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Die vielen in dem einen Haus

Am Jordan, bei der Taufe, da ist es die Taube am Himmel, die die Weihe des Geistes bezeugt. Jetzt an Pfingsten erinnert man an die vielen Feuerzungen, die sich heruntersenkten. Wie anders sind diese beiden Himmelszeichen.


Die Taube verspricht die Nähe zum Vater, die Einheit mit dem Himmel. Die Feuerzungen entzweien, schicken jeden in seine Sprache, lassen ihn mit seiner eigenen Zunge sprechen. Hier feiert sich das Viele und Verschiedene. Diese Pfingstvielfalt wächst hier nicht aus dem Zerfall des Einen. Vielmehr ist es das Eine, das eine Vielfalt stiftet, vielleicht, weil nur in dieser Vielfalt das Eine sich feiern kann.

Die ersten Bekenner, so Rudolf Steiner in seinem Pfingstvortrag ‹Das Fest der freien Individualität›, haben «die ihre eigenen Seelen inspirierenden feurigen Zungen» aufgenommen. Nicht mehr spricht der Eine an die vielen, sondern jetzt spricht ein Vieles an die vielen. Pfingsten zu feiern heißt, die Vielfalt der Sprachen, die Vielfalt der Inspirationen zu feiern, heißt mit dem Fremden und Fremdwerdenden Frieden zu schließen, und heißt vermutlich auch, das Haus sehen zu lernen, in dem sich diese vielen und Fremden versammeln, das Haus, das sie zu der einen Gemeinschaft vereint.


Bild: Gustave Doré, Pfingsten

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