Vesna Forštnerič Lesjak leitet seit 2023 mit Matthias Rang die Naturwissenschaftliche Sektion der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft. Wir fragen, wo sie herkommt, hinzielt und worum es ihr geht. Das Gespräch führte Philipp Tok.
Erde
Eine Einstimmungsfrage: Was ist dein Lieblingsgeräusch?
Vesna Das Lachen meiner Tochter. Wenn wir zwei am Abend zusammen sind, im Bett vor dem Gebet, lachen wir meistens viel und auf unsere besonders humorvolle Art und Weise.
Mein erster Eindruck von dir war die Präsentation einer Heilmittelfindung mit künstlerischen Methoden. Zeichnend, plastizierend, dichtend und musizierend nähertest du dich dem Lungenkraut an. Diese konkrete Möglichkeit, durch Kunst in Wirkungen und Wesen einzudringen, hat mich sehr berührt.
Als Pharmazeutin ist es mein Anliegen, aus der genauen Betrachtung der Naturprozesse in der Pflanzenwelt neue Heilmittelideen zu entwickeln. Der goetheanistische Schulungsweg ermöglicht die Übung der imaginativen Fähigkeiten, die notwendig sind, um auf lebendige und auch nachvollziehbare Art und Weise der Natur zu begegnen. Die pharmazeutischen Prozesse, die zuletzt die Natur- und Krankheitsprozesse verbinden, sind dann echt künstlerische Prozesse. Sie sind nicht beliebig, sie sind Teil der ‹exakten Fantasie›.
Wie verlief dein Weg ins Goetheanum?
Ich habe ihn nicht geplant. Der Anthroposophie in Slowenien zu begegnen, ist nicht leicht. Als Pharmaziestudentin ging ich zum Vortrag eines anthroposophischen Arztes. Er sprach über die Krankheitstendenzen im dreigliedrigen menschlichen Organismus – eine völlig neue Idee für mich. Seine Darstellung fesselte mich und ich fragte nach Forschungsprojekten für meine Diplomarbeit. Von ihm bekam ich den Kontakt zu einer Pharmazeutin und einem Biologen, die mich in ihre ‹berufsbegleitende Ausbildung in goetheanistisch-anthroposophischer Naturwissenschaft› einluden. Der Biologe und Goetheanist Jan Albert Rispens wurde für mich zum Türöffner. Ich musste den Goetheanismus vor der Anthroposophie treffen. Als Wissenschaftlerin habe ich keine neue Philosophie gesucht, sondern eine Erweiterung der konventionellen Wissenschaft, die mich schon im Studium seelisch-geistig ausgelaugt und erschöpft hat.
Mein Forschungsprojekt wurden die Zyklamen, also die Alpenveilchen. Ich erarbeitete mir die ‹neue› Methode schnell, als hätte ich sie schon lange in mir. Es entstand mein erstes Heilmittel für manisch-depressive Verstimmungen. Parallel begann ich eine Ausbildung in anthroposophischer Pharmazie in Deutschland und wurde direkt selbst Mentorin in der goetheanistischen Ausbildung – es war eine explosive Entwicklung in meinem Leben. Ich bekam meine ersten Studentinnen aus Kroatien und Slowenien. Gleichzeitig begann ich auf unserem Bauernhof mit Heilpflanzen zu arbeiten und gründete den Verein für naturwissenschaftliche Weiterbildung, anthroposophische Pharmazie und biodynamische Landwirtschaft ‹Sapientia› am Hof. Ich habe Radiosendungen und Fernsehvorträge über Heilpflanzen gemacht und lud Ärzte für Vorträge ein. Wir studierten Anthroposophie, gründeten Lesegruppen und stellten biodynamische Präparate her. Meine Familie machte alles mit.
Alles, was ich im Ausland und durch Eigenstudium lernte, empfand ich als Geschenk und spürte die Verantwortung, es gleich weiterzugeben. Den Familienhof habe ich auch übernommen und Demeter-zertifiziert, dazu auch Herstellungsräume aufgebaut und viele eigene Rezepturen für Nahrungsergänzungsmittel, Kosmetika und Zubereitungen entwickelt. Mit den Studentinnen arbeitete ich weiter. Wir führten tolle Forschungsprojekte zu Ende und trafen uns jährlich in Dornach mit anderen Mentoren. Hier wurde ich als Mentorin geschätzt. Aber ich dachte nicht, dass ich selbst einmal im Glashaus arbeiten würde.
Wie wurdest du gefragt, im Goetheanum mitzuarbeiten?
Die Hochschule suchte eine neue Leitung für die Naturwissenschaftliche Sektion, eine Person, die viele Bereiche abdecken kann. Sie fragten mich als jemand Jüngeres, eine Frau, vielleicht aus dem Ausland. Meine Verbindung zur Medizinischen Sektion und meine Tätigkeit als Landwirtin waren dabei wichtig. Das wurde als eine Bereicherung für die Sektion gesehen. Wir verstehen unsere Arbeit als Grundlage für andere Sektionen, wir wollen Fähigkeiten entwickeln, Wissenschaft durch Kunst bereichern und für andere Felder nutzen – in meinem Fall für Heilmittel, aber auch für Landwirtschaft, Sozialleben und Pädagogik. Ich war schockiert, als sie mich fragten, mitten in der Corona-Zeit. Glücklicherweise sagte mein Vorgänger Johannes Wirz, er würde noch ein Jahr machen. So konnte ich mich gut vorbereiten und hatte bereits eine gute Verbindung mit dem Glashaus.
Worauf hast du dich eingelassen?
Ich hatte zu Hause in Slowenien schon (zu) viele Initiativen, darüber hinaus hatte ich keine Ambitionen. Aber ich fühlte, dass ich mit meinen Potenzialen etwas Neues beitragen könnte. Wie weit das geht, wird man sehen. Es gibt viele Erwartungen. Mein Mann sagte, nur in Slowenien zu bleiben, wäre nicht genug für mich. Um die Sachen dort voranzubringen, müsse ich mehr lernen. Als Leiterin hier lerne ich ständig. Begeisterung, Initiativkraft, Kreativität, Freude und Offenheit in sozialen Begegnungen ist etwas, was ich mitbringe. Ich bin ein schneller Mensch, ich setze meine Ideen meistens sehr schnell um.
Wie sind nach einem Jahr deine Eindrücke im Verhältnis zu den Erwartungen?
Wunderbar, besser geht es nicht! Ich bin erstaunt, wenn ich hier so viel Kritik höre. Viele leben in alten Bildern und traumatischen Erlebnissen mit dem Goetheanum. Diese Geschichte habe ich nicht. Ich finde die Kombination in Hochschulkollegium und Goetheanumleitung wunderbar. Ich fühle mich als Teil dieser geistigen Familie, wir verstehen uns sehr gut, hören einander zu, respektieren uns. Wir arbeiten effektiv, fruchtbar und kollegial miteinander, auf gleicher Ebene und mit ähnlichen inneren Bildern für die Zukunft. Ich bin sehr zufrieden.
Planeten
Du bist sowohl in der Stadt als auch auf dem Land aufgewachsen. Was ist die erste Pflanze, an die du dich erinnerst?
Im Pharmaziestudium sprachen wir über Gerbstoffe in Eichenrinde und mussten alle chemischen Formeln auswendig lernen. Ich wusste, wie man die Strukturen zeichnet, dachte dann aber: Wie sieht die Eiche eigentlich aus? Ich hatte keine Ahnung! Da ging ich spazieren und traf auf eine Eiche. Zum ersten Mal schaute ich sie bewusst an – meine erste echte Begegnung mit der Pflanzenwelt auf dieser Ebene. In der Kindheit war ich mit einer Freundin ständig in der Natur und wir experimentierten, zum Beispiel mit Hühneraugen in Gläsern, mit verschiedenen Zusätzen (Salz, Essig usw.). Durch die Schulbildung verlor ich den Bezug völlig. Als ich der Eiche begegnete, war das ein starkes Aufwachen, wie eine Art Initiation. Mir wurde klar, ich wollte einen anderen Weg gehen. Die Formeln zu kennen, half mir nichts, ich fühlte mich so getrennt von der Welt. Dann kam der Goetheanismus als Schicksalsrettung!
In welcher Welt bist du aufgewachsen?
Als ich geboren wurde, gab es noch Jugoslawien. Als ich fünf Jahre alt war, begann der Krieg, aber Slowenien stieg nach wenigen Tagen wieder aus. Meine Mutter ist eine enthusiastische Hebamme, mein Vater arbeitete am Bahnhof. Wir lebten in einer sehr kleinen Stadt mit viel Geschichte, der ältesten Sloweniens, eine halbe Stunde von Steiners Geburtsort entfernt. Meine Kindheit war ruhig, ich konnte viel spielen. In der Schule war ich überall ausgezeichnet, eigentlich viel zu perfektionistisch. Erst am Ende des Gymnasiums hatte ich eine echte Krise. Im Studium suchte ich innerlich. Zuerst war ich in einem ‹Verein für eine bessere Welt› aktiv, wo wir uns über das Leben ausgetauscht haben und versuchten, Tugenden zu leben. Ich bin viel gereist, nach Indien oder Kenia, für humanitäre und medizinische Aktivitäten. Ich habe viele ‹große› Bücher aus verschiedenen Philosophien der Welt gelesen, mein liebstes Buch war die Bhagavadgita. In die Anthroposophie verliebte ich mich, weil der Begriff der Freiheit im Zentrum steht – das fand ich in keiner anderen Philosophie.
Welche Freiheitsidee hat dich begeistert?
Dass der Mensch sich selbst weiterentwickeln kann. Selbst Erkenntnisse und Fähigkeiten entwickeln zu können, diese Kreativität der Anthroposophie, wenn sie auf dem Goetheanismus basiert, ist, was auch Steiner wollte, damit sie nicht dogmatisch, sondern immer entwicklungsfähig, lebendig und organismisch bleibt – das fand ich nirgends sonst. Jeder Mensch kann das sein und es ist an uns, schöpferisch mit der Natur und Kultur umzugehen! Verantwortung für die Welt kann nur aus der Freiheit geboren werden. Deshalb gebe ich vieles Gelernte sofort weiter. Mehr Freiheit bedeutet auch mehrere Aufgaben, diese wieder mehr Verantwortung, aber auch mehr Fähigkeit, sie zu tragen.
Du hast die Aufbruchszeit der 90er-Jahre als Kind erlebt – diese Stimmung, dass jetzt alles möglich ist, eine bessere Welt kommen kann. Klingt das mit?
Ja und nein. Jugoslawien war anders als Deutschland. Viele ältere Menschen aus meinem Land vermissen die sozialistischen Verhältnisse. Für sie war das Freiheit. Es gab fast keine Arbeitslosigkeit, keinen Hunger, es war alles Gemeinschaft, es gab nicht zu große Unterschiede zwischen den Menschen und nicht zu viel Konsum, dafür viel Freizeit. Straßen, Krankenhäuser, alles wurde zusammen gebaut, und am Abend wurde immer gefeiert. Für viele waren das die besten Zeiten. Ich habe auch nur gute Erinnerungen aus der Kindheit, ich habe die Schattenseiten nicht miterlebt. Diese Gemeinschaftsbildung nehme ich als gute Seite mit und versuche, sie hier zu stärken. In unseren Kreisen vertieft man sich als Forscher oder Forscherin oft sehr und wird einsam. Gemeinschaft zu bilden, ist in der Naturwissenschaft nicht leicht. Ich versuche, die Menschen zu verbinden – ein gutes Erbe aus meiner Kindheit.
Wie gehst du Gemeinschaft an?
Ich treffe hier viele Menschen, die von der Geschichte traumatisiert sind. Sie sind erstaunt, dass ich mit ihnen spreche. Einige kommen jetzt zurück und zu unseren Veranstaltungen. Ich versuche, dass sich alle willkommen fühlen, aussprechen, wie sie die Sachen empfinden, und dass wir voneinander lernen. Jeder muss etwas lernen, weil sich auch jeder getrennt hat. Ich versuche, zusammen in die Zukunft zu gehen – das ist nicht immer leicht, aber schon ein Gespräch kann viel bewirken. Ich bleibe dabei aber auch ehrlich, klar und manchmal streng, wenn die Situation das erfordert. Meistens schätzen das Menschen, weil es gut gemeint ist. Seit ein paar Jahren organisieren wir ein Meditationswochenende, das wir jetzt jährlich machen werden. Wir änderten letztes Jahr das Format. Wir gaben Titel und Beschreibung und baten um Beiträge. Früher wählten wir aus, wen wir nehmen. Diesmal haben wir alle genommen, die etwas beitragen wollten. Ohne Kosten und Eintritt, nur auf Spendenbasis. Es gab parallele Workshops, jeder konnte frei wählen. Es entstand wirklich diese Stimmung der Gemeinschaft – jeder konnte kommen und beitragen. Am Ende zeigte sich das positiv auf allen Ebenen. Es ist immer spezifisch, wie man Gemeinschaftsbildung situativ fördern kann.
Links: Vesnas Familie bei der Arbeit am Hof. Von links nach rechts ihre Tochter Iris, ihr Vater Danijel, ihr Mann Edvard und ihre Mutter Angela. Foto: Vesna Forštnerič Lesjak. Rechts: Vesna während der Schwangerschaft beim Rühren des Baldrian-Präparats für den Komposthaufen, zusammen mit den Mitgliedern ihres Vereins Sapientia. Ein Monat später wurde ihre Tochter Iris am Ostersonntag geboren. Foto: Edvard Lesjak
Sterne
Was ist der Sinn deiner Erde? Wofür bist du hier?
Wir Menschen sind gewollt auf der Erde, hier gediegen unsere Aufgaben zu machen, der Welt zu dienen, sie zu pflegen und aufzubauen. Als einen Weg sehe ich das lebendige Denken und das organische Gestalten. Das fördert das Leben auf der Erde, das menschliche Leben, die eigene Biografie. Wenn wir nur tot, abstrakt denken, bringt das Totes auf die Erde. Aber jeder Mensch hat in sich, dass er Heilendes für die Erde will, dass er sich als Einzelner mit all seinen Fähigkeiten einbringen möchte. Damit hätten wir eine ganz andere Medizin, Landwirtschaft, ein anderes soziales Leben. Lebendiges Denken lehrt wichtige Fähigkeiten, auch für die Sozialgestaltung. Das will ich fördern. Ich erlebe, dass auch viele Anthroposophen den Goetheanismus nicht wirklich wertschätzen. Da muss es noch viel mehr zu einer Synthese mit der Anthroposophie kommen – den Goethe-anismus als Basis anzuerkennen und zu üben. Man muss ihn üben.
Der Sinn deiner Erde ist, sie weiterzuentwickeln – die Schöpfung nicht nur zu erhalten, sondern mehr daraus zu machen. Dein Schlüsselwort ist ‹Goetheanismus›. Was meinst du damit?
Es ist ein Weg, der Mensch und Natur verbindet. Man wird Schritt für Schritt eins mit der Welt, dehnt sich innerlich mit seinen Erkenntnissen aus seinen Grenzen heraus. Eine Brücke zwischen Subjekt und Objekt der Betrachtung wird geschaffen. Selbsterkenntnis wird Welterkenntnis. Es ist ein tief esoterischer Weg, der im beruflichen Ausleben eine volle Verwirklichung finden kann. Die rosenkreuzerischen Ideale lassen sich durch den Goetheanismus in dieser Zeit völlig verwirklichen. Da steckt noch so viel Potenzial drinnen. Steiner sagte, der Goetheanismus liegt noch im Grab und muss auferstehen. Wenn das als Kulturimpuls stattfindet, wird das direkt in eine neue Auffassung des Mysteriums von Golgatha hineinführen.
Was hast du mit der Sektion vor, wo möchtest du mit ihr hin? Was wäre das beste Ergebnis deiner Mitarbeit?
Wir wollen die Menschen zusammenbringen, damit wir Kraft gewinnen. Ich arbeite am liebsten mit der jungen Generation, also den Studierenden, damit es an die Folgegenerationen geht und in neue Länder kommt, dass es weltweit wird, ein Weltimpuls. Die junge Generation und ihre Ausbildung sind mir sehr wichtig, aber auch die Gemeinschaftsbildung. Ich liebe die bildschaffenden Methoden, bin sehr mit der Steigbildmethode verbunden, wo man Prozesse begleiten und über Qualitäten wissenschaftlich etwas sagen kann. Das ist wichtig für Medizin und Landwirtschaft, denn unsere Arzneimittel schätzen wir wegen ihrer Qualität. Wir haben Zugang zu Qualitätsfragen. Mein Beitrag wird versuchen, wissenschaftlich zu begründen, warum sie berechtigt sind. Und ich möchte weitere Heilmittel entwickeln. Gerade habe ich ein Buch über Wilde Karde und Borreliose herausgegeben, mit einem neuen Medikament. Das war ein neunjähriges, sehr erfolgreiches Projekt, gemeinsam mit meiner Studentin. Aus solchen Impulsen will ich auch zu Hochschulinhalten beitragen: wie man Naturwissenschaft und Spiritualität verbindet, die esoterische Seite der Naturwissenschaft. Da liegen große Aufgaben, wir Naturwissenschaftler haben einen starken Zugang dazu. Vielleicht konnten wir bisher noch nicht so ausdrücken, wie man die spirituelle Seite durch Naturwissenschaft nährt. Viele Aufgaben! Wir haben ein kleines Team. Wir zwei Co-Leiter arbeiten 50 Prozent, die Assistentin Vollzeit. Vier Kollegen arbeiten an ihren Projekten finanziert durch Fördergelder und zwei emeritierte Sektionsleiter helfen uns noch freiwillig. Die Erwartungen und Bedürfnisse in der Welt sind so hoch, dass es sehr schwer ist. Gleichzeitig bemühen wir uns, auch neue Mitarbeitende mit Projekten einzubeziehen. Ich bin dankbar für meinen Kollegen Matthias Rang, wir sind sehr unterschiedlich, aber wir denken ähnlich für die Zukunft und verstehen uns sehr gut.
Welchen Support wünschst du dir? Mit wem möchtest du zusammenarbeiten? Wen würdest du gern an deine Türe klopfen hören?
Ich hatte einen Traum, als ich hier ankam: Ein junges Doktorandenpaar in Biochemie klopfte ans Glashaus. Sie sagten, sie wollten leben wie ich, mit ihrem Beruf einen anderen Weg gehen, und sie fragten, wie man das macht. Sie erzählten, wie stark sie das als Not und Bedürfnis fühlen, und weinten. Ich sagte, ich könne ihnen keine Stelle geben, aber erzählen, wie ich dazu kam, damit sie vielleicht ihren Weg finden. Das ist der Schmerz – dass wir es nicht geschafft haben, den Goetheanismus in die Welt zu stellen, sodass man damit beruflich tätig sein kann. Wir haben wunderbare Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die vielleicht etwas an der Uni machen, aber sonst nicht davon leben können. Sie können sich mit dem Goe-theanismus noch nicht richtig in die Welt stellen. Eine große Zukunftsherausforderung.
Ein Mangel an Forschungsinstituten und Gemeinschaften? Die Berufsbilder und Geschäftsmodelle fehlen. Zur Konkurrenz steht eine komplexe Wissenschaftswelt mit viel Finanzierung und gewichtigen Interessen. Wie lässt sich eine andere Wissenschaftswelt daneben etablieren, was braucht sie?
Wissenschaftler führen die Welt, haben großen Einfluss. Viele meiner Pharmaziekollegen müssen konventionell arbeiten. Sie hassen es, wollen etwas anderes machen, kommen oft zu meinen Vorträgen. Es ist schmerzhaft, dass es so wenig Alternativen gibt. Die müssen wir in Zukunft irgendwie schaffen. Immer wenn ich nach Dornach komme – ich pendle, um die Balance zwischen Familie und Aufgaben zu wahren –, schaue ich zum Goetheanum und erlebe das als großes Geschenk. Ich wünsche mir, dass wir das als Menschen und Mitglieder wirklich schätzen. Für mich war es immer ein Ort zum Lernen und Forschen, für Hoffnung und Begegnung. Ich hoffe, wir schaffen es, von der Kritik wegzukommen und konstruktiv miteinander zu arbeiten. Das als Zukunftswunsch. – Ich erlebe nicht nur die Goetheanumleitung zusammen mit dem Vorstand als sehr schön, sondern alle Mitarbeitenden. Es ist unglaublich, was für Menschen wir hier haben. Ich hoffe, wir begreifen bewusst, was wir haben. Das ist so selten in der Welt, das muss man schätzen lernen. Danke!
Dankeschön!
‹Vesna› bedeutet Frühling auf Altslawisch. Dann weiter mit folgender Aussprache: ‹Forscht-neritsch› und abschließend ‹Lesjak›. Sie ist Pharmazeutin und Landwirtin. Seit 2013 Produktionsfirma für Nahrungsergänzungsmittel und Kosmetika, Gründung und Leitung des Vereins für naturwissenschaftliche Weiterbildung ‹Sapientia› und der Sektion für anthroposophische Pharmazie und Medizin in Slowenien. 2019 Übernahme des ökologischen Familienbauernhofes und Demeter-Zertifizierung.
Titelbild Vesna Forštnerič Lesjak, Foto: Xue Li