst verlieren› und wir uns mehr vereinen mit der selbstlos werdenden Welt, wenn wir uns auf natürliche Weise entkommen können, weil wir offen, ja durchlässig sind, wird der Kosmos zu einer empfangenden Schale. Er erwartet uns in der Hochzeit des Lichtes. Der Sommerrausch ist die menschliche, nicht die göttliche Gnade. Sie liegt in der Freude, nun alles geben zu können, weil ich mir selbst nicht so nah sein muss. Was auch immer wir Menschen im vergangenen Jahr unbewusst und bewusst erschaffen haben, verströmt sich nun ins All. Es wird zum Geschenk für die kosmische Welt. Anders als an Weihnachten, sind wir gerufen, zu schenken, Gnade zu erweisen. Die Frage, die sich zu Heiligabend in unsere Seelenschalen senkte, wird Antworten hervorbringen. Wie diese Antworten wiegen, entscheiden nicht wir. Aber es kann sich eine Waage im Innern regen, ein Wissen, das noch zur Weisheit geboren werden muss: das Gewissen. Nicht das kleinliche Gewissen, das zur Maßregelung von Menschen gepflegt wird. Eher ein Aufwachen im Moment der Leere. Wenn wir uns unserer selbst entleert und mit etwas ‹Höherem› verbunden haben, an es hingegeben sind, erwachen wir für den Wert unserer Taten. Wir können sehen, was davon für die Entwicklung unserer Menschlichkeit brauchbar war, welche Funken Licht entzünden werden und was noch verbrannt werden muss, um neu an uns zu werden. An Johanni, dem einzigen hohen Festtag, der einen Menschen oder die Menschlichkeit zum Sinnbild hat, sind es unsere Funken, die zum Himmel fliegen.