Seoul, Südkorea. Johannes Kühl von der Naturwissenschaftlichen Sektion war im September bei der Gründung der Anthroposophischen Gesellschaft Koreas dabei. Ein Interview.
Wie steht es um die Anthroposophie in (Süd-)Korea?
Es gibt einige Gruppen, die seit vielen Jahren Anthroposophie gründlich studieren, nach meiner Kenntnis vor allem Eltern und Lehrkräfte von Waldorfschulen. Einige von ihnen sind aktiv mit der Christengemeinschaft verbunden, auch wenn es noch keine Gemeinde im eigentlichen Sinne gibt. Die erste Waldorfschule wurde 2002 eröffnet, inzwischen gibt es 14 Schulen in unterschiedlichem Ausbau sowie Ausbildungen in Waldorfpädagogik und Eurythmie. Es gibt zudem eine noch kleine, aber intensive Bewegung biodynamischer Höfe und eine Gruppe von Ärztinnen und Ärzten, die Anthroposophische Medizin studieren.
Welche Momente von der Reise sind Ihnen am eindrücklichsten in Erinnerung geblieben?
Die Begeisterung der Menschen bei der Begründung der Landesgesellschaft. Eine Frau sagte zu mir: Davon habe ich seit zehn Jahren geträumt. Einige Menschen waren zu Tränen gerührt. Schwärmerisch? Nein. Die äußeren Dinge wie Listen für die Mitglieder oder die Verpflegung waren perfekt vorbereitet, die juristischen Belange wurden mit großer Sachlichkeit erfüllt. Am meisten beeindruckt mich die Umsichtigkeit der Menschen in der Vorbereitung. Sie scheinen eine Art ‹Genialität für Zusammenarbeit› zu haben, sie wissen, wen sie wann mit einbeziehen sollten. So entsteht wirklich ein gemeinsamer Wille.
Wie kann die globale anthroposophische Gemeinschaft die neu gegründete Gesellschaft unterstützen?
Solche Unterstützung gab es bereits im Vorfeld der Gründung, etwa durch Beratungen mit Justus Wittich vom Goetheanum, mit Marc Desaules von der Schweizer Landesgesellschaft und mit Rick ten Cate von der holländischen Landesgesellschaft, die auch jeweils die Statuten als Orientierung zur Verfügung stellten. Jetzt geht es wohl darum, dass die Menschen bei entsprechenden Gelegenheiten wie etwa dem Treffen der Landesrepräsentierenden am Goetheanum warm aufgenommen werden. Letztlich scheint es mir, dass die angesprochene ‹Genialität für Zusammenarbeit› auch eine Unterstützung der globalen anthroposophischen Arbeit von Korea aus bedeuten kann.
Kontakt johannes.kuehl@goetheanum.ch
Bild Anthroposophische Gesellschaft Korea, Foto: Johannes Kühl