Die Rückkehr der Hitze in Dornach am ersten Freitag im Mai fiel mit der gut besuchten Uraufführung von Henric Lewengards Stück auf Englisch ‹Ceridwen and Hu› zusammen. Der Text sowie die Musik und Szenografie waren originelle Kreationen von jungen Professionellen.
Die Liebesgeschichte von Ceridwen und Hu ist voller Leichtigkeit und von Spiritualität durchdrungen. Der Dialog geht weit über die beiden Charaktere hinaus und ist so dicht an Bedeutung, dass es manchmal schwierig wird, ihm zu folgen. Eingeführt wird er durch eine Derwisch-Tänzerin, die den Einstieg in diesen tiefen meditativen Raum erleichtert. Der Einfluss der Anthroposophie auf das Stück ist durch die Eurythmie, aber auch durch die Gespräche zwischen Ceridwen und Hus über das Leben nach dem Tod und die individuelle Begegnung mit dem Bösen sichtbar. Eine Originalität des Stückes ist die Schwangerschaft von Ceridwen, die nicht nur ein Detail, sondern wie zur sichtbaren Manifestation einer mächtigen Lebenswirklichkeit wird, zur Verbindung mit der unsichtbaren Welt, mit dem Kosmos und der Ewigkeit. Die Welt hat ihre Schultern verlassen und sich zu ihrem Bauch bewegt, gibt sie zu. Reinkarnation spricht Hu auch poetisch an: Kinder, die durch eine neue Geburt in die Welt zurückkehren, drücken durch die Farbe ihrer Iris aus, was sie von Liebe und Licht kennen, während ihre Pupille die Weisheit, die sie aus dem erfahrenen Leid gesammelt haben, verdichtet. Während des Stücks werden wir aus der poetischen Kontemplation durch Momente der Komödie geweckt, die die tragischen Eigenschaften unserer heutigen Welt mit Humor hervorheben.
Das Stück, das von Nicolaia Marston inszeniert und von Henric Lewengard und Lee Esen gespielt wurde, wäre eine Tournee wert, und die Dialoge zwischen Ceridwen und Hu könnten in einer Gedichtsammlung erscheinen.
Foto: Stephanie Asatryan