Wer nahm das Rosa an? Wer wusste auch,
dass es sich sammelte in diesen Dolden?
Wie Dinge unter Gold, die sich entgolden,
entröten sie sich sanft, wie im Gebrauch.
Dass sie für solches Rosa nichts verlangen.
Bleibt es für sie und lächelt aus der Luft?
Sind Engel da, es zärtlich zu empfangen,
wenn es vergeht, großmütig wie ein Duft?
Oder vielleicht auch geben sie es preis,
damit es nie erführe vom Verblühn.
Doch unter diesem Rosa hat ein Grün
gehorcht, das jetzt verwelkt und alles weiß.
Rainer Maria Rilke
Aus: Die Gedichte. Frankfurt am Main/Leipzig 2006, S. 533.
Die gleichzeitig intensive und feine Farbkraft der Blüten: Kostbarkeit für die Sinne.
Auswahl und Kommentar von Johanna Lamprecht
Zeichnung von Philipp Tok