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Das Geistige in mir und der Welt

Warum wir eine spirituelle Landwirtschaft und auch Ökologie brauchen, hat zutiefst mit dem Wesen des Menschen und seinem Selbstverständnis zu tun. Die Erde sind wir. Sie ist nicht ein von uns getrenntes, unabhängiges Wesen. Auf der Jahrestagung der Sektion für Landwirtschaft, die vom 5. bis 8.2.2020 in Dornach mit über 900 Teilnehmenden stattfand, ging es darum, verschiedenste Wege und Möglichkeiten zum Geistigen aufzuzeigen, um zu einem Verständnis zu gelangen, wieso eine anthroposophische Landwirtschaft und Weltanschauung den Herausforderungen der Zeit gewachsen ist.


«Die Erde, der Boden ist der Bauch der Pflanzen», sagte Gunilla aus Schweden, die den kleinen Hof ihrer Eltern übernehmen und ihn gern biodynamisch bewirtschaften will. Der Bauch, das Stoffwechselsystem, ist verbunden mit dem Schlafbewusstsein und der Intuition. Dort finden Prozesse statt, die alchemistischen Charakter haben. Welcher Bauer kann das wahrnehmen? Und ist es wichtig, da wahrnehmungsfähig zu werden? Rudi aus der Schweiz betreibt seit gut zehn Jahren seinen Hof in biodynamischer Weise. Er ist dazu gekommen, weil die Käserei im Dorf so arbeitet und er seine Milch dorthin verkaufen wollte. Wenn er heute über den Acker fährt und das Hornmistpräparat ausbringt, fragen seine konventionellen Kollegen meistens, was er dort spritzt und dass man bei Bio doch gar nicht spritzen darf. Wenn Rudi erzählt, dass er ein Horn mit Mist über den Winter in der Erde vergraben hat und im Frühling diesen Mist in Wasser rührt für eine Stunde, steigen die meisten schon mit der Geste von Hokuspokus aus dem Gespräch aus. Rudi selbst weiß auch nicht so genau, was da geschieht, und er kann auch nicht fühlen, ob es mit seinem Acker etwas anders macht, ob es den Pflanzen anders geht, mit und ohne diese Anwendungen. Aber das findet er nicht so schlimm, Hauptsache, nicht Chemie drauf.

Geistige Werkzeuge

«Das Geistige in mir ist das Werkzeug zum Geistigen in der Welt», mit diesen Worten eröffnete Jean-Michel Florin, Co-Leiter der Sektion für Landwirtschaft, die Tagung. Und der australische Bauer André Leu, der mit den Nachfahren der von Keyserlingks befreundet ist, wies auf die Kernaussagen des ‹Landwirtschaftlichen Kurses› hin, die meditiert werden können. Zugleich zeigte er moderne Untersuchungen, die mittlerweile wissenschaftlich belegen, dass Pflanzen ein Bewusstsein haben und wir alle durch ein kosmisches neuronales Netzwerk verbunden sind, was mit der Kirlianfotografie abzubilden ist. Damit ist klar, dass wir uns nicht auf dem Feld des Glaubens, sondern der des Wissens bewegen.


Jean-Michel Florin, Foto: Xue Li.

Jean-Michel Florin, Foto: Xue Li.

Dann betrat eine Frau die Bühne, deren Hände aussahen, als käme sie gerade aus dem Garten. Ute Kirchgaesser ist Züchterin und Gärtnerin aus Mitteldeutschland. Sie suchte einen anderen Zugang zur Wirklichkeit und begann vor einigen Jahren mit Experimenten wie dem Bespielen der Samen mit Musik. Sie nahm wahr, dass es die Pflanzen veränderte. Allerdings blieb in ihr die Frage, ob das überhaupt gut für die Pflanzen und den Menschen sei, der diese Pflanzen dann essen wird, und wie man darin urteilsfähig werden kann. Ihre Erfahrung verweist auf die direkte Erlebnissphäre. «Was an Denken aus den Erlebnissen heraus resultiert, ist ein anderes als das Denken, das aus einer gedachten Wirklichkeit entsteht.» Der Zugang zur Wirklichkeit liegt für sie mittlerweile eher im Fühlen bzw. dem Zusammenspiel von Denken, Fühlen und Wollen. Und diesen Zugang wiederum würde sie mit dem Wort ‹Glauben› bezeichnen, auch Glauben an ein ‹gemeinsam Ursächliches› von Mensch und Pflanze. Durch Meditation und Bildekräfteforschung gelingt es ihr mittlerweile, jeden Morgen dem Garten ein ‹Guten Morgen› entgegenzubringen. Und sie weiß sich gemeinsam mit anderen Wesen dort tätig. Das gibt ihr eine große Sicherheit, denn es birgt die Möglichkeit des Dialogs.

Was es braucht, um das Geistige in sich selbst wahrzunehmen, beschrieb der finnische Bauer Henri Murto in euphorischer Leichtigkeit und tiefgehender Weisheitswärme anhand seiner eigenen Biografie. Ein Stadtkind, das Interesse an Alchemie hat, landet auf einem biodynamischen Bauernhof in der schweigsamen Einsamkeit und stellt unbegreiflicherweise fest, dass es ihm dort richtig gut geht. Es gibt das finnische Wort ‹elinvoima›, das ausdrückt, dass die Organe (elin) sich selbst als kraftvoll (voima) erleben und diese Kraft in den Geist des Menschen hineinstrahlt. «Das Schwert Michaels liegt in den finnischen Wäldern», sagte Rudolf Steiner einmal. Henri weiß um die Wirksamkeit der Rhythmen, die das Leben tragen, um die Stille, das Schweigen, das Zur-Ruhe-Kommen. «Alles ist ein Kreis, alles stirbt und wird wieder. Das kann man im Leben mit der Natur und der Landwirtschaft so in sich verinnerlichen, dass es einen trägt.» Es gibt für ihn keine europäische Meditationstradition, wie sie in Indien oder anderen asiatischen Kulturen veranlagt ist. Aber er erlebt sein Tun, seine Arbeit auf dem Hof als eine Meditation. Insofern würde er sagen, dass ein europäischer Weg von Meditation genau der sein kann: im Tun zu sein und immer mehr erleben, was man dort eigentlich tut.

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Das Dogma einer wissenschaftlichen, und damit zählbar und messbar zu machenden Objektivität ist einer der Bereiche, der sterben muss. Der Glaube an den Materialismus der zweite.
— Hans-Christian Zehnter

Viele Referierende der Tagung berichteten von ihren eigenen Versuchen mit dem bewussten Wahrnehmen geistiger Wesenswirksamkeit aus ihren unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern. Und es erwies sich, dass es immer ein individueller Weg ist, auf dem man lernen muss, seinen Wahrnehmungen zu vertrauen, sie und sich selbst aber auch immer zu prüfen, wie der norddeutsche Bauer Christof Klemmer in seinem Impulsreferat in bescheidener Weise anmerkte.

Ökologie ist Soziologie

Henri Murto wies noch auf einen anderen Aspekt hin, mit alchemistischen Perspektiven. Die Ökologie und das Soziale erlebt er als zwei Seiten einer Medaille. Die Schwierigkeiten der heutigen Gesellschaften, vor allem der Stadtgesellschaften, die nicht mehr mit der Natur leben und dementsprechend nicht mehr wissen, fühlen, wollen, was Leben ist, weil sie die Rhythmen der Natur nicht mehr nachvollziehen können, müssen womöglich andere Bereiche finden, in denen sich neue Rhythmen entwickeln können. Einer dieser Bereiche kann das Soziale sein. Das Soziale lässt sich genauso wenig in ein Perfektes, Vollendetes gestalten wie die Landwirtschaft. Es ist wie das Leben auch ständig in Bewegung, in Veränderung. Wir brauchen ein Vertrauen ins Lebendige, ins Nichtperfekte, ins Nichtvorstellungshafte, was auch im Sozialen geübt werden kann. Welche alchemistischen Prozesse würden stattfinden, wenn auch das Soziale als ein wirkliches Leben verstanden würde? «Die eigene spirituelle Entwicklung geht immer Hand in Hand mit der Entwicklung der ganzen Erde», sagt Henri. Damit ist Spiritualität auch ein sozialer Prozess, und Landwirtschaften sowieso. Die innere Geste der Rekola Farm in Finnland beschreibt Henri als ein Arbeiten im Bewusstsein dessen, dass all die Arbeit für jemand anderen getan wird. Die Arbeit zu teilen, die Erfahrungen zu teilen, ein Gespräch zu teilen schaffen Harmonie und sind eines der Kriterien für geistige Wesen, sich und uns als Mitgestalter einer ‹Entwicklungsgemeinschaft› zu erleben. Durch jedes Teilen entsteht etwas Neues.

Erkenntnis des Werdens

Gegenseitigkeit bildet sich an etwas oder jemand außer mir Seiendem. Damit ist nicht festlegbar, wie etwas werden will. Können wir eine Erkenntnisart entwickeln, die das Werdende in den Blick nimmt? Das war eine Essenz des sehr präzisen und aufschlussreichen Vortrags von Constanza Kaliks. Im ‹Lebensraum› gibt es kein Zentrum, so wie die Bahnen der Planeten nicht zentrisch um die Sonne gehen, sondern elliptisch. Und eine Ellipse kann nur konstruiert werden mit zwei Fokussen, also ex-zentrisch. Wahrscheinlich reicht die Sprache der Mathematik, die von Verhältnissen so spricht, dass diese in ihrer Konkretheit keine Rolle mehr spielen, nicht mehr aus, um das Werdende zu formulieren. Da wäre eine neue Sprache nötig.


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Hans-Christian Zehnter hielt seinen Vortrag ‹Der Himmel auf Erden› in einer Schnelligkeit, die genug Raum ließ für das eigene Nacharbeiten hinterher. Er brachte als Phänomenologe und Goetheanist viele Beispiele, die zeigen, dass die geistige Seite der sinnlichen Welt immer durch uns hineingetragen wird. Was wir sehen, wo wir sehen, ist nicht dort zu finden, wo es sinnlich in Erscheinung tritt. Das Dogma einer wissenschaftlichen und damit zählbar und messbar zu machenden Objektivität ist einer der Bereiche, der sterben muss. Der Glaube an den Materialismus der zweite. Dass das andere, die Pflanze, der Stein, der Gedanke, der Mensch der Teil ist, zu dem ich mich hinwenden muss, damit es sich in mir aussprechen kann, hat dabei Relevanz für die Beweglichkeit unseres Geistes. In Steiners Worten: «Das sinnenfällige Weltbild ist die Summe sich metamorphosierender Wahrnehmungsinhalte ohne zugrunde liegende Materie.» (GA 1) Unsere Welt, wie wir sie sehen, ist eine Erscheinung und als Phänomen aufzufassen. Dessen Inhalt allerdings kommt aus dem Geistigen und unser eigenes Inneres ist zugleich das Innere der Natur, die geistige Seite. Somit ist der Himmel auf Erden und nicht dualistisch getrennt von uns.

Forschungsergebnisse

Wie kann man diese zarten Wahrnehmungen des Geistigen in der Welt, in der Landwirtschaft sichtbar machen?

Wie kann man sich zu einer Objektivität durchringen, die das Subjektive nicht ausschließt und doch mit der geistigen Gesetzmäßigkeit einer Erscheinung arbeitet? Der Forschungsring Darmstadt, eines der ältesten Forschungsinstitute zur biodynamischen Landwirtschaft, arbeitet seit gut 20 Jahren mit den Methoden der Bildekräfteforschung, wie sie durch die Gesellschaft der Bildekräfteforschung entwickelt worden sind. Sie untersuchen Präparate, Gemüse, Obst, Erde, Samen usw. auf der Lebenskräfteebene. Ihre Methoden und Ergebnisse präsentierte Dorian Schmidt. Qualitätsunterschiede lassen sich wahrnehmen und auch verbildlichen. Der Forschungsring hat unter Leitung von Uwe Geier die sogenannte ‹Wirksensorik› entwickelt, mit der sich auf wissenschaftlicher Methode (aus einem Panel von 60 unabhängigen Menschen, zwei Wissenschaftlern und zwei Wahrnehmungsgeschulten) nachweisen lässt, wie sich ein Lebensmittel in seiner Charakteristik darstellt. Man bietet Produktprüfungen für Hersteller an, aber auch Workshops zur Einführung in die wirksensorische Beobachtung. Ein großes Problem sieht Uli Johannes König vom Forschungsring vor allem darin, dass man seinen Wahrnehmungen nicht traut, dass man immer noch davon ausgeht, eine übergeordnete Institution habe die Deutungshoheit über geistige Wahrnehmungen. Dabei, so König, sei mit etwas Übung jede und jeder in der Lage, zu beobachten, welche Stimmung oder welches Körpergefühl nach dem Geschmackseindruck bleiben und welches Lebensmittel guttut. Die Grundlage der ‹Wirksensorik› ist die Annahme, dass jedes Lebensmittel (so wie es bei Genussmitteln in größerer Selbstverständlichkeit angenommen wird) unser Befinden subtil beeinflusst. Damit ist eine Tür zum Geistigen offen, so wie sie von Hans-Christian Zehnter beschrieben wurde.

Die Natur als Mutter erkennen

Spirituelle Landwirtschaft hat jedoch nicht mit der biodynamischen Bewegung oder der Anthroposophie begonnen. Die diesjährigen Erlebnisskizzen aus Südamerika und Neuseeland zeigten in respektvoller Weise, wie indigene Völker immer noch und schon seit Jahrtausenden in einem spirituellen Kontakt mit geistigen Wesen innerhalb ihrer landwirtschaftlichen Traditionen stehen. Oft lässt sich die biodynamische Landwirtschaft aus genau diesem Grund so gut in Weltgegenden etablieren, die noch stark mit der Erde verwurzelt sind. Ein Gang durch diese Kulturen wurde von dem chilenischen Mapuche-Indianer Marco Ancaten, der mittlerweile am Amazonas Land- und Forstwirtschaft betreibt, und seiner Frau Patricia Roth unternommen. In der ‹Lunge der Erde› arbeiten die beiden mit dem Wald, verarbeiten seine Erzeugnisse wie Paranüsse, Kautschuk und das Holz in nachhaltiger Weise. Gleichzeitig führen sie Bildungsarbeit und Ökotourismusseminare durch, die den spirituellen Kontext als Grundlage und heutige Notwendigkeit transportieren. Die Begegnung mit ‹Mutter Erde› beschreibt Marco als eine Begegnung, die immer persönlich ist, wie mit einer echten Mutter. Er und seine Frau haben gemeinsam die ‹Schule des Urwaldes› eröffnet und versuchen, Kindern und Jugendlichen durch Erfahrungen näherzubringen, was es heißt, mit einer lebendigen Natur zu leben.

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Die soziale Diversität ist ein Bereich, der genauso gepflegt werden muss wie der Boden oder die Pflanzen.

Das letzte Impulsreferat der Tagung wurde von Thea Maria Carlson gehalten, die die Geschäftsführung der Demeter Association USA innehat. Auch sie beschrieb in aller Deutlichkeit, dass es beim biodynamischen Landbau nicht nur um Artenvielfalt in Bezug auf die Pflanzen und Tiere geht. Sie warf die Frage nach der ‹menschlichen Diversität› auf. Dass weiße Siedler in den Staaten und allen anderen Kolonien eine Landwirtschaft entwickelt haben, die auch den Anfang lieferte für das, was wir heute als industrielle Landwirtschaft bezeichnen, und die sich auf die Arbeit von Sklaven stützte, welche ihren eigenen landwirtschaftlichen Traditionen entrissen wurden, hat heute noch seine Auswirkungen. Was sei dann die Verantwortung der biodynamischen Bewegung in Bezug auf die sozialen Beziehungen der Menschen? Die soziale Diversität ist ein Bereich, der genauso gepflegt werden muss wie der Boden oder die Pflanzen. ‹Cultivating relationships›, nannte es Carlson, denn das Fundament der Biodynamik ist die Schaffung von Freiheit für jedes lebende Wesen. Dass die biodynamische Bewegung nicht Gefahr läuft, wie ein Allheilmittel und damit eine Kolonialisierung über die Welt gebracht zu werden, öffnete ebenfalls die Augen für die Bedingungen, die das Geistige braucht, um von uns wahrgenommen zu werden: das Interesse am anderen, sei es eine Pflanze, ein Ort, ein Mensch, als einer Grundbedingung, den Weg zum Geistigen zu finden.

Spirituelle Ökologie

Um das Geistige wahrnehmen zu können, muss es still werden in uns. Die Erledigungen, die uns beständig antreiben, müssen auch mal schweigen. In der Natur oder in mir kann ich die Ruhe finden, die nötig ist. Ich kann mich bewusst für sie entscheiden. Ich kann in mir einen Nachklangraum öffnen, der ermöglicht, dass ich wesenhaft wahrnehme. Aber warum will ich das? Warum ist das eine Notwendigkeit der Zeit? Ökologisches Bewusstsein herrscht heute viel stärker als noch vor 20 Jahren, in den verschiedensten gesellschaftlichen Kontexten. Aber Ökologie und spirituelle Ökologie sind doch zwei verschiedene Dinge. Wir haben genügend Fakten zum Klimawandel, die messbar sind und eine Dringlichkeit aufzeigen. Und doch scheint das nicht auszureichen, um tiefgreifende Veränderungen unserer Haltung zu bewirken. Wir haben auch die geisteswissenschaftliche Methode der Anthroposophie, die mit nicht immer für jeden nachvollziehbaren Begriffen im kosmologischen und ontologischen Kontext arbeitet. Aber auch in solchen Begriffen liegt noch keine Garantie für ein ‹Herzdenken›. Eine spirituelle Ökologie im Landwirtschaftlichen und im Sozialen kann ich nur betreiben, weil es mir selbst ein Anliegen ist, weil ich selbst mich leer fühle, wenn ich nicht verbunden bin mit der Welt. Darin sind sehr wohl Qualitätsunterschiede in mir wahrnehmbar. Die Sehnsucht, aus der Stadt ‹in die finnischen Wälder› zu gehen, ist eine Metapher und eine Realität, die mich darauf verweist, dass ich selbst ein geistiges Wesen bin. Und spirituell ökologisch kann ich nur werden, wenn ich auf der Suche nach mir selbst in meiner Geistigkeit bin, um mich selbst meiner vermeintlichen Erdenschwere zu entheben, um zu bemerken, dass ich selbst mehr bin als zählbare Materie. Damit enthebe ich auch meine Welt ihrer reinen Sinnenfälligkeit. Solange ich mich nicht als Teil eines geistigen Ganzen verbunden fühlen kann, nützt eine auf Fakten begründete Ökologie wohl nicht viel. Solange ich nicht meinen Egoismus wahrnehme, der sich durchaus auch in meiner verschlafenen Unachtsamkeit anderen Menschen, anderen Lebewesen gegenüber ausdrückt, wird sich mir das Geistige nicht erschließen. Solange ich mich nicht leer fühle, wenn ich mich nur als materielle Sinneserscheinung wahrnehmen lasse, werde ich keine Notwendigkeit darin sehen, das Geistige zu suchen.

 


Das Goetheanum, gesehen durch die Installation von Claudy Jongstra. Foto: Xue Li.

Das Goetheanum, gesehen durch die Installation von Claudy Jongstra. Foto: Xue Li.

 

Die biodynamische Landwirtschaft und auch die Anthroposophie allgemein können an dieser Stelle für die Zukunft einen Platz einnehmen, der wichtig sein wird. Denn wenn auch nicht für jeden Menschen heute nachvollziehbar ist, was und wie das Geistige ist, so ist die Landwirtschaft doch der Bereich, der am meisten mit uns allen resoniert, wo viel leichter als in der Pädagogik oder dem Finanzwesen die Notwendigkeit einer anderen Haltung zum Menschen und zur Welt wahrnehmbar werden kann. Denn der Weg zum Geistigen in mir kann auch anders herum erfolgen. Eine spirituelle Landwirtschaft eröffnet auch ein Verständnis meines eigenen geistigen Seins und Wesens. Das war die Quintessenz der Tagung für all jene, die wie ich keine Bauern und Bäuerinnen sind.


Bilder: Eindrücke von der Jahrestagung der Sektion für Landwirtschaft, Fotos von Xue Li.

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