An der Goetheanum-Weltkonferenz 2023 hatten die Sektionen für Bildende Künste, Redende und Musizierende Künste und Schöne Wissenschaften ein Forum ‹Verwandlung durch Kunst. Was kann die Kunst zu den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen beitragen?› angeboten. Jeder der Tage wurde durch zwei Referate zu Themen aus der Ästhetik, der Menschenkunde, der Eurythmie, der Architektur, der Malerei und der sozialen Kunst eingeleitet, an die sich Arbeit in Kleingruppen anschloss. Aus dem Forum und den Sektionskreisen haben sich Ende Juni 2024 rund 20 Künstlerinnen und Künstler aus Europa und Übersee zum Kolloquium getroffen, aus dem ein Forschungsprojekt1 werden soll. Einige Gedanken zur Inspiration im künstlerischen Prozess seien als Einführung vorangestellt.


Wenn Homer seine ‹Ilias› mit den Worten: «Sage mir, Muse, die Taten des vielgewanderten Mannes, welcher so weit geirrt nach der heiligen Troja Zerstörung»2 beginnt, so lässt er sich die Gesänge durch die Inspiration einer Muse zuflüstern, mit deren Hilfe er das gewaltige Epos in Sprache zu fassen vermag. Hier kommt ihm das Epos durch ein geistiges Wesen zu. Das lyrische Ich in Hölderlins Gedicht ‹Wie wenn am Feiertage› vermag zuerst den göttlichen Strahl aufzufangen, doch dann versagt ihm unter der erschütternden Gewalt die Stimme: «Doch uns gebührt es, unter Gottes Gewittern, Ihr Dichter! Mit entblößtem Haupte zu stehen, des Vaters Strahl, ihn selbst, mit eigner Hand, zu fassen […] doch weh mir, wenn von/ Weh mir!», so bricht das Lied des Sängers jäh ab. Er empfindet sich als falschen Priester, der von den Himmlischen ins Dunkel herabgeworfen wird und «Das warnende Lied den Gelehrigen singe. Dort».3 Der Wille, die Welt der Himmlischen zu schauen, endet in einem jähen Absturz ins Dunkel der Erdenwelt. Dort findet sich das Ich mit sich selbst konfrontiert. Der vormalige Priester fühlt sich nicht würdig, die Botschaft zu verkünden, so wird aus ihm ein Warnender, denn den Himmlischen sich zu nahen, scheint eine Vermessenheit zu sein. Der schöpferischen Sphäre nähert sich weniger dramatisch und dennoch tief ergreifend der alte Goethe in seiner ‹Zueignung› zu ‹Faust I›: «Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten! Die früh sich einst dem trüben Blick gezeigt. Versuch’ ich wohl euch diesmal fest zu halten? Fühl ich mein Herz noch jenem Wahn geneigt?» Es sind die Verstorbenen, die verwandten Seelen, die an seinem inneren Auge vorüberziehen und aus Dunst und Nebel, gleichsam traumhaft um ihn herum aufsteigen. Er nimmt sie innerlich bewegt auf. Am Ende der ‹Zueignung› fühlt sich das Ich «jugendlich erschüttert, Vom Zauberhauch, der euch umwittert». Es ist der Raum der Inspiration, der sich dem «strengen Herz» öffnet, das sich nun «mild und weich fühlt», sodass es sagen kann: «Was ich besitze, seh’ ich wie im weiten / Und was verschwand, wird mir zu Wirklichkeiten.»4 Die Begegnung mit den Verstorbenen öffnet das Herz des Ich, die irdischen Güter entfernen sich, stattdessen nähert sich etwas, was es schon verloren glaubte, und wird zur Wirklichkeit.

Alle drei Arten von Begegnungen mit dem Übersinnlichen, der Muse, den Göttern oder den «schwankenden Gestalten», bringen eine andere Schicht der Realität zur Wirkung, der sich das Ich hingibt. Im Falle Homers macht es sich zum Organ, zum Mund dieser Realität. Bei Hölderlin erlebt das Ich die eigenen Grenzen in der Begegnung mit dem Göttlichen. Bei Goethe eröffnen sich im Loslassen des Bisherigen neue Wirklichkeitsbereiche. Die Verwandlung des Gegebenen geschieht in und durch die Hingabe an diese andere Realitätsschicht. Dass sie zur Wirkung kommen kann, hat die Hingabe des Künstlers oder der Künstlerin als Voraussetzung.

Heute ist der Zugang zu den Musen, den Göttern oder den Verstorbenen nicht ohne Weiteres vorhanden. Es gibt im künstlerischen Schaffen die Bemühung um einen Dialog mit einem unsichtbaren Gegenüber – der Künstler oder die Künstlerin ringt um Inspiration. Die noch bei Homer, Hölderlin und Goethe sehr präsente Welt des Übersinnlichen und Inspirativen ist in die Ferne gerückt und muss von jedem Kunstschaffenden neu errungen werden. Die Digitalisierung und die künstliche Intelligenz machen es heute notwendiger denn je, sich diesen Quellen bewusst zuzuwenden, damit klar wird, wer wen inspiriert und wessen Geistes Kind die künstlerischen Schöpfungen sind. An dieser Frage wird sich die Bedeutung der Kunst für den Menschen und die Gesellschaft zukünftig entscheiden. Habe ich die Fähigkeit zu unterscheiden, ob das vorliegende Gedicht von Paul Celan ist oder ob es durch eine KI simuliert und mit diesem Namen versehen wurde?

Christiane Haid


Ausstellung Ester G. Mecias, 2024, Foto: Xue Li

Ästhetische Erfahrung als Transformationskraft

Bodo von Plato

In den existentiellen, menschengemachten Herausforderungen von heute und morgen wird wohl die Kunst – im Zusammenhang mit Wissenschaft und Lebensführung – eine ganz maßgebliche Rolle zu spielen haben. Denn sie ist selbst menschengemacht und führt doch, wo sie ihren Namen verdient, immer über sich selbst und den einzelnen Menschen hinaus. Alle Kunst findet in der Ästhetik ihren konkreten Zusammenhang mit Erkenntnissuche und Reflexion (Wissenschaft), mit täglichen und spirituellen Existenzfragen (Lebensführung). Denn sie ist nicht allein Reflexion des Kunstschaffens. Ursprünglich und ihrer Bestimmung nach ist sie Verbindung von Materie und Geist, von Stoff und Form, von sinnlicher und übersinnlicher Welt. Sie ist Verbindung, Durchdringung und Verwandlung von Gegensätzen – im Menschen, durch den Menschen, als Mensch.

Eine Wertschätzung und Ausbildung ästhetischer Erfahrung eröffnet menschliche, unerwartete und transformatorische Horizonte. Ästhetische Erfahrung ist nicht und nie einseitig; sie unterscheidet wohl, aber verbindet das Verschiedene; sie entsteht aus Verbindendem ohne Unterscheidungslosigkeit; sie ist beziehungsstiftend; sie lebt gleichermaßen aus empfangen und hervorbringen; sie ist – wie die in ihrer Unwirksamkeit wirksame Kontemplation – passiv und aktiv zugleich; sie weiß um eine Verhältnismäßigkeit, die nicht vorher gewusst werden kann; sie erscheint am vollkommensten, wo Sinnliches und Geistiges einander wirklich durchdringen, wo Wahrnehmung und Reflexion Unvorhersehbares in Angemessenheit schaffen.

Wirklich, unvorhersehbar und angemessen wie der Mensch selbst. Schöpferisches Geschöpf, das erkennt und hervorbringt – und bald dieses durch jenes. Erkennen des Erkennens als Menschliches des Menschen?

Das ‹Wie› schöpferischen Erkennens: die Sprache. Das ‹Wo›: im Herzen.

«Der Mensch ist der Erkennende derselben Sprache, in der Gott Schöpfer ist. Gott schuf […] den Erkennenden zum Bilde des Schaffenden.» Walter Benjamin

Sprache des Herzens – als menschliche Erfahrung, als menschliche Praxis – menschlich ist Welt empfangend, Welt hervorbringend; menschlich ist sichtbar-unsichtbar, hat Maß, ist ästhetisch. Ästhetische Erfahrung, die sich ihrer selbst bewusst wird, verwandelt sich in ästhetische Praxis. Was ästhetische Erfahrung erlebt, erreicht ästhetische Praxis – und umgekehrt.

Mit anderen Worten: «Erkenntnis im Menschen ist dessen Teilnahme an dem, was sich die Wesen und Vorgänge in der geistigen und physischen Welt zu sagen haben. […] Und der Mensch selbst wird das Wort für die von ihm wahrgenommene Außenwelt.» Rudolf Steiner


Joseph-Beuys-Tagung, 2022, Foto: Xue Li

Den Kunstbegriff erweitern

Angèle Ruchti

Wir können die heutigen Herausforderungen auf drei Bereiche herunterbrechen: Probleme zwischen mir und der Mitwelt, zwischen mir und den Mitmenschen und schließlich mit mir selbst. Da setzt Bewusstseinsbildung, Fähigkeitsbildung, Gemeinschaftsbildung an. Also Kunst. Seit meiner Ausbildungszeit in Dornach kreisen meine hauptsächlichen Fragen immer um die Kunst und wie Kunst, respektive der künstlerische Prozess, in die Gemeinschaftsbildung einfließen kann. Es braucht dazu Fähigkeiten, die jederzeit und überall erworben werden können. Diese Fähigkeiten zu erwerben, ist mit Üben verbunden, und das geht nur in Beziehungen, also im Austausch mit anderen Menschen. Was ich selbst üben kann, ist, wie ich meine Aufmerksamkeit bündeln und wo ich mein Bewusstsein hinschicken kann, also womit ich mich beschäftige. Wenn ich Stille pflege und mit mir selbst pfleglich umgehe, kann ich mich anders mit Menschen verbinden.

Am künstlerischen Prozess erlebe ich Selbstwirksamkeit. Ich übernehme Verantwortung für das Gestalten. Ich gestalte mit den Farben, den Materialien, mit Pinsel, Wasser, Stiften, damit eine Komposition entsteht, die für Betrachtende eine Lesbarkeit hat. Dieser künstlerische Prozess hat sehr viel mit Mut zum Nichtwissen zu tun, mit einem Nullpunkt und dem Nichts. Da muss ich Verletzlichkeit zulassen. Ein Nichtwissen aushalten und annehmen ist der zentrale Punkt. Ich kann im Bild eine Stelle haben, die mir sehr gut gefällt, die ich gerne behalten möchte. Ich male drumherum und lasse diese Stelle unbearbeitet, bis ich merke, wie dieses Behalten-Wollen mich blockiert. Irgendwann merke ich, diese Stelle passt gar nicht mehr zum Ganzen. Das Ganze hat sich entwickelt, diese Stelle nicht! Ich muss sie aufgeben. Eine andere Situation ist, wenn ich eine Problemstelle im Bild habe. Ich beiße mich da fest und arbeite nur noch an dieser Stelle. Es wird aber immer schlimmer, weil ich den Umraum nicht mehr mit im Blick habe. Auch das blockiert. Beide Beispiele zeigen, dass ich an einer gewissen Stelle im Prozess bereit sein muss, loszulassen. Jede Entscheidung nimmt Möglichkeiten weg, schafft aber zugleich neue Möglichkeiten. Das kennen wir auch aus sozialen Zusammenhängen. Auch in Gemeinschaften ist Loslassen wichtig und erlaubt, dass die Art, wie wir miteinander sprechen und einander zuhören, einen Raum schafft, der etwas (wie ein Bild) erst entstehen lässt. Das ist der künstlerische Prozess. Das ist in jeder Gemeinschaft als co-kreativer Prozess möglich. Die Stille ist da auch sehr wichtig. Ein Bild lebt hauptsächlich von belebten Zwischenräumen, wo scheinbar nichts ist. Das macht ein gutes Bild aus. Auch in Gemeinschaften können wir ‹Werkzeuge› nutzen, um diese Co-Kreativität überhaupt erst zu ermöglichen. Als Malerin wähle ich Format und Materialien. Das sind nur die Werkzeuge, noch nicht das Bild. Das wird erst entstehen. So auch in Gemeinschaften. Es muss erst ein sicherer Raum bereitet werden (das Format). Wir wissen nicht, wie es geht, aber wir können uns co-kreativ herantasten. Das erfordert Mut und die Bereitschaft, sich auf das Nichtwissen einzulassen.

Meret Oppenheim sagte einmal auf die Frage ‹Warum macht man Kunst?›: «Weil es wirklich in unserer rationalistisch eingestellten Welt das Einzige ist, was uns überhaupt noch mit unseren Wurzeln verbindet.» Daran möchte ich künftig mitwirken, Menschen mit sich selbst in Berührung zu bringen. Da können wir uns als Gesellschaft gegenseitig helfen. Da wohnt Co-Kreativität, da kann Neues entstehen. Das ist wichtig für die Zukunft. Das ist Sozialästhetik.


Ausstellungsansichten, Barbara Groher, 2021. Foto: Xue Li

Das Künstlerische als dynamische Mitte

Iftach Ben Aharon

Kunst als Tätigkeit und Erlebnis ist für das Denken schwer zu erfassen. Kunst ist seit fernen Vergangenheiten im menschlichen Leben präsent, sie appelliert in unmittelbarer Weise an das Gefühl und unsere Erlebnisse. Kunst aktiviert, stimuliert, fordert heraus, sprengt die Grenzen des Vertrauten, doch für das Denken ist sie zugleich ein Rätsel. Das wirft die Frage auf, was Kunst überhaupt ist? In unserer gegenwärtigen Zeit, dem Zeitalter der Bewusstseinsseele, verliert das, was wir uns nicht zu Bewusstsein bringen können, was wir nicht durch das Denken bewusst erfassen können, allmählich seinen Platz im Leben und in der Kultur. Ein aktuelles Beispiel dafür ist die Reduktion von Kunstunterricht im staatlichen Bildungssystem.

In seinem Werk gibt Rudolf Steiner an vielen Stellen Hinweise, in welche Richtung wir uns mit dieser Frage wenden können. Das Kernmotiv ist dabei, dass der Schlüssel zum Verständnis der Welt im Menschen selbst liegt. Daher müssen wir uns durch phänomenologische Beobachtung ein Bild vom Menschen machen, was unser Wesen als eine Ganzheit von Mensch und Welt auffassen kann. Wo im Menschen liegt der Ausgangspunkt für künstlerische Aktivität und künstlerisches Erleben? Was macht das künstlerische Element in der Gesamtheit des Menschen aus? Wir verlagern die Frage von der Ebene des Produkts (Kunst als fertiges Objekt) auf die Ebene der Aktivität (das Künstlerische als Qualität, als Grundaktivität unseres Seins).

Die Betrachtung des Menschen zeigt eine grundsätzliche Polarisierung: Einerseits übt der Mensch eine bewusste Denkaktivität aus, die sich in der Erstellung von Begriffen zeigt. Andererseits geht seine Willenstätigkeit in Richtung Handeln. Das Denken ist seiner Natur nach Licht, das heißt eine strahlende Aktivität, deren grundlegende Geste vom Zentrum zum Umkreis ausströmt. Durch das Denken versuche ich, als individuelles Zentrumswesen, die Gesetzmäßigkeit der Dinge, also einen allgemein-universellen Inhalt zu erfassen. Verstehen bedeutet, dass ich als einzigartiges Wesen den allgemeinen Inhalt des Seinsumkreises bewusst erlebe. Die grundlegende Geste des Willens zeigt sich dem entgegengesetzt. Der Wille geht von der Peripherie aus. Er steht polar zum ‹Umkreisergreifen› des Denkens aus dem Zentrum. Der Wille ist eine Stärkung und Konzentration durch Kraftansammlung, Verdichtung und Ballung. Er zeigt eine Bewegung vom Umkreis zur Mitte. Die Handlung ist dann die spezifisch-individuelle Verwirklichung eines Gedankens allgemein-universeller Natur.

In der Mitte zwischen Denken und Wollen lebt das Gefühl. In seiner elementarsten Form erscheint es als eine Wechselbewegung zwischen Sympathie, die einen warmen, sich ausbreitenden Charakter hat, und Antipathie, die einen kalten, sich zusammenziehenden Charakter hat. Im Wesentlichen ist das Gefühl eine pulsierende Bewegung um ein inneres Zentrum, das meine persönliche Einstellung zu Dingen ausdrückt: angenehm oder schmerzhaft und so weiter. Es gibt aber auch eine tiefere Gefühlsebene, ein gleichsam transformiertes Gefühl, das direkt auf die Wirklichkeit hinweisen kann. Der Künstler oder die Künstlerin arbeitet besonders mit dieser Gefühlsebene. Als Maler kann ich zum Beispiel mit Sicherheit empfinden, dass oben links im Bild ein blauer Fleck fehlt. Ich habe keine Möglichkeit, dies durch das Denken zu beweisen, aber das umgewandelte Gefühl, das zu einer Art Wahrnehmungsorgan in mir geworden ist, weiß es. Tatsächlich ist das Denken selbst in dieser Hinsicht hilflos. Es kann nur das formulieren, was ich durch jenes Erlebnisorgan, das Steiner auch «den künstlerischen Sinn» nennt, wahrgenommen habe. Diese Gefühlsebene ist trainierbar. Die Ausbildung dieser Fähigkeiten ist eines der Merkmale, die die anthroposophisch-künstlerische Ausbildung auszeichnen. Durch diesen inneren Sinn nehmen wir kompositorische Zusammenhänge, Harmonie und Kompatibilität wahr, also das ‹Wie› des Kunstaktes.

Doch mit dieser Beschreibung haben wir das Verständnis des künstlerischen Mittelraums zwischen Denken und Wollen noch nicht voll ausgeschöpft. Das Denken bewegt sich als Lichtaktivität vom individuellen Zentrum zum universalen Umkreis, der Wille hingegen als Verdichtungs- und aktiv handelnde Bewegung vom universalen zum individuellen Zentrum. Die Mitte ist ihrem eigentlichen Wesen nach die Umkehrbewegung, die sowohl das Zentrum zum Umkreis als auch den Umkreis zum Zentrum macht. Die Form der Lemniskate macht diese Qualität der Umkehrung sichtbar (wobei die Betonung hier auf der Umkehrung durch den Mittelpunkt liegt). Beim Durchgang durch den ‹unendlich kleinen› Mittelpunkt wendet sich das Innere nach außen und das Äußere nach innen. In unserem Zusammenhang ist es wesentlich zu bemerken, dass dies genau der Punkt ist, an dem sich das Verstehen in einen Impuls des Wollens, und das Handeln in ein neues Verstehen verwandelt. Das bedeutet auch bildlich gesprochen, dass wir selbst unendlich klein werden müssen, damit wir diesen Wendepunkt durchqueren können. Das wahre Zentrum trägt den Umkreis in sich und offenbart sich als umwandelnde, pulsierende Bewegung. Es zeigt sich damit als das Wesen der Harmonie – im rhythmischen Hin- und Herschwingen zwischen Zentrum und Umkreis – im Menschen und in der Welt. Das ist der Kern des Künstlerischen.

Das künstlerische Element bezieht sich somit auf die dynamische Mitte und das wiederholte Durchschreiten von Schwellen der Umkehrung, schließt also notwendigerweise auch das Erlebnis der Wiedergeburt durch die Schwellen der Unwissenheit und Ohnmacht mit ein. Von hier aus lässt sich auch verstehen, warum die Mitte für das Denken schwer zu erfassen ist. Die Pole sind klarer und leichter zu greifen. Die Rolle des Denkens und die Kriterien seines Handelns sind Gegenstand der wissenschaftlichen Methode. Der durch die Tat erfüllte Wille wird im praktischen Leben auf die Probe gestellt: Es funktioniert oder nicht. Doch um die Mitte als pulsierende Bewegung zu begreifen, müssen wir eine neue Denkweise entwickeln, die ihrerseits auf Bewegung und Umwandlung basiert.

Das Künstlerische beinhaltet zu seiner besonderen Qualität als Mitte gleichzeitig das Spezifische und das Allgemeine. Es erscheint als spezifisch, doch ist es in seinem Erscheinen nicht vollständig realisiert, das heißt, es hat keinen direkten Einfluss auf die äußere Realität und trägt als solches das Allgemeine in sich, ohne zum Begriff zu werden. So können zum Beispiel die von Cézanne gemalten Äpfel nicht gegessen werden, doch sie sind zugleich auch keine Demonstration des Apfelkonzepts.

Bisher habe ich vor allem versucht zu fassen, wo der innere Ort des künstlerischen Prozesses sich befindet, und habe mich nicht auf die kreative Tätigkeit des künstlerischen Prozesses selbst bezogen, also auf die Begegnung mit dem Material und die mit dem jeweiligen Medium verbundenen Gestaltungs- und Realisierungsprozesse. Diese kreative Bewegung kann auch als ein Gespräch beschrieben werden, das zwischen Schöpfer und Geschaffenem entsteht, sowie zwischen Geschaffenem und jenem, was enthüllt werden möchte. Das Erscheinen des Anderen im Gedicht, im Gemälde oder in einem anderen künstlerischen Werk erfordert von mir als Schöpfer, dass ich mich zurücknehme und für das Erscheinende Platz mache. Das Freimachen dieses Raums ermöglicht die Vergegenwärtigung des Anderen im Werk. Dieser Prozess erfordert das Hervorbringen eines hohen Maßes an Aufmerksamkeit und kann zu einem schmerzhaften inneren Verstummen führen. Es ist eine Bewegung zum Unbekannten hin, das aus der Zukunft spricht, die das Mysterium von ‹Stirb und Werde› in sich trägt. Ich muss bereit sein, alles Mitgebrachte aufzugeben und mich dem Erscheinenden so hinzugeben, dass es die Bedingungen seiner Vergegenwärtigung findet. Hier entsteht das künstlerische Element in der Begegnung mit dem Material, mit dem Medium, durch das es als Bild, als Klang und als Wort in der Welt wirken kann. Es ist der Zwischenraum des ‹Sinnlichen-Übersinnlichen›, in dem das Materielle selbst zum Geistigen aufsteigt, ohne seine sinnliche Essenz zu verlieren.

Nun stellt sich abschließend die Frage: Welchen Platz nimmt das künstlerische Element im menschlichen Leben ein? Aus dem bisher Gesagten wird deutlich, dass es nicht unbedingt auf den Bereich der Kunst im engeren Sinne des Wortes beschränkt ist. Wir haben die Möglichkeit, diese transformative Sphäre der Mitte auf alle Bereiche menschlichen Lebens und Handelns zu übertragen. So kann beispielsweise Erziehung oder Medizin oder jeder andere Lebensbereich zur Kunst werden, wenn sich die Aufmerksamkeit auf die mittlere Sphäre und ihre Lebensbedingungen richtet. Auf diese Weise kann die soziale Sphäre das künstlerische Element in sich aufnehmen und in Zukunft durch tiefgreifende Transformationsprozesse in der Schicksalssphäre, wo die unerlösten vergangenen Aspekte des Wollens liegen, zur ‹sozialen Kunst› werden. Welchen Platz hat dann das einzelne künstlerische Werk, das Gemälde, die Skulptur, die Symphonie, das Theaterstück oder das eurythmische Werk in der Gesamtheit des Lebens? Es ist ein Ort, an dem in konzentrierter, deutlicher Weise das künstlerische Element als Totalität erlebbar wird und als solches auf eine mögliche Zukunft hinweisen und diese vorbereiten kann. Kunst wird so zum Richtungsgebenden der ‹sozialen Kunst›, die auf Harmonisierung in der Karmasphäre beruht.


‹Klangzeiten›, Goetheanum-Eurythmie-Ensemble, Foto: Xue Li

Wir gestalten den heiligen Tempel unseres Körpers

Tania Mierau

«Es gibt nur einen Tempel in dieser Welt und das ist der menschliche Körper. Nichts ist heiliger als diese hohe Gestalt.» Novalis

Es klingt bei Novalis etwas an, das Rudolf Steiner als Verwandlung des Leibes durch den in ihm wohnenden Geist beschreibt: «Was da mit ihm [dem Leib] geschehen ist, das kann nur dadurch geschehen, dass dieser Leib durchdrungen ist von den geistig-seelischen Kräften des Menschen.» Und er spricht vom menschlichen Leib nach dem Tod als von einer Hefe für die Erde, die überhaupt erst deren Weiterentwicklung ermöglicht (ga 293, 10. Aufl., S. 65 f.).

Grenz- und Schwellenerfahrungen, tiefe Verwandlungen sind in allen Künsten möglich. Wenn wir von der Verwandlung durch Kunst sprechen, ist die Frage nach der eigenen Verwandlung und Umbildung legitim. Indem wir in unserem Leib leben, bilden wir ihn um und sind ganz im Sinne von Beuys alle Künstlerinnen und Künstler. Wir selbst gestalten den heiligen Tempel!

Als Eurythmie-Ausbilderin denke ich unmittelbar an Fragen und Motive der Studierenden, die jetzt mit dem Eurythmiestudium beginnen. Die meisten von ihnen sind Anfang ihrer 20er-Jahre. Bei aller individuellen Verschiedenheit in den persönlichen Fragen und Zielsetzungen ist doch ein Motiv für dieses Studium besonders häufig. Es ist die tiefe Sehnsucht danach, wirklich Mensch werden zu wollen. Ich bin kein fertiger Mensch, ich bin eine Werdende oder ein Werdender, und gerade dem künstlerischen Weg traue ich zu, das Potenzial zu haben, dass ich mich umfassend als Mensch weiterentwickeln kann. Eine große Sehnsucht und ein großes Vertrauen sind da, dass gerade die eurythmische Kunst, in der man sich selbst zum Instrument umbildet, in ganz besonderer Weise diese Möglichkeit bieten kann. Die jungen Eurythmiestudierenden möchten in diesem künstlerischen Schulungsweg als geistige Wesen wahrgenommen, in ihrem Denken, Fühlen und Wollen angesprochen und gefördert werden. Es ist ein Bedürfnis, leiblich, seelisch und geistig gefordert zu sein, Empfindungen einen Namen zu geben, Schwellen wach zu erkennen und zu lernen, mit ihnen umzugehen. Man kann den Eindruck haben: Es ist ernst! Es kommt jetzt noch mehr darauf an, gut vorbereitet zu sein! Ich bereite mich vor und das tue ich auf dem Weg eines künstlerischen Schulungsweges. Im Schulungsweg der Eurythmie ist die Verwandlung eben auch des Leibes ein wichtiges Thema. Und was geschieht, wenn wir gemeinsam im Chor eurythmisieren? Was für eine Qualität ist es, wenn dieser umgebildete Leib nicht nur durchlässig ist für die eigene schaffende Individualität, sondern eurythmisch in Poesie und Musik auch die geistig-seelische Präsenz eines anderen Menschen (Dichters oder Komponisten) mit erlebbar macht? Verwandlung durch Kunst. Menschwerdung durch Kunst.


Auf dem internationalen Kongress ‹Lebenskräfte› zu Schwangerschaft, Geburt und früher Kindheit der Medizinischen Sektion, 2024. Foto: Xue Li

Die Rolle der anthroposophischen Künste in der Welt

Coralee Frederickson

Unsere Welt befindet sich in einer Krise. Um uns herum schmilzt die natürliche Welt weg oder verbrennt. Gleichzeitig schreiten die KI-Technologie und der Transhumanismus in einem alarmierenden Tempo voran und destabilisieren unsere grundlegenden Vorstellungen vom Menschsein. Sowohl die äußere als auch die innere Krise ist das Ergebnis eines Denkens, das unser westliches Weltbild beherrscht. Auf der einen Seite fühlt sich der Mensch vom Geist in der Natur getrennt, auf der anderen Seite fühlen wir uns vom Geist im Menschen abgekoppelt. Im Gegensatz zur Objektivität der modernen wissenschaftlichen Sichtweise, die sich mit den ‹Leichen› der lebendigen Welt befasst, erwärmen und beleben die Künste durch die Erfahrung des «Hineinkriechens in die Dinge».5 Indem sie das künstlerische Gefühl kultivieren, «geben die Künstler der Welt […] Manifestationen der geistigen Welt».6

Durch die Künste gewinnt jede und jeder von uns Gaben der Einsicht und Kraft für das Leben. Diese Erkenntnisse und die Kraft haben einen Zweck, der über unsere eigene Entwicklung und die Rolle, die sie innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft spielen, hinausgeht. Wir stärken uns selbst, damit wir uns auf die Welt einlassen können. Als Anthroposophinnen haben wir nicht die Möglichkeit, uns wie Einsiedler in unsere eigenen Tätigkeiten und Institutionen zurückzuziehen. In dem Vortrag ‹Technik und Kunst› sagt Rudolf Steiner: «Alles, was den Charakter hat, sich den Einflüssen zu entziehen, denen wir notwendigerweise begegnen müssen, entspringt der Schwäche»7, wobei er sich speziell auf die Technik der modernen Zeit bezieht. In einem Vortrag am 6. Februar 1921 sprach er noch direkter: «Bewußt muß sich die Menschheit werden, daß nicht irgendwie angeklagt oder ausgelöscht werden darf dasjenige, was die neuere Erkenntnis gebracht hat, daß man nicht aus Bequemlichkeit abweisen darf dasjenige, was die moderne Naturanschauung liefert, daß man aber hineintragen muß in diese moderne Naturanschauung ein ganz neues Geistwissen; […] Sie müssen in diese Zivilisation das geistige Leben hineintragen.»8

Als Kunstschaffende, die aus der Geisteswissenschaft heraus arbeiten, halten wir Schlüssel in der Hand, die Türen zu seelenstärkenden Erfahrungen und einer neu belebten Beziehung zur Welt und zu uns selbst öffnen können. Wir arbeiten mit Dingen wie dem Prozess, dem Dazwischen, und verstehen, dass «alle Philosophie […] vom Staunen ausgeht».9 «Denn die Kunst will und ist auf das Lebendige ausgerichtet.»10 Als Künstlerinnen und Kunstliebhaber beschäftigen wir uns aktiv mit dieser wertvollen Art des Wissens.

Krisen können zu kreativen Lösungen inspirieren, die vorher niemand ernst genommen hat. Als Beispiel verweise ich auf ein Video auf Youtube, in dem der millionenschwere chinesische Tech-Unternehmer Jack Ma auf dem Weltwirtschaftsforum zum Thema Teamarbeit und Bildung befragt wird. Er sagt, dass Bildung in den letzten 200 Jahren wissensbasiert war. «Aber wenn Maschinen schlauer sind als wir, müssen wir überdenken, was wir lehren, und eine einzigartige Bildung anbieten, die «Werte, Glaube (Spiritualität), unabhängiges Denken, Teamarbeit, Fürsorge für andere», also die ‹Soft Skills›, umfasst. Auf die Frage, wie wir diese Dinge lehren können, antwortete er: «Sport, Musik, Malen – Kunst!»11

Dies ist ein entscheidender Moment für jeden und jede von uns in seinem und ihrem eigenen Kontext und Tätigkeitsbereich. Haben wir die Kraft, als anthroposophische Kunstschaffende aufzustehen, unsere Stimme zu finden und für die Kunst zu sprechen und für das, was sie dazu beitragen kann, die menschliche Seele zu nähren und zu beleben? Können wir zu Anwälten der Kunst und der künstlerischen Intelligenz werden? Können wir uns vorstellen, Ressourcenzentren zu werden, die künstlerische Möglichkeiten für jeden Menschen anbieten, der gegenwärtig zu dem Bedürfnis erwacht, das wahrhaft Menschliche zu erforschen? Hinterfragen wir bereits unsere Sprache und unsere Haltungen, um sie willkommen zu heißen? Können wir den Mut aufbringen, die nährenden, humanisierenden Kräfte der Kunst anzubieten?


Kunstintensivwoche am Goetheanum 2024, Foto: Xue Li

Architektur im Spannungsfeld

Yaike Dunselman

In der Architektur leben wir in einem herausfordernden Spannungsfeld – einerseits im Bewusstsein für die Klimakrise und andererseits im Umgang mit den neuen Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz. Mit dem Bewusstsein der Klimakrise verwandelt sich die Architektur. Das Bauen wird zerlegbar, zum Wiederaufbau geeignet und recycelbar. Das Ergebnis dieser neuen Ansatzweisen ist, dass die Architektur mehr und mehr zeitlich bedingt ist. Mir scheint hier die Gefahr einer Einseitigkeit vorzuliegen, denn wenn das Bauen allein auf seine materiellen Ressourcen reduziert wird, wird es zu einer technokratischen Spielerei, ohne Erinnerungen zu bilden oder gar Geschichte zu machen. Denn die Erinnerung an ein Gebäude, an die Art, wie es gebaut ist, an das, was es mir persönlich gesagt, was es für mich bedeutet hat, ist eine Grunderfahrung, die zum menschlichen Leben dazugehört und unser Identitätsempfinden auf der Erde bildet. Wir bauen, um uns zu erinnern, um uns zu orientieren, um uns selbst kennenzulernen. Ja, wir bauen sogar, um unseren Weg zu finden. In einer einseitigen Bemühung um Nachhaltigkeit sind wir aber dabei, diese zentrale Bedeutung und Rolle, die die Architektur bisher hatte, scheinbar auszulöschen. Erinnerung verbindet, und ist das nicht ein zentraler, immaterieller Aspekt von Nachhaltigkeit? Beim zusammensetzenden und zirkulären Bauen fokussieren wir uns stark darauf, dass das Bauteil selbst, das Produkt, das Material, was wir verwenden, am Ende des architektonischen Lebenslaufes noch einen ökonomischen Wert hat. Plötzlich ist so das Material, das sonst Mittel zum Zweck war, der Hauptzweck geworden. Die Architektur, um die es zwar ‹auch› noch geht, scheint fast ein ‹Wegwerfartikel› geworden zu sein. Sie hat für sich keine Bedeutung mehr, ist nur noch etwas Zeitliches.

Auf der anderen Seite zaubern uns die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz fantasievolle Formen vor: plastisch, scheinbar wahnsinnig lebendig, sogar organisch und sehr verführerisch! Eine noch nicht vorstellbare oder gedachte Formenwelt ist seit Kurzem möglich. Aber auch hier stellt sich die Frage, ob in diesen so großartig gebildeten Formen die wesentlichen Grunderfahrungen der Architektur noch erlebbar sind? Oder umgekehrt gefragt: Haben wir nicht die Aufgabe, ein Bewusstsein für das wirklich Lebendige zu entwickeln, für das wirklich Organische, für originelle Gedanken, für das individuell Künstlerische?

In beiden Richtungen dieser skizzierten Extreme scheint mir eine Faszination zu liegen. Aber Faszination ist noch keine Schönheit. Die Faszination trägt es in sich, einseitig zu werden, und genau deswegen faszinierend zu sein. In beiden Richtungen scheint mir die Tendenz zu liegen, das Menschliche auszulöschen. Unser individuelles und schöpferisches Menschenwesen droht durch die immer stärker werdende Einseitigkeit verloren zu gehen. In beide Richtungen übernimmt die Technik den Schaffensprozess und greift tief in unsere menschlichen, architektonischen Erfahrungen ein. Wir haben meines Erachtens heute die Aufgabe, in und mit beiden Ansätzen zu arbeiten. Das bedeutet jedoch auch, das wirklich Menschlich-Künstlerische zu definieren. Eine gewaltige, inhaltliche Aufgabe.

Wie retten wir die Menschlichkeit in unserer gebauten Umgebung und in der Kunst? Durch die Liebe zum Geist wird das wirklich Schöpferische im Menschen angesprochen, worauf folgend er Liebe zur Erde entwickeln kann. Mit dem Bewusstsein, dass wir auf diesem Gebiet noch ganz am Anfang stehen, scheint es mir Aufgabe zu sein, uns in jedem Gestaltungsprozess mit Liebe dem Geistigen zu widmen. Wir können uns üben, damit die Motive in und durch uns lebendig werden können. Wir konzentrieren uns auf Geistiges, wir arbeiten uns in diese Welt ein. Und dann können wir (manchmal) bemerken, dass uns aus dieser Welt etwas entgegenströmt, etwas ‹Neues› entgegenkommt, das sich durch unsere Hände verwandelt und Gestalt annimmt auf unserer Erde. Was im Geistes-Innenraum war, verwandelt sich durch unser Schaffen in Welten-Außenraum. Unsere Hände verbinden uns mit dem Geistigen. Unsere Hände verbinden damit Kosmos und Erde. Es ist ein wesentliches Phänomen: Ich verbinde mich inhaltlich mit dem ideellen Motiv, das Stoffliche formt sich künstlerisch in diesem Prozess um, entwickelt sich durch das, was durch meine Hände strömt und erhebt sich damit in die Sphäre des Ideellen, in Schönheit. Das kann nur der Mensch!


Autorinnen und Autoren

Christiane Haid leitet die Sektion für Schöne Wissenschaften und die Sektion für Bildende Künste am Goetheanum und hat die Programmleitung des Verlags am Goetheanum inne. Sie studierte Erziehungswissenschaften, Germanistik, Geschichte und Kunst in Freiburg und Hamburg und war acht Jahre wissenschaftliche Mitarbeiterin am Friedrich von Hardenberg Institut für Kulturwissenschaften. Sie promovierte über Albert Steffens ‹Kleine Mythen›. Ihre jüngste Publikation war ‹Die Grundsteinmeditation und die Herausforderungen unserer Zeit› in der Zeitschrift ‹Stil› Sommer 2024.

Bodo von Plato studierte Philosophie, Geschichte und Waldorfpädagogik. Nach seiner Tätigkeit als Lehrer an einer Steiner-Schule in Paris war er am Aufbau der entwicklungsgeschichtlichen Forschungsstelle am Hardenberg-Institut in Heidelberg beteiligt. Von 2001 bis 2018 war er Mitglied des Vorstands am Goetheanum und arbeitet heute an Fragen des gegenwärtigen Mentalitätswandels für die Stiftung Kulturimpuls/Deutsches Stiftungszentrum in Berlin.

Angèle Ruchti ist seit 1998 freischaffende Malerin mit Kurstätigkeit in Überlingen und Anzère. Schwerpunkte sind der künstlerische Prozess und dessen Bedeutung für die Gesellschaft sowie Kunst als Fähigkeitsbildung für eine neue Gemeinschaftsbildung. Seit 2024 im Team der Sektion Bildende Künste.

Iftach Ben Aharon studierte Literatur und Philosophie an den Universitäten Tel Aviv und Haifa und absolvierte das anthroposophische Studienjahr am Geothanum. Er studierte Sprachgestaltung an der Dora Gutbrod Schule. Ben Aharon unterrichtet Anthroposophie im Rahmen des anthroposophischen Studienjahres in Harduf sowie an anderen Bildungsstätten in Israel. Sein Buch ‹Die Sprache der Schwelle – Perspektiven der Gegenwart› erschien 2023.

Tania Mierau studierte Eurythmie und Bühneneurythmie am Eurythmeum Stuttgart. Seit 1995 ist sie Mitglied des Else-Klink-Ensembles, mit eigenen Programmen und Choreografien in diesem auch inszenierend tätig. Gastspiele brachten sie mit der Eurythmie rund um den Globus. Als Dozentin für Ton- und Lauteurythmie lehrt sie seit 1997 am Eurythmeum Stuttgart. Seit 2016 Professorin für eurythmische Kunst und Leitung des Eurythmeum Stuttgart.

Coralee Frederickson ist die Koordinatorin der Sektion Darstellende Künste in Großbritannien. Sie ist Eurythmistin und hat einen Doktortitel in englischer Literatur. Zurzeit ist sie Co-Trägerin des Alanus MA in Eurythmieausbildung in Englisch.

Yaike Dunselman (1972, Ruinen NL), Architekturstudium an der Alanus-Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter bei Bonn. Seit 2003 niederländisch-deutsches Architekturbüro 9grad architektur in Amersfoort (Niederlande) und Oldenburg (Deutschland). Gemeinsam mit Lars Frerichs: Projekte im Spannungsfeld von Supermärkten und Goetheanum. Projekte von 9grad architektur erhielten mehrere Auszeichnungen, u. a. den BDA-Preis des Landes Niedersachsen, den AIT Award, den Fritz Höger Preis, AIA Architectuurprijs, Hedy d’Anconaprijs, Iconic Awards, Deutscher Ziegelpreis, Bremer Design-Preis, Best architects 23, Stadbouwprijs Amersfoort, Nationale Houtbouwprijs 2022, Häuser des Jahres 2024 und weitere Nominierungen. Seit 2020 im Leitungsteam der Sektion für Bildende Künste am Goetheanum in Dornach.


Titelbild Claudy Jongstra, ‹Guernica de la Ecologia› auf der Goetheanum Weltkonferenz 2023, Foto: Xue Li

Print Friendly, PDF & Email

Footnotes

  1. Bei Interesse zu einer aktiven Mitarbeit kann man sich bei der Sektion für Schöne Wissenschaften oder der Sektion für Redende und Musizierende Künste melden.
  2. Homer, Ilias und Odyssee, in der Übertragung von Heinrich Voß. 22. Auflage, München 2004, S. 441.
  3. Friedrich Hölderlin, Werke in einem Band. Hrsg. Hans Jürgen Balmes, München 1990, S. 88.
  4. Johann Wolfgang Goethe, Faust. Texte. Hrsg. Albrecht Schöne, Frankfurt 1999, S. 11.
  5. Rudolf Steiner, Kunst im Licht der Mysterienweisheit. 2. Januar 1915, S. 115.
  6. Rudolf Steiner, Transforming the Soul, Die Mission der Kunst. 12. Mai 1910, S. 203.
  7. Rudolf Steiner, Kunst im Lichte der Mysterienweisheit, Technik und Kunst. 28. Dezember 1914, S. 10.
  8. Rudolf Steiner, Die Verantwortung des Menschen für die Weltentwicklung. GA 203. Übersetzung von Dorit Winter in Bearbeitung bei Steiner Books.
  9. «[…] alle Philosophie, alles tiefere Nachdenken über die Geheimnisse des Daseins ausgehe von dem, was man Verwunderung oder Erstaunen nennen kann.» Aus: Rudolf Steiner, Der irdische und der kosmische Mensch. Berlin, 14. Mai 1914, S. 100.
  10. Rudolf Steiner, Die Kunst und ihr Auftrag, Anthroposophie und Kunst. Oslo, 18. Mai 1923, S. 84.
  11. Jack Ma on the future of education (Youtube)

Letzte Kommentare