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Anthroposophische Dogmen?

Als sich vor einigen Jahren die anthroposophischen Medienschaffenden am Goetheanum trafen, stand auch eine sogenannte Fishbowl-Diskussion auf dem Programm: Walter Kugler (Rudolf-Steiner-Archiv), Bodo v. Plato (Vorstand) und Nikolai Fuchs (Landwirtschaftliche Sektion) saßen zum Gespräch über Öffentlichkeit und Identität in der Mitte und rings herum die 50, 60 Kommunikationsprofis.


Als das Gespräch sich um Ideologie und innere Überzeugung drehte, referierte Fuchs von seiner letzten Begegnung mit einem Journalisten. Mit «jetzt werde ich ideologisch» habe er dem Journalisten ein Statement angekündigt. Uns Zuhörenden wurde deutlich, dass es darum gehe, sich der eigenen Ideologien und Grundsätze bewusst zu sein, dann könne man sie auch kommunizieren.

In dieser Ausgabe besprechen wir ausführlich Helmut Zanders Buch über die anthroposophische Bewegung. Darin ist ein Satz, der in die gleiche Richtung zielt. Zander betont, dass jede Gruppierung gemeinsame Überzeugungen, Dogmen brauche, um so eine ideelle Identität zu bilden. Anthroposophen würden aber jede Dogmatik von sich weisen und sich damit der Möglichkeit berauben, sie zu bearbeiten. Selbstverständlich gibt es in der Anthroposophie Lehrsätze, Überzeugungen, die zu ihrer Identität gehören, wie beispielsweise die Wiederverkörperung. Was heißt also hier, um Rudolf Steiners Forderung am Ende der ‹Philosophie der Freiheit› zu folgen, sich der Idee «erlebend gegenüberzustellen», um nicht «in ihre Knechtschaft zu geraten»? Anders gefragt: Durch was ist die Wiederverkörperung kein Dogma, sondern erlebte Überzeugung?


Bild: Illustrationsreihe 6/G43, Adrien Jutard

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