Als die Verantwortlichen der Naturwissenschaftlichen Sektion und der Sektion für Heilpädagogik und soziale Entwicklung bemerkten, dass sie zur selben Zeit eine Konferenz über ‹Wärme› geplant hatten, war der Entschluss, etwas gemeinsam zu gestalten, schnell gefasst.
Warmwerden Astrid van Zon erzählte im ersten Impulsbeitrag, wie sie Wärme auf vier Ebenen erlebt: Begeisterungswärme, Begegnungswärme, Prozesswärme und die physische Wärme. Berührend war die Schilderung, wie ein mehrfach behindertes Kind durch die wiederholte Berührung an den Händen seine Spastik verlor und einen Gegenstand fassen und be-greifen lernte. Sein Lächeln war Sinnbild für die verbindende Qualität der Wärme, die nicht nur empfangen, sondern auch gegeben werden kann.
Soziale Wärme In einer gemeinsamen Arbeit gestalteten Therapeutinnen und Therapeuten im Andenken an die jungen Verstorbenen eine Skulptur. Alle vier Wärmequalitäten waren im gemeinsamen Arbeiten anwesend. Neu kam dabei eine neue Qualität dazu: die soziale Wärme.
Mitgefühl Jacqueline Bieringer schilderte, wie Außen- und Innenperspektive sich unterscheiden. In der Arbeit mit alten Menschen ist sie mit degenerativen Krankheiten wie Demenz, Parkinson oder den Folgen des Hirnschlags konfrontiert. Anfang 2025 erlitt sie selbst einen Hirnschlag mit Lähmungserscheinungen, Sprachverlust und kognitivem Versagen. Plötzlich wurde ihr Verzweiflung und Machtlosigkeit, die die von außen sichtbaren Behinderungen begleiten, zum Innenerlebnis. Sie ist überzeugt, dass neben Hoffnung auf Linderung auch Mitgefühl zu den wichtigsten therapeutischen Maßnahmen gehört.
Dynamik der Wärme Nach den Impulsreferaten der Kolleginnen aus der Heilpädagogik sprachen Vesna Forštnerič Lesjak und Matthias Rang von der Naturwissenschaftlichen Sektion. Vesna Forštnerič Lesjak zeichnete ein Bild von der Besonderheit der Erde im Kosmos – es ist magisch, dass ihr Abstand zur Sonne angesichts ihrer Größe präzis das Temperaturfenster schafft, das Leben ermöglicht – bis zum Menschen, der durch alle Wesensglieder hindurch Gleichgewicht und Dynamik der Wärme eigenmächtig gestaltet und – im Seelisch-Geistigen – gestalten lernen muss. Zentral ist dabei, Wärme und Kälte wie auch Licht und Finsternis nicht als Gegensätze, sondern als Polaritäten zu verstehen, die in harmonischer Verbindung zur Steigerung geführt werden können.
Drachenwärme Matthias Rang führte Vesna Forštnerič Lesjaks Ausführungen weiter zu einer Charakterisierung der Michaelsstimmung. Im roten Fenster des Goetheanum sind Michael und der Drache in enger Verbindung dargestellt – der eine hilft dem anderen in Erscheinung zu treten. Hier ist nicht Kampf gegen den Drachen das Thema, sondern souveräne Distanz im Miteinander. Matthias Rang fügte hinzu, dass Menschen auf dem Michaelsweg sich hie und da in einer weltfernen Blase bewegen, wenn sie Mut und als richtig erkannte Vorsätze zwar bis ins Herz, aber nicht in persönliches Handeln überführen. Das Gegenteil – Welt- und Erdverbundenheit – ist als Stimmung angestrebt. Nur in einem Punkt ist die Konzentration auf sich selber, Rang nannte sie Solipsismus, berechtigt: Unsere Aufgabe ist es, den Drachen in uns, nicht draußen im anderen, zu bekämpfen. Die Stimmung in der Schreinerei atmete Wärme, gerade weil in den Beiträgen nicht Belehrung, sondern Teilhabenlassen aufklang!
Im Zeichen des Tierkreises Für den zweiten Teil, eine Gesprächsrunde im kleinen Kreis, hatten die Veranstaltenden eine originelle Idee. Die Gruppen bildeten sich nach den Tierkreiszeichen, in denen sie Geburtstag hatten; im Zeichen des Löwen fand sich die größte Gruppe, in der kleinen Gruppe der Zwillinge stellte sich heraus, dass fast alle Teilnehmenden sogar am selben Tag geboren waren! Die Intimität der Gespräche schuf wieder Wärme, auch wenn – wie in meiner Gruppe – kontrovers diskutiert wurde. Im Plenum stellten alle die Ergebnisse ihres Gesprächs vor, der Form waren keine Grenzen gesetzt. So gab es eurythmische, lautmalerische, poetische und nüchtern vorgetragene Präsentationen. Es wurde deutlich ausgesprochen, dass solche neuen Formate und die intersektionelle Zusammenarbeit für zukünftige Veranstaltungen gewünscht werden.
Textarbeit auf der Tagung, Foto: Nicolas Prestifilippo








