Feste begehen

So erinnere ich daran, dass wir von einem Fest sagen, man begeht es. Die Begehung des Festes ist offenbar eine ganz spezifische Vollzugsweise in unserem Verhalten. ‹Begehung› – man muss ein Ohr für Worte schärfen, wenn man denken will, Begehung ist offenbar ein Wort, das die Vorstellung eines Zieles, auf das hingegangen wird, ausdrücklich aufhebt. Diese Begehung ist so, dass man nicht erst gehen muss, um dann dort anzukommen. Indem man ein Fest begeht, ist das Fest immer und die ganze Zeit da. Das ist der Zeitcharakter des Festes, dass es ‹begangen› wird und nicht in die Dauer einander ablösender Momente zerfällt.

Hans-Georg Gadamer, aus: Die Aktualität des Schönen. Kunst als Spiel, Symbol und Fest. Stuttgart 1983, S. 54.


Feste zu feiern, schenkt besondere Zeit-Räume, in denen sich Gegenwärtigkeit erfüllt.


Auswahl und Kommentar Johanna Lamprecht, Zeichnung Philipp Tok

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