Kaum eine andere Theorie hat in der Physik einen ähnlich umgreifenden Wandel ausgelöst wie die Quantenphysik. In den 1920er-Jahren wurde sie entwickelt – und bis heute wird über die richtige Interpretation und ein tieferes Verständnis diskutiert.
Berüchtigt ist sie für Aussagen, die dem gesunden Menschenverstand zunächst unverständlich bleiben, und für Phänomene, die sich der Vorstellbarkeit entziehen.
Trotz ihrer Bedeutung für die Aufweichung deterministischer Vorstellungen des 19. Jahrhunderts gehört die Quantenphysik zu den mit erscheinungsorientierten Methoden am wenigsten erschlossenen Gebieten. Auch hat sie noch wenig Einzug in den Unterricht an Waldorfschulen gefunden.
Ein Grund für die fragmentarische phänomenologische Bearbeitung liegt wohl darin, dass die Quantenphysik arm an wahrnehmbaren Phänomenen ist. Während es für die ‹alte› Wellentheorie durchaus Phänomene in der Natur gibt, zum Beispiel atmosphärische Beugungserscheinungen bei Höfen, gibt es keine ‹natürlichen› Quantenphänomene.
Vor diesem Hintergrund haben wir das Projekt ‹Quantenphysik verstehen› begonnen. Experimentell boten sich die sogenannten ‹Linienspektren› als Ausgangspunkt an, welche zu den ersten beobachteten Quantisierungsphänomenen gehören. Wir haben Experimente gebaut, die eine kontinuierliche Verwandlung eines gewöhnlichen Spektrums in ein Linienspektrum erlauben und damit Grenzphänomene zwischen der Quantenphysik und der klassischen Physik darstellen. Goethes Methode folgend, arbeiten wir daran, Zusammenhänge in diesen Variationen der Phänomene herauszuarbeiten, die eine phänomenologische Charakterisierung des Gebietes ermöglichen.
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