Der wieder­geborene Wille

Mars zieht an Weihnachten und Ostern zweimal am kosmischen Ort der Inkarnation vorbei und inspiriert so zum Willen.


Am 21. Dezember um 10.20 Uhr ist Wintersonnenwende, der Sonnenbogen hat für die Nordhalbkugel der Erde seine tiefste Stellung erreicht. Wer abends die täglich frühere Dämmerung verfolgt, stellt allerdings fest, dass bereits am 6. Dezember der früheste Abend erreicht ist und am 21. Dezember die Sonne schon ein paar Minuten später untergeht. Wie kommt das? Die Ursache liegt an der elliptischen Bahn der Erde, sodass die wahre Tageslänge in der Weihnachtszeit etwas mehr als 24 Stunden ausmacht. Umgekehrt ist deshalb der späteste Sonnenaufgang nicht am 21. Dezember, sondern erst Anfang Januar. Die Folge: Die längste Nacht liegt nur rechnerisch am Tag der Wintersonnenwende. Real beginnt sie mit dem frühsten Abend Anfang Dezember und endet mit dem spätesten Morgen Anfang Januar. Über einen Monat erstreckt sich so die größte Dunkelheit des Jahres.

Licht in der Dunkelheit

Dreifach strahlt in diese Dunkelheit nun ein Licht hinein: So sind in den fortgeschrittenen Abendstunden alle zehn hellsten Sterne der von der Nordhalbkugel sichtbaren Sterne versammelt. Es ist ein stilles Feuerwerk des Lichts. Außerdem blitzen Anfang Dezember die Geminiden (aus Richtung Zwillinge) und Anfang Januar die Bootiden (aus Richtung Bootes) auf. Ein unsichtbares Licht bietet das Tierkreisbild Schütze. In der Zeit der Heiligen Nächte, vom 24. Dezember bis 6. Januar, wandert die Sonne, wie zu keiner anderen Zeit des Jahres, durch ein helles Sternenfeld – die Sterne des Schützen. Was für ein Bild: Die Sonne steht am tiefsten, das Leben der Erde ruht und zugleich ist die Sonne von einer Sternenkrone umgeben als Bild des geistigen Lichts. Für dieses geistige Licht öffnet sich eine Lücke in der Zeit, denn Mond- und Sonnenlauf gehen nicht ineinander auf. Zwölf Vollmondzyklen von je 29,5 Tagen summieren sich auf 354 Tage, während die Sonne 365,25 Tage für ihren Lauf benötigt. So verbleiben ihr 11,25 Tage oder zwölf Nächte ‹allein› – reine Sonnenwirkung. Dieses Spiel von hellen Sternen, Sternschnuppen und Wintersonne geschieht jedes Jahr. Verschieden ist die Stellung der Planeten. Sie geben jeder Weihnacht ein einmaliges kosmisches Siegel.

Mars verbindet Geburt und Tod

Dieses Jahr ist es Mars. Der Nachbar der Erde befindet sich in Erdnähe und leuchtet deshalb die ganze Nacht. Ein rotes Feuer im Meer der sonst kühl leuchtenden Sterne und anderen Planeten. Die ganze Adventszeit befindet sich der rote Planet dabei an einem herausragenden Ort des Tierkreises. Dort, wo im Krebs die drei Lichtlinien des Bildes zu einem diffusen Zentrum zusammenlaufen, steht der Planet des Willens. An keiner anderen Stelle des Tierkreises bildet sich solch ein Zentrum, ein Energieort der Identität, der Einheit, wie bei diesem Sternhaufen im Zentrum des Krebses. In der Antike hieß es, dass dort die Seelen auf ihrer vorgeburtlichen Reise in die Zeit kommen. Praesepe (die Krippe) heißt dieser stellare Geburtsort noch heute. Interessant ist nun, dass Mars hier Anfang Dezember stillsteht und am 7. Dezember seine Rückläufigkeit beginnt. Sie führt ihn in den beiden folgenden Wintermonaten zurück in die Zwillinge, um dann im März erneut auf das Zentrum im Krebs zuzustreben. In der Osterzeit erreicht er diesen Ort der Inkarnation von Neuem. Mars verbindet so Weihnachten und Ostern. Sicher ist die Geburt das größte Willensereignis des Lebens, sodass Mars bei Praesepe ohnehin eine weihnachtliche Konstellation ist. Jetzt wiederholt sich aber Mars bei Praesepe in der Osterzeit. Das wirft ein weiteres Licht auf diese Konstellation. Tatsächlich ist der Wille nicht nur ein Inkarnationsereignis, sondern auch ein Ereignis des österlichen ‹Stirb und werde›. Der eigene Wille wird heilig, wenn er aus der Selbsterkenntnis, aus innerer Verwandlung, innerem Tod hervorgeht. Damit ist der Wille gemeint, der sich jenseits von Eigennutz entfaltet. Wer solchen Willen beobachtet, wird wohl bestätigen, dass diese Taten einen höheren Segen haben für diese Welt, aber nicht ganz von dieser Welt sind. Für solch himmlischen Willen scheint Mars dieses Jahr aufzurufen.

In tiefer und weiter Liebe

Wie dieser größere, tiefere Wille gelingt, darauf verweist eine eindrucksvolle Konstellation Anfang des neuen Jahres. Seit Monaten strahlt am Abendhimmel Venus vom westlichen Horizont. Am 19. Januar steht Saturn, der Planet der Innerlichkeit und Reife, dicht neben dem Planeten der Liebe. Zugleich schimmern dabei im Hintergrund die Sterne des Wassermanns. Saturn als fernster und ruhigster Wandler schenkt dem Planeten der Liebe Tiefe und Reife. Der Beitrag vom Wassermann lässt sich aus der Sternenformation dieses Bildes lesen. Oben in der Mitte dieses Sternbildes formen vier Sterne eine wellenartige Linie. Weitere Sterne lassen diese Welle nach rechts bis über den Steinbock fließen und nach unten weit unterhalb der Tierkreislinie. So repräsentiert der Wassermann Weite, Weite, die das Bild selbst hervorbringt. Diese Weite schenkt der Wassermann Venus. Das ist die Himmelssprache an dieser Weihnacht: Der Wille wird himmlisch, wenn die Liebe tief und weit wird. Der himmlische Wille wird irdisch, wenn seine Geburt österlich wird, durch den Tod geht, und wiedergeboren wird.


Foto Siehe: Sternkalender 2025/26

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