London, England. Vom 10. bis 14. Juli finden am Goetheanum die Theater-Festtage statt. Teil des Programms ist das Stück ‹The Diaries of Adam & Eve›. Regisseur Christopher Marcus im Interview.
Worum geht es in der Aufführung?
Die Aufführung ist das Zusammenweben zweier separater Tagebucheinträge aus Mark Twains ‹Tagebüchern von Adam und Eva›. Darin werden zwei naive neugeborene Seelen dargestellt, die die alte biblische Geschichte in einer zeitgenössischen Sprache erzählen. Dies führt uns fast in das Genre des Absurden Theaters. Es hat uns die Freiheit gegeben, Spaß an der Stimme und Bewegung zu haben und damit zu spielen, einen epischen Erzählstil in ein Drama umzuwandeln.
Welche Themen und Fragen erforscht ihr?
Da sich die weibliche Eva zurückziehen musste und uns nur ein männlicher Schauspieler zur Verfügung stand, nutzten wir die Gelegenheit, uns mit dem Thema der Geschlechterungleichheit zu beschäftigen, so wie sie in den 1890er-Jahren zum Ausdruck kam. Der Text könnte heute als zynisch und misogyn gelten, aber von zwei naiven Seelen gesprochen, ist alles einfach eine Beschreibung dessen, was sie erleben, ohne dass eine negative Absicht dahintersteckt.
Welchen Einfluss hat Rudolf Steiners ‹Dramatischer Kurs› auf eure Arbeit?
Es handelt sich hierbei um ein Forschungsprojekt mit zwei jungen professionellen Schauspielern ohne Vorkenntnisse des ‹Dramatischen Kurses›. Das zeigt, welche Wirkung die Hauptübungen über einen Zeitraum von fünf Monaten an zwei Tagen in der Woche hatten. Wir haben festgestellt, dass der Kurs selbst keinen bestimmten Stil kreiert, sondern die Künstler dazu ermutigt hat, ihren eigenen, ganz individuellen Stil zu entwickeln. Sie nahmen die fünf griechischen Gymnastikübungen als ihre körperliche Vorbereitung, die sechs Gesten der Sprache als Grundlage für ihren Seelenausdruck und die Laute der Sprache als spirituelle Inspiration. Als Sprachtraining nutzten sie fast ausschließlich Steiners eineinhalbstündige Sprechübung für Schauspieler.
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Bild Jan Martin and Barnaby Tobias als Adam und Eva. Foto: Rudolf Steiner Haus London