Justus’ Geheimnis

Ich glaube, jeder Mensch hat sein Geheimnis, jung zu bleiben, es ist sein geheimer Pakt mit dem Leben. Wir lassen den Geist in unseren Körper und er hebt die Natur etwas auf. Wem das besonders gelingt, ist Justus Wittich, der jetzt seinen 70. Geburtstag feiert. Wie vermag er dieses jugendliche Fluidum zu erzeugen? Ich vermute dreierlei: Da ist das Blitzen in seinen Augen, das vom Interesse am anderen Menschen erzählt. Ja, die Augen ruhen nicht in einer Höhle, um die Welt einzusammeln und im inneren Labor zu sezieren, sondern sie sind draußen und schenken und verschenken Aufmerksamkeit – Augen, die nicht suchen, sondern einladen und fragen. Da sind die Locken, die kaum zu bändigen sind, eine Sinfonie von Heiterkeit und Bejahung. Und da ist der Schmerz im Gesicht, manchmal so, als hätte Justus gerade in eine Zitrone gebissen. Ja, ich kenne niemanden am Goetheanum, dem so offen und ungeschützt das Bedauern, das Tragische in die Züge fährt wie bei Justus. Offen nach außen – offen nach innen. Ja, vermutlich ist es diese Offenheit, mit der er – mit der du, lieber Justus, den Pakt, nein, deine Freundschaft mit dem Leben besiegelst. Welch ein Glück für uns, dich am Goetheanum zu haben. Welch ein Glück, wie du im Gespräch mit Enno Schmidt (ab Seite 12) sagst, dass das für dich bedeutet, für alles interessiert zu sein. Ja, so ist die Jugend.


Bild Justus Wittich, ca. 2013 Foto: Privat

Letzte Kommentare