Ausstellung Walther Kniebe

Vom 18. Oktober bis 16. März zeigt das Goetheanum den Maler und Bildhauer Walther Kniebe.


Zur Vernissage skizzierte Walter Kugler ein Lebensbild des Künstlers. Geboren 1884 gehört Kniebe zu der Generation, die nach ihrer Jugend die dunkelste Zeit miterlebt hat – die Kriegsjahre und die Jahre dazwischen mit Armut und Arbeitslosigkeit. Dann ging das Gespenst der ‹entarteten Kunst› um die Welt. Ausgehend von dem einflussreichen Buch des jüdischen Arztes und Kulturkritikers Max Nordau ‹Entartung› kam diese tragische Selektion in die Kunst hinein. Nur wenige, so Kugler, hätten wie Bernhard Shaw gegen diesen Vorstoß opponiert. Die Entartung der Kunst führt Nordau auf die Entartung der Künstler und Künstlerinnen zurück und verdammt so in toto die damalige künstlerische Avantgarde. Kugler: «Dieses Dictum war ein Lebensverbot – man hat den Kunstschaffenden eigentlich verboten zu leben.» Dies hat Biografien zerstört und dem Kulturleben ungeheuren Schaden zugefügt. Von diesem Stigma war auch Walther Kniebe betroffen, dem nun die reiche Ausstellung im Goetheanum gewidmet ist.

Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf dem plastischen und dem bisher weitgehend unbekannten grafischen Werk, das auch in einem umfangreichen und kunsthistorisch begleiteten Ausstellungskatalog aus dem Jahr 2020 dokumentiert ist. Die Ausstellung zeigt kolorierte Zeichnungen aus den Jahren 1911 bis 1918, Gemälde aus der Nachkriegszeit und einige Kleinodien. Der im Jahr 1884 in Dortmund geborene Bildhauer Walther Kniebe war in Deutschland, in den Niederlanden und in Skandinavien bereits bekannt, als gegen ihn 1932 ein Arbeitsverbot verhängt wurde. Walther Kniebe musste sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen und sein Atelier aufgeben. Als Zuflucht für sich und seine Familie fand er im Mucherwiesental am Rand des Siebengebirges ein Anwesen, das er mithilfe seiner Freunde als Arbeits- und Lebensort ausbauen konnte. Walther Kniebe hinterließ ein plastisches und grafisches Werk. Sein Hauptwerk, das monumentale Denkmal ‹Michael hilf!› in Rheydt wurde von den Nationalsozialisten zerstört. Wenig später zertrümmerte der Künstler in einem Akt der Selbstzerstörung mit eigener Hand zahlreiche seiner plastischen Arbeiten, die in einem versiegelten Güterwagen verschlossen waren. Danach war er als Bildhauer nicht mehr tätig und wandte sich der Malerei zu. 1942 überreichte er Marie Steiner das in Kupfer getriebene Michaelantlitz seines Denkmals, das seither im Westtreppenhaus des Goetheanum zu sehen ist.


Bild Ausstellungsansicht Walther Kniebe, Goetheanum 2024. Foto: Xue Li

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