2025 ist das 100. Todesjahr von Rudolf Steiner. Wie lebt er in einzelnen Menschen weiter? Eduardo Rincón, Co-Leiter der Sektion für Landwirtschaft am Goetheanum, gibt seine Antworten.
Für welche Lebensfragen ist dir Anthroposophie besonders wichtig?
Seit ich das Leben durch die Perspektive von Biologie und Landwirtschaft studiere, beschäftigen mich Fragen, die die Wissenschaft nie vollständig beantworten konnte. Was ist Leben? Woher kommt es und wie manifestiert es sich? Die Anthroposophie bietet einen Forschungsweg. Es ist eine ihrer Gaben, dass sie keine direkten Antworten liefert, sondern vom Forschenden tiefgreifendes Engagement erfordert, um diese Fragen zu beantworten.
Welchen Gedanken würdest du der Anthroposophie gern hinzufügen?
Ich möchte die Anthroposophie an sich nicht ändern, aber über die Art und Weise nachdenken, wie wir sie leben und in die Welt bringen. Wir befinden uns in einer Phase, in der wir Anthroposophie neu denken, neu fühlen und neu wollen müssen, angefangen bei uns selbst. Wie und wo lebt sie in uns? Ist sie vor allem in unseren Köpfen, wo wir danach streben, Rudolf Steiners Worte zu verstehen? Doch wenn sie sich nicht durch unsere Herzen manifestiert, bleibt sie abstrakt. Wenn wir der Welt ein ganzheitliches Verständnis von Anthroposophie vermitteln wollen, müssen wir dies durch unsere Liebe, unser Handeln, unsere Gutherzigkeit tun.
Wo hat Anthroposophie dein Leben verändert?
Als ich in meinem wissenschaftlichen Studium mit seinem rationalen Verständnis von Leben und Landwirtschaft in eine Sackgasse geriet, öffnete die Anthroposophie mir eine neue Sichtweise: Das, was wir sehen können, stellt nur einen Teil der Realität dar. Und auch das, was wir nicht sehen können, ist zugänglich und erkennbar. Man kann die Erde als Lebewesen und den Menschen als Verwalter der Evolution verstehen. Das hat meine Sicht auf das Leben, auf den Menschen und die Erde revolutioniert.
Kontakt eduardo.rincon@goetheanum.ch
Foto Xue Li








