Diese Woche spricht Vandana Shiva auf der Landwirtschaftlichen Tagung am Goetheanum über ‹Das Heilige in der Landwirtschaft wiederentdecken›.
Dass Vandana Shiva so kompetent über das Heilige sprechen kann, liegt auch an ihrer Erfahrung mit dem Profanen. Sie musste mitansehen, wie die ‹Grüne Revolution› – und der damit verbundene Einsatz von Düngemitteln und gentechnisch veränderten Pflanzen – die alten landwirtschaftlichen Traditionen ihres Landes und die Grundlagen des Wohlstands zerstörte. Was als wunderbare Zukunft der Landwirtschaft angepriesen wurde, wirkte zerstörend und motivierte Vandana Shiva unablässig, nach einer Lösung zu suchen und die Ungerechtigkeit dieser neokolonialen Agrarindustrie aufzudecken. Ihren Widerstand manifestiert sie durch die Einrichtung einer Saatgutbank, die einheimisches Saatgut vor dem Zugriff der Gentechnik und der Rechte an geistigem Eigentum schützen soll. Als ob sie sich ein Beispiel an David gegen Goliath nehmen würde, ist dies ein kluges Verständnis der Macht der Kleinen gegen übermächtig erscheinende Mechanismen. Aber es geht nicht nur darum, die weltliche Macht im Saatgut zu sehen. Wie Rudolf Steiner lenkt Vandana Shivas Mission und Botschaft unsere Aufmerksamkeit auf die wundersame Natur des Samens – diesen winzigen Speicher des Lebens ‹in potentia›, eine Zwischenstation in einem ewigen Kreislauf. Vandana Shiva, die in Quantenphysik promoviert hat, spricht darüber, wie auf der subatomaren Ebene – der Ebene unterhalb der Newton’schen, mechanistischen Weltsicht – ein ‹Gesetz der Untrennbarkeit› wirkt. Alles im Universum ist mit allem anderen verwoben. Genauso weben Samen, Pflanzen und Nahrung das zugrunde liegende Netz des Lebens, von dem wir abhängen – das Heilige.