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Ich & Ich

Eine Kolumne

Ich erinnere mich noch an die Brüste und Lippen der Mutter – und daran, dass es Zeit wurde, sie zu verlassen. Ich erinnere mich auch an die ersten eigenen Schritte, hinaus in die Welt, dem Leben entgegen. Es gab nichts, was ich nicht werden wollte, und also wurde ich – nichts. Ich ließ offen, wer ich bin, wer ich werde, damit sich Sein und Werden nicht schließen, sondern immer wieder öffnen können. Ich ging Umwege, um auf den Punkt zu kommen, und ich verließ den Punkt wieder – der Wege wegen. So lernte ich mich kennen. So kam ich zu mir selbst. Und nun? Hier bin ich. Hier stehe ich. Ich könnte anders, aber ich will es so. Ich interessiere mich für mich – und ich finde mich interessant. Ich interessiere mich für andere – und ich finde andere, die sich für sich selbst interessieren und sich selbst interessant finden, interessant. Ich setze mich für mich selbst ein, nicht bloß meinetwegen, sondern auch deshalb, weil ich den anderen nichts Besseres von mir geben kann als – mich. Das Ich, das ich bin. Das Ich, das ich werde. Das Ich, das einen Mittelpunkt bildet. Das Ich, das einen Umkreis schafft. Und dann? Ich ahne bereits jetzt, dass die Zeit kommen wird, da meine größten Taten die Taten der anderen sein werden. Ich ahne bereits jetzt, dass ich dereinst nicht mehr auf dieselbe Weise Ich sein will, wie ich es einstmals werden wollte und es derzeit noch sein will. Ich habe heute meine helle Freude an mir, und ich freue mich schon darauf, sie morgen an anderen zu haben – in einer Art und Weise, die dem Alter vorbehalten ist und auf die mich das Leben vorbereitet. Ich will jung bleiben und alt werden und Mensch sein. Ja, ich will.

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