Nähe und Distanz

«Den Bearbeiter_innen des vorliegenden Bandes um Peter Selg ist es gelungen, durch intensives Quellenstudium und eine umfassende Rekonstruktion des breiten Spektrums von Akteuren ein differenziertes Bild der anthroposophischen Ärzt_innen zwischen 1933 und 1945 zu zeichnen.» Das attestieren die beiden Professoren Thomas Beddies und Heinz-Peter Schmiedebach Peter Selg, Susanne H. Gross und Matthias Mochner im Geleitwort des Buches ‹Anthroposophie und Nationalsozialismus. Die anthroposophische Ärzteschaft›. Die Studie profitiere davon, dass es der Autorin und den Autoren gelungen sei, kritische Distanz und Vertrautheit mit der Geschichte und Gegenwart der Anthroposophischen Medizin zu vereinen, schreiben die Medizinhistoriker, die zum wissenschaftlichen Beirat der Studie gehören.

Nähe und Distanz zusammenzunehmen, dieses Spagat bedeutet sprachlich – vor allem wenn es historisch um Schuld und Verantwortung geht –, das Urteil am Gewicht der Quellen zu justieren. Jedes Wort liegt auf der Waage. Dazu ein eindrückliches Beispiel aus dem Vorwort der Schreibenden: «Es gibt Publikationen und Überlieferungsstränge, aber auch eine Reihe von Tatsachen, die dafür sprechen, dass die anthroposophischen Ärzte und Ärztinnen im Wesentlichen Teil einer kleinen, hart bedrängten Oppositionsbewegung waren, die zwar nicht in den politischen Widerstand ging, aber dennoch überaus kritisch von den Behörden beobachtet wurde.» – Nähe und Distanz.


Bild Vorstellung der Studie ‹Anthroposophie und Nationalsozialismus. Die anthroposophische Ärzteschaft› in Berlin am 23. Mai 2024: Sybille Seitz (Moderation), Astrid Ley (Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen), Florian Bruns (Medizinhistoriker), Thomas Beddies (wissenschaftlicher Beirat der Studie) und Peter Selg (Co-Autor). Cover: Hermann Keiner, Quelle: © Christiane Brunk

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