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Immun vor digitaler Infektion

Die digitale Karte der Hopkins-Universität zur Ausbreitung des Corona-Virus ist beeindruckend. Links oben steht die Zahl der Infizierten und darunter aufgegliedert nach Ländern. Rechts oben leuchtet die Zahl der Opfer und daneben in Grün die Zahl der genesenen Patienten.


In der Mitte der Landkarte sind mit roten Kreisen Ort und Ausmaß der Erkrankung gekennzeichnet – je nach Maßstab sieht man die ganze Welt oder nur die eigene Stadt. Natürlich, man will informiert sein, einordnen können, was geschieht. Doch all die Vorkehrungen, die diese hochansteckende Krankheit eindämmen sollen, heizen die Angst vor einer Pandemie an – viral im Netz. Gestrichene Flüge, Millionenstädte in Quarantäne, all die Bilder der Eingrenzung machen es schwer, Vorsicht von Panik zu trennen.

Es gibt ähnliche Internetseiten wie die der Hopkins-Universität. Zum Beispiel stopthehunger.com. Da laufen die Zahlen weggeworfener Lebensmittel in Tonnen, der Kosten für die Behandlung von Übergewicht und der Hungertoten jede Sekunde über den Bildschirm. Das Leid nüchtern in Zahlen. Wieder eine andere Seite (mcc-berlin.net) zählt herunter, wie viel CO2, noch ausgestoßen werden darf, damit die Erwärmung des Klimas 2 Grad nicht übersteigt.

Während die Zahlen um den Corona-Virus die ganze Welt in ihren Bann ziehen, sind die Größen von Hunger und Klima nichts Neues. Sie sind der gewohnte Schrecken. Gewöhnung lässt Hornhaut wachsen, während der neue Virus viral im Netz Aufmerksamkeit in Hysterie dreht. Besteht hier ein Zusammenhang? Je mehr die Zahlen von Vergeudung, Verschmutzung und Unrecht die Persönlichkeit dort erreichen, wo sie handelt, desto mehr wird sie immun gegenüber der digitalen Infektion der Panik.

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