Erneuerung im Weiblichen

Auf der Suche nach Gesundung und innerer Beheimatung wurde Marion von der Wense inspiriert zu einem neuen und freien Seelenkalender. Sie erlebte im Rhythmus ihres weiblichen Zyklus eine stetige innere Erneuerung, in der sich Türen öffneten.


28 Tage sind der Erneuerungszeitraum menschlicher Lebenskräfte. Im Leiblichen, in der Naturseite der Lebenskräfte, zeigt sich das häufig deutlich in Krankheit und Gesundung mit einem anschaulichen Ergebnis nach vier Wochen. Die Kulturseite der menschlichen Lebenskräfte-Organisation, die seelisch-geistigen Lebenskräfte, erneuern sich zarter und feiner. Im Idealfall tragen sie die tätige Seele wie in einer untergründigen Schale: als Kraftebene, in der eine bewusst tätige Seele sich entwickeln und erneuern kann, in deren Kraftwirksamkeit eine Ich-Seele neues Leben bilden und in diesem neuen Leben sich bewusst wandeln kann. Es ist eine Auferstehung der Seele in kleinen Schritten.

Erneuerungsgestalt

Der Zeitraum von 28 Tagen entspricht dem siderischen Mondzyklus, in dem der Mond einmal die Erde umrundet. Von einer früheren direkten konstitutionellen Verbundenheit mit kosmischen Rhythmen ist der Mensch längst unabhängig geworden. Jedoch sind seiner Konstitution Rhythmen eingeschrieben. Er hat die Freiheit, sich mit ihnen neu zu verbinden und sie selbst zu gestalten. Leben, ob in Natur oder Mensch, muss immer wieder durch Prozesse der Rücknahme hindurchgehen, um sich qualitativ um- und neubilden zu können. Solche Dynamiken der Erneuerung findet der Mensch in Kosmos, Natur und Mensch vor. In ihnen ist eine erneuernde viergliedrige Rhythmusgestalt zu erkennen, die ich unten darstelle. Besonders deutlich erscheint sie in den Jahreszeiten, im 24-Stunden-Tag, im Mondzyklus und im weiblichen Zyklus. Verschiedentlich wurde dieser viergliedrige Rhythmus auch in der Kultivierung menschlicher Geistbeziehung belebt: In vorchristlicher Zeit wurden die alten Einweihungsmysterien, und seit Christi Wirken werden Formen des christlichen Kultus in dieser Gestalt zelebriert. Die Bildung einer Ganzheit spiegelt sich zudem in den vier Himmelsrichtungen.

Mit dieser der Welt geschenkten viergliedrigen Rhythmusgestalt gestalte und belebe ich das Kalenderjahr in 13 gleichen Zyklen von je 28 Tagen im selbst geschöpften Wort. Innerhalb eines 28-tägigen Wort-Zyklus lasse ich vier verschiedene Wortgebilde erklingen, an je sieben Tagen das gleiche Wortgebilde, 13-mal. In der Dynamik der Vierheit eines Wort-Zyklus erscheint die erneuernde Rhythmusgestalt. ‹Mein› Seelenkalender beginnt in jedem Jahr am 6. Januar, dem Tag der Jordantaufe und der Heiligen Drei Könige, mit der Woche der Erneuerung (Teil 4, s. u.). Ich habe am 25. und 26.12. einen ‹Großen Tag› eingerichtet, sodass 365 Tage Raum finden. In Schaltjahren verlängert sich die entsprechende Woche um einen Tag.

Ur-Rhythmusgestalt des Lebens

Die viergliedrige Rhythmusgestalt beschreibe ich für diese Rhythmen und Zyklen, beginnend jeweils mit Sommer, Mittag, Vollmond, Follikelsprung, Beginn der alten Mysterien bzw. des christlichen Kultus als Ur-Rhythmusgestalt des Lebens. Zum besseren Verständnis etwas profan mit 1., 2. usw.

1. Blüte auf und nach dem Höhepunkt, verdichtete Lebenskraft, verborgene gestaltende Vorbereitung für das Kommende. 2. Vereinzelt späte reife ‹Früchte›, Rückzug der belebenden Kräfte, (bewusste) Bereitung des Raumes für (tod-/krankheits-)überwindende ‹Sterbe›-, Abbau-, Auflösungskräfte. 3. Sichtbare bzw. erlebbare Wirkung der ‹Sterbe›-, Abbau-, Auflösungskräfte, Schönheit in anderer – in substanzieller Wandlung befindlicher – Wärmequalität, Gewissheit über kommende Erneuerung. 4. Belebung aus der Tiefe (Dichte) des tragenden Organismus in erneuerter Qualität. Zugehen auf neuen Wärme-Höhepunkt.»

Vertikale Resonanz

In den genannten Rhythmen und Zyklen ereignet sich jeweils tatsächliche Erneuerung. In seelisch-geistig belebten Wort-Zyklen von 28 Tagen geht es nicht darum, alle vier Wochen ‹zwingend› tiefenerneuerte Seelensubstanz hervorzubringen. Es geht auch nicht darum, die Seele in eine Stimmung hineinzuziehen. Es geht darum, diese Ur-Gestalt in selbstgeschöpften Wortgebilden erklingen zu lassen. Und so jeden Tag im individuellen Resonanz- und Klangraum Verbundenheit zu bekräftigen. Es geht um den Willen zu gemeinsamer Entwicklung in ‹vertikaler› Resonanz, das heißt, als Ich tätig zu sein und zu werden. Nicht, um im Außen zu glänzen, sondern um Bewusstsein auszubilden, das sowohl im weiten Raum, als auch in der ganz konkreten Bearbeitung individueller Baustellen und Lebenspäckchen ausstrahlt. Wo ICH in der Seele BIN, kann Heilung werden.

Anders als der Seelenkalender Rudolf Steiners, lebt ‹mein› Weg nicht in Verbundenheit mit wechselnden jahreszeitlichen Stimmungen und gegebenen Worten, sondern entfaltet seine dem Jahreslauf eingeschriebene Kraftwirksamkeit von innen heraus: ergriffen aus dem individuellen Ich, in Hinwendung zu ewiger Kraftwirksamkeit des Menschheits-Ich.


Literatur Marion von der Wense, Psychologossophie. Tredition, Hamburg 2021.
Mehr marionvonderwense@gmx.net

Bild Der Mondzyklus in einer vereinfachten Darstellung

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