Eine Brücke zwischen den Realitäten

São Paulo, Brasilien. Die Associação Comunitária Monte Azul wird 45 Jahre alt. Die brasilianische Nichtregierungsorganisation betreibt in der Peripherie São Paulos integrale Slumentwicklung. Inspirationsquelle sind dabei die Anthroposophie, die Waldorfpädagogik und die Anthroposophische Medizin. Ein Interview mit Mitbegründerin Renate Keller Ignacio.


Was war der Gründungsimpuls der Initiative?

1979 begannen Ute Craemer, Paulo Roberto Ignacio und ich ein einzigartiges soziales Projekt in der Favela Monte Azul, deutsch: Marginalsiedlung Monte Azul, das das Leben von Tausenden von Menschen tiefgreifend verändert hat. Die Waldorflehrerin Ute Craemer initiierte die Arbeit, indem sie ihr Haus für die Favelakinder öffnete und zusammen mit ihren 12- bis 13-jährigen Waldorfschülerinnen und -schülern Spielnachmittage organisierte. Dort konnten sich diese beiden sozialen Realitäten gegenseitig kennen- und verstehen lernen. Brücken zwischen verschiedenen Realitäten zu bauen, ist ein Motiv, was uns bis heute inspiriert.

Wie sieht die tägliche Arbeit der Organisation aus?

Inzwischen ist die Associação Comunitária Monte Azul gewachsen und hat besonders zwei periphere Slumgebiete in humanisierte Stadtviertel verwandelt. Da gibt es das brasilienweit bekannte Geburtshaus Casa Angela, Kinderkrippen für die Kleinen, eine kleine Waldorfschule, Hortbetreuung für Kinder, die in die öffentliche Schule gehen, berufsvorbereitende Werkstätten, Kulturzentren, einen biologisch-dynamischen Schulgarten, eine Gesundheitsstation, in der ein multidisziplinäres Team Anthroposophische Medizin praktiziert und dieser sehr armen Bevölkerungsschicht mit Erfolg zugänglich macht. Außerdem arbeitet die Associação mit dem Gesundheitsministerium São Paulos zusammen und verwaltet 18 Gesundheitsstationen in einem Wohngebiet, in dem etwa 300 000 Menschen wohnen. Ziel sind dabei Salutogenese und Basisversorgung.

Was sind Ihre liebsten Erinnerungen aus den 45 Jahren Monte Azul?

Meine liebsten Erinnerungen sind die wöchentlichen Treffen mit den Frauen aus der Favela, bei denen wir sie in den 1980ern zu Waldorferzieherinnen ausgebildet haben, und die Gemeinschaftsarbeiten an den Wochenenden, um die Wohnsituation in den Favelas zu verbessern. Diese gemeinsamen Arbeitstage endeten meistens mit einem Fest mit Musik, Tanz und Poesie.


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Bild Aktivitäten der Organisation, Foto: Associação Comunitária Monte Azul

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