Als ich gebeten wurde, mich über das Wort ‹Danke› in meiner Muttersprache Russisch zu äußern, war ich schnell hin- und hergerissen zwischen zwei Wörtern: спасибо (spasibo) und благодарю (blagodariu).
Im Alltag benutzt man nämlich спасибо, um Dankbarkeit für jemanden auszudrücken, der dir am Tisch das Essen gereicht hat oder für dich den Fahrstuhl warten lässt. Das Wort спасибо stammt von der Formel ‹спаси Бог›: (Möge) Gott (dich) retten. Aber niemand benutzt und meint das heute mehr so, auch wenn diese Bedeutung so offensichtlich ist. Zumindest in meiner Familie wurde immer große Bedeutung darauf gelegt, Dinge nicht als selbstverständlich hinzunehmen und daher viel zu danken. Als Erwachsene benutze ich das Wort so oft, dass es seine Farben etwas verliert. Wenn ich hingegen meine Dankbarkeit aufrichtiger ausdrücken möchte, wenn ich in diesem Moment verweilen, ihm mehr Zeit geben, den Moment und die Menschen, mit denen ich ihn teile, erheben möchte, verwende ich das Wort благодарю. ‹благо дарю›: (Ich) gebe (dir) den Segen. Es ist eine literarischere, künstlichere, aber verfeinerte Formulierung.