Du kannst singen!

Corvallis/USA. Julie Courtney ist Waldorflehrerin und Leiterin des Hazelwood-Chores im US-amerikanischen Corvallis sowie Stimmtrainerin, ausgebildet an der ‹Schule der Stimmenthüllung›. Mit den Werbeck-Übungen, die aus einer Zusammenarbeit der Opernsängerin Valborg Werbeck-Svärdström mit Rudolf Steiner entwickelt wurden, unterstützt sie Menschen darin, das volle Potenzial ihrer Stimme zu entfalten. Ein Interview.


Wie sah die Reise mit deiner eigenen Stimme aus?

Ich habe es schon immer geliebt, zu singen und zu harmonisieren, hatte aber keine formelle Gesangsausbildung, bis ich mit 31 Jahren Gesang, Komposition und Dirigieren an der Oregon State University studierte. Gleichzeitig begann ich eine Ausbildung an der School of Uncovering the Voice (UTV). Es war eine Herausforderung, beides zu tun, da die Ansätze so unterschiedlich sind. Ich befürchtete beispielsweise, dass der Gesangsunterricht an der Universität zu viel Vibrato in meine Stimme bringen würde. UTV hat mir geholfen, meine Stimme zu ‹verbreitern›. Sie ist von Natur aus klar, aber nicht voll.

Inwieweit unterscheidet sich eine ‹enthüllte› Stimme von einer ‹verhüllten› Stimme?

Beim Enthüllen der Stimme geht es hauptsächlich darum, uns selbst aus dem Weg zu räumen, damit wir mit den reinen Tönen im Klangstrom in Verbindung treten können. Es geht weniger ums Produzieren von Klang als vielmehr um die Verschmelzung mit ihm. Wir beginnen mit Stimmübungen, um uns zu entspannen und den Atem zu vergessen. Wir machen Bewegungen, die eine gesunde Atmung fördern. Anschließend verwenden wir Übungen mit ‹flüssigen› Konsonanten wie l, m, n, ng, brrr und rrrr, um den Klang über alternative Wege aus dem Körper und nicht aus dem Mund zu leiten. Dadurch entsteht eine Resonanz, die von der Kehle weg angehoben und belebt wird und Klänge in der Umgebungsluft erzeugt.

Wie formen die Werbeck-Übungen die Konzerte des Hazelwood-Ensembles?

Sie helfen uns, einen einheitlichen, harmonischen Klang und eine Vokalübereinstimmung zu erreichen. Die Sängerinnen und Sänger lernen, auf das Ganze und weniger auf sich selbst zu hören. Indem wir das Gesicht bei Gesangsübungen übermäßig bewegen, spüren wir, wie wir das Innere des Mundes formen müssen, um einen reinen, satten Ton zu erzeugen. Später können wir die Gesichtsbewegungen reduzieren. Neben dem kollektiven Singen als Chor kommen in unseren Konzerten auch einzelne Solostimmen ausgiebig zur Geltung.


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Bild Woody Fitzgerald

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