Cambridge, USA. Vom 14. bis 16. Dezember findet an der Harvard-Universität eine öffentliche Konferenz zu Rudolf Steiner und seinem Erbe statt. Ein Interview mit dem Religionswissenschaftler Aaron French, der die Veranstaltung mitorganisiert.
Welche Intention verfolgt die Konferenz?
Der 100. Todestag Steiners bietet die Gelegenheit, sein Erbe und seinen Einfluss neu zu betrachten und einen konstruktiven Dialog zu ermöglichen. Das Programm zur Evolution der Spiritualität der Harvard Divinity School bietet den idealen Rahmen, um Diskussionen über die Kluft zwischen Wissenschaftlern und Praktizierenden hinweg zu fördern. Wir wollen zentrale Fragen zu Steiner diskutieren und ihn als Denker ernst nehmen. Dazu müssen wir kritische Stimmen zu Steiner ebenso einbeziehen, weshalb die Konferenz eine Mischung aus wohlwollenden und kritischen Ansätzen ist. Wir wollen zudem die Blockaden, die Steiner in der Vergangenheit daran gehindert haben, ernster genommen zu werden, kennenlernen, diskutieren und hoffentlich überwinden.
Was macht Steiners Erbe aus akademischer Sicht interessant?
Der wichtigste Aspekt ist die Entwicklung der Wissenschaft in den letzten Jahrzehnten, vor allem das wachsende Interesse am Studium der Esoterik. Angesichts der Kritik an der europäischen Moderne und den von der Aufklärung inspirierten Formen experimenteller Wissenschaft – ganz zu schweigen von der wachsenden Klimakrise – gewinnen viele von Steiners ganzheitlichen Ideen zu Wissenschaft, Natur und Philosophie an Bedeutung. Steiners Leben bietet eine hilfreiche Perspektive, um die moderne Welt, wie wir sie heute verstehen, neu zu kontextualisieren.
Welche zentralen Themen und Fragen erwarten die Teilnehmenden der Konferenz?
Die Teilnehmenden können sich auf eine lebhafte Diskussion über viele wichtige Themen unserer Gegenwart, wie Natur, Rassismus, Spiritualität, Kapitalismus, Neoliberalismus, Globalisierung und Gender, freuen. Wir werden der Frage nachgehen, wer Steiner war und wie wir sein Leben und seine Beiträge am besten verstehen können. Wir möchten mehr über die Zeit erfahren, in der Steiner lebte, die internationalistischen Kreise, in denen er sich bewegte, und die Personen um ihn herum. Wer waren seine Freunde, seine Feinde, und warum? Wer waren die Menschen, die von ihm inspiriert wurden? Steiner steht zwar im Mittelpunkt der Konferenz, doch wird es ebenso eine lebendige Besetzung mit verschiedenen Persönlichkeiten vor einer reich gemalten Kulisse geben.
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Bild Emily Karakis