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Dreifaltige Geschichte

Es ist ein Bad in Geschichte und Entwicklung: Wer im Großen Saal des Goetheanum sitzt und zu den farbigen Fenstern blickt, sieht Stationen des menschlichen Lebens ‹aufleuchten›.


In Violett erkennt man den Lebensweg von der Wiege zum Grab, in Blau die irreversible Tat im Bild des Gewehrschusses auf einen Vogel. Dann an der Decke Motive der Geschichte der Menschheit, mit Sakkara-Pyramide und Mumie aus dem alten Ägypten, mit der Sphinx, die stürzte, als Ödipus ihr Rätsel löste, das alte Griechenland. Schließlich an Kapitell und Fuß der Säulen die große Geschichte, der Weg der Evolution, stilisiert in der Verwandlung von der Eins zur Zwei zur Drei, von der Einheit in die Dualität zur Trinität.

Drei Ebenen der Geschichte, die menschliche, die menschheitliche und die kosmische, und alle drei verbunden zu einem Schicksal, denn zur Anthroposophie gehört der Gedanke, dass die Entwicklung der Natur vom Menschen abhängt und die Entwicklung der Menschheit ohne die jedes einzelnen Menschen nicht zu denken ist. Mit Augustinus gesprochen, ist in Fenster, Decke und Säule die Gegenwart der Vergangenheit gefasst und als Ahnung auch die Gegenwart des Zukünftigen, in den Zuschauenden im Saal dann die Gegenwart der Gegenwart und auf der Bühne wird die geahnte Zukunft in Sprache, Bewegung und Musik Wirklichkeit.


Zum Titelbild: Hier in seinen Notizbüchern, wo seine Ideen Premiere feiern, trägt Rudolf Steiner vor hundert Jahren seine Gedanken zur geschichtlichen Symptomatologie ein. Da ist von Wendepunkt, von Entwicklung, Kraft und Strom die Rede – Begriffe, die den Blick auf die Innenseite der Geschichte lenken.

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