Die Raphaëlstichting unterhält zahlreiche Initiativen ‹Anthroposophischer Sorge› in den Niederlanden, durch die sie mit ihren knapp 2000 Mitarbeitenden 1500 Menschen mit besonderen Bedürfnissen unterstützt. Wir sprachen mit Remco Bakker über das Wesen dieser Sorge.
Was inspiriert dein Engagement und die Arbeit deiner Mitarbeitenden?
Wir arbeiten mit Menschen mit speziellen Bedürfnissen, mit Älteren und mit Menschen, die zum Beispiel Suchtprobleme haben. Die Raphaëlstichting nimmt alle Menschen ernst und versucht, die Fragen, die sie stellen, zu hören und darauf zu achten, wer sie sind, woher sie kommen. Wir wollen daran anschließen, sie in ihrer Suche bestärken. Wir wollen eine unterstützende, begleitende Haltung in einer gesunden Umgebung erzeugen, in der wir auf Nahrung, Lebensrhythmus, Arbeit und Gemeinschaft achten. Wir leben in einer Initiativkultur. Die meisten unserer Gemeinschaften werden aufgrund einer einzelnen Frage gegründet und beginnen mit jemandem, der die Initiative ergreift. Wir versuchen, diese Initiativen zu nähren, ihnen zuzuhören, sie wachsen zu lassen und dafür zu sorgen, dass sie einen Boden oder eine gesunde Basis haben.
Welche Prinzipien leiten euer Tun?
Gleichheit, Inklusivität, Entwicklung, Ganzheitlichkeit, gemeinsame Entscheidung, kollektive Verantwortung, Kreativität. Wir neigen dazu, jeden Prozess aus den unterschiedlichen Perspektiven aller Leute und Rollen, die beteiligt sind, zu beginnen, um eine Entwicklung anzustoßen, in die die Zukunft eintreten kann. Wir versuchen, zuzuhören, was gebraucht und was gewollt ist. Wir möchten, dass unsere Organisation, unsere Strukturen und Regelungen dies unterstützen.
Welche Veränderungen sind nötig für die Evolution unseres Gesundheitswesens?
Man muss die kollektiven Aufgaben, die nicht getrennt vom Rest der Gesellschaft gesehen werden können, wieder aufwerten. Wir sollten beachten, dass wir jeden Menschen brauchen: um Antworten zu finden oder ganz praktisch, in der Arbeit. Wir müssen uns auf Kompetenzen wie (tiefes) Zuhören konzentrieren, Ungewissheit aushalten und unentwegt die größtmögliche Zahl von Perspektiven aufbringen. Wir müssen nach einer größeren, wahrhaftigeren Inklusion in der Gesellschaft streben, nicht nur mit dem Fokus auf den wirtschaftlichen, sondern auch auf den sozialen Gewinn und auf Nachhaltigkeit, und dann Unternehmen mit diesen Werten schaffen, sodass wir die Worte Inklusion oder Diversität nicht mehr brauchen. Gesundheitsversorgung ist heute institutionalisiert und hat mit ihrem Ursprung nichts mehr zu tun, aber sie ist ein gemeinsamer Wert, den wir neu schaffen und gemeinsam ergreifen müssen!
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Bild: Remco Bakker, z. V. g.