Was kommt nach dem Leben? Waren es vor hundert Jahren wenige Prozent der Bevölkerung, die an ein Leben nach dem Tode glaubten, so sagen in heutigen Umfragen gut ein Drittel aller Menschen in Mitteleuropa, dass für sie das Leben nach dem Tode weitergeht. ‹Rückkehr von morgen›, die Schilderung von George Ritchie, hat hier in den 70er-Jahren eine Bresche geschlagen. Im Alter von zwanzig Jahren wurde er im Lazarett zweimal für tot erklärt und kam nach neun Minuten wieder zu sich. Das Glück wollte es, dass er in seinem Psychiatriestudium bei Raymond Moody ein offenes Ohr fand. Moody sammelte daraufhin in seinem Buch ‹Life after Life› 150 ähnliche Fälle – ähnlich wie später der niederländische Arzt Pim van Lommel. Vor vielen Jahren berichtete Lommel im vollen Goetheanum-Saal von seinen Gesprächen mit Menschen mit Nahtoderfahrung. «Der Tod ist nichts weiter als eine Tür, durch die man geht», sagt Ritchie. Ob Eben Alexander in seinem Buch ‹Blick in die Ewigkeit› oder Anke Evertz in ‹Neun Tage Unendlichkeit›, all diejenigen, die jenseits der Lebensgrenze Erfahrung sammeln, vereint, dass sie auch in der Sprache an Grenzen kommen. Die ans Räumliche und Zeitliche gebundene Sprache versagt, wenn es darum geht, diese überzeitliche, unräumliche Welt zu beschreiben. Genau darin liegt die Vorbereitung: sprachlich, gedanklich oder gefühlsmäßig Grenzen zu überschreiten, das macht uns reisetüchtig für den großen Schritt.
Illustration Gestaltungsteam der Wochenschrift