Wer sich auf der Suche nach einer Reiselektüre nicht zwischen Literatur und spirituellem Sachbuch entscheiden mag, greife zu Rainer Monnets im September 2025 erschienener spiritueller Novelle ‹Unterwegs›.
Der schmale Band vereint spannende Aufbruchsstimmung und tiefe Weisheit. In 23 Kapiteln folgen Lesende dem Protagonisten Laurin Sanders in der Auszeit von seinem Unternehmen auf einer Reise nach Amerika und zurück nach Europa. In inneren und äußeren Dialogen werden Biografien, Lebenshaltungen und esoterische Weisheiten ausgebreitet, sodass man bald vertraut wird mit den Charakteren der Menschen, die Laurin auf seiner Reise trifft und die in seinem Leben große Bedeutung entfalten. Dass der Ozean mit dem Schiff überquert wird, bringt bereits spezielle Menschen zusammen, die ein Bewusstsein für die Situation von Erde und Klima in ihre Lebensführung integriert haben. Wie der Mensch mit der Erde umgeht, bleibt weiterhin Thema und wird unter verschiedenen Aspekten immer wieder aufgegriffen: Laurin will den amerikanischen Kontinent zu Pferd bereisen, sein Führer Hank, in dessen Adern Blut der Ureinwohner fließt, berichtet von der Verbundenheit seiner Vorfahren mit der Erde und den entsprechenden Ritualen; bei Menschen, die sie bewirten, stoßen sie auf Kulturland, das landwirtschaftlichem Raubbau entrissen und nach biodynamischen Grundsätzen wieder in eine natürliche Bodenfruchtbarkeit zurückgeführt worden ist.
Im Rahmen einer spannenden Handlung wird vorgeführt, dass es durchaus möglich ist, gemäß den eigenen Einsichten zu handeln und damit etwas in der Welt zu bewirken. Existenzielle Themen wie Sterben und Tod sind hautnah erlebbar. Jeder der Menschen, die Laurin auf seiner Reise trifft, steht für ein Thema, das uns alle angeht.

Schon früh lernen die Lesenden Katharina kennen, als Laurin ihr auf dem Schiff begegnet. Ihr Interesse hat sie zu den großen abendländischen Philosophen geführt, deren Überlegungen in Katharinas Dialogen vorkommen. Als eine Art praktische Essenz hat sie dieses Erbe in Rudolf Steiners spirituellem Schulungsweg verdichtet, dessen Elemente sie erfahrungsgesättigt in die Gespräche einbringt. Für sie gibt es eine innere Gewissheit von der Wirklichkeit des Geistigen – dazu passt der Untertitel ‹Eine spirituelle Novelle›. Große Offenheit kommt ihr von Laurin und den anderen Gefährtinnen und Gefährten auf dem Reiseweg entgegen – eine schöne Skizze, in die Bausteine gewaltfreier Kommunikation einfließen. Es wird gezeigt, wie fruchtbar Gemeinschaftsbildung gestaltet werden kann.
Immer wieder tauscht sich Laurin mit Katharina beruflich aus und bringt Elemente der Unternehmensberatung in die Dialoge ein, sodass man auch in diesem Themenbereich bei der Lektüre einiges lernen kann – etwa über die Wirkung, die Werte im Sozialen entfalten können. Spannend ist auch, dass hier eine enge Verbindung zur Natur nahegelegt wird, indem beispielsweise die Verhaltensweisen der Bienen als Modell für Entscheidungsprozesse in sozialen Gemeinschaften herangezogen werden.
Entsteht zwischen Katharina und Laurin eine Liebesbeziehung? Diese Frage zieht sich als zarter Spannungsbogen von Anfang bis Ende der Novelle und scheint nach einer Fortsetzung zu rufen – insbesondere, da stilistisch und sprachlich noch Luft nach oben ist und einiges optimiert werden könnte.
Eine spannende Roadtrip-Geschichte, empfehlenswert, da sie gleichzeitig fesselt und wichtige Inhalte vermittelt!
Buch Rainer Monnet: Unterwegs – Eine spirituelle Novelle. Verlag am Goetheanum, 2025








