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Forschen, wo Geist und Stoff das Leben schaffen

Im September 2018 trafen sich am Goetheanum mehr als 160 Forscherinnen und Forscher aus dem biologisch-dynamischen Land- und Gartenbau zur ‹Research Conference›. Da zeigte sich etwas Neues – vor allem im Austausch der einzelnen Forschungswege.


Nach der Tagung fuhr ich begeistert und dankbar nach Hause. Ich hatte erlebt, dass unter den Teilnehmenden aus mehr als 20 Ländern ein gemeinsamer Impuls zur Weiterentwicklung der biologisch-dynamischen Landwirtschaft entstand. In den 80er- und 90er-Jahren erschien mir die Forschung im biologisch-dynamischen Landbau überwiegend so, dass einzelne Persönlichkeiten aus ihrem jeweiligen Ansatz zu bedeutenden Forschungsergebnissen kamen – die dann aber mit einer Tendenz zur Abgrenzung von anderen, zur ‹Schulenbildung›, verbunden waren. Ab Mitte der 90er-Jahre veränderte sich das in meiner Wahrnehmung immer mehr zu einem freundlichen Nebeneinander ohne Gegnerschaft, aber eher auch ohne engere Verbindung oder Zusammenarbeit.

In dieser Tagung habe ich einen Durchbruch erlebt zu gegenseitigem Interesse, wohlwollendem Zuhören und liebevollem Mitgehen mit den Ideen der anderen. Dadurch entstand eine Gemeinschaft, die während der Tagung eine eigene Kraft entwickelte. Das ist natürlich nicht aus dem Nichts entstanden, sondern bei verschiedenen landwirtschaftlichen Tagungen sowie in kleineren Forschungskooperationen der letzten Jahre war von dieser Stimmung und diesem Geist schon einiges erlebbar – und doch scheint mir hier eine neue Stufe erreicht zu sein.

Das Programm war dicht gepackt; in den Pausen hatte ich intensive, vertrauensvolle Begegnungen und Gespräche wie noch auf keiner Tagung. Dementsprechend erschöpft war ich nach den Tagen. Mit den hier zusammengestellten Eindrücken liefere ich weniger ein Gesamtbild, es handelt sich vielmehr um Einblicke und Eindrücke, in denen die Tagungserlebnisse in mir persönlich lebendig sind.

Eine Wissenschaft des Individuellen

Ueli Hurter stellte aus der ‹Innensicht› der biologisch-dynamischen Bewegung dar, dass diese Forschung der Individualität der Höfe gerecht werden müsse und dass sie zugleich Beiträge zur Lösung heutiger Herausforderungen leisten sollte. Dabei sei wichtig, dass sie die Bereiche von Körper – Leben – Seele – Geist als vier Perspektiven einbeziehen und methodisch passend bearbeiten müsse. Biologisch-dynamische Forschung solle sowohl den Forschenden als auch den praktisch Tätigen geistig-seelische Nahrung geben sowie Begeisterung bei jungen Menschen wecken. Jürgen Hess hat in seinem Blick ‹von außen› herausgestellt, wie viel Innovation im gesamten Ökolandbau von der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise ausgeht. So fallen 39 Prozent der verliehenen Auszeichnungen in Deutschland im Ökolandbau auf die Demeter-Höfe, obwohl nur 11 Prozent aller Ökohöfe biologisch-dynamisch bewirtschaftet werden. Lebensmittelqualität sei dabei nur teilweise abhängig von analytisch erfassbaren Parametern. Feinere Unterschiede lieferten hier beispielsweise die bildschaffenden Methoden.(1) Als Zukunftsaufgabe sehe er die Entwicklung von gemeinsamer Forschung von Landwirten, Forschern und Instituten. Zur Vorsicht rät er bei der Darstellung der Ideen der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise. Ohne die Tiefe der Inhalte zu verlieren, müsse man eine Sprache finden, die zugänglicher und aktueller ist. Wir sollten uns nicht als die ‹Besten› darstellen und nicht versuchen, andere zu belehren, was sie tun müssen, sondern uns auf die positiven Beiträge des biologisch-dynamischen Landbaus konzentrieren, so Hess.

 


Foto: Jonas Lismont

Foto: Jonas Lismont

 

Mein eigener Beitrag beschäftigte sich mit der Weiterentwicklung von Forschungsmethoden in der biologisch-dynamischen Landwirtschaft. Das Ziel ist darauf gerichtet, die Lebensmittelqualität so zu fördern, dass Menschen körperlich, seelisch und geistig gesund sein und werden können. Die angestrebte Individualisierung der Höfe führt dazu, zu verstehen, dass die einzelnen Höfe, Felder, Tiere u.a. individuell auf Maßnahmen reagieren können. Die bisherige Forschungsmethodik richtet sich aber darauf, mit Vergleichsversuchen und Mittelwerten zu arbeiten. Wenn Individualisierung tatsächlich so wichtig ist, dann ist die Gefahr groß, dass biologisch-dynamische Maßnahmen in Vergleichsversuchen zu großer Streuung, aber nicht zu signifikanten Ergebnissen führen, denn es werden Individualitäten verglichen, die nicht genügend Übereinstimmung haben. Deshalb schlug ich vor, die Methoden der landwirtschaftlichen Forschung zu erweitern, damit sich die Untersuchungen stufenweise entwickeln können: An wissenschaftlich erfassten Einzelfällen entsteht Erkenntnis zunächst als Idee; aus der Übersicht vieler Einzelfälle lassen sich die wirksamen Faktoren herausarbeiten und es kann geklärt werden, unter welchen Bedingungen sich Einzelfälle vergleichen lassen. In Fallserien können die Ideen und die Vergleichbarkeit dann geprüft werden. Wenn die wirksamen Faktoren gut bekannt sind, können Ursache-/Wirkungsbeziehungen auch in zufallsgesteuerten und auf Einzelheiten fußenden Studien mit Aussicht auf signifikante Ergebnisse geprüft werden. In der Kombination dieser Methoden entsteht so etwas wie ‹multiple Evidenz›, die wissenschaftlich akzeptiert werden könnte.

Dieses Vorgehen auf der Seite der Experimente und Beobachtungen muss durch eine genauso sorgfältige Arbeit auf der Seite der Begriffsbildungen ergänzt werden. Beide Pole zusammen können zu tragfähigen und kommunizierbaren Ergebnissen führen.

Salbei in unseren Nasen

Im Workshop ‹Research› haben wir den Forschungsbedarf für die großen Themen zusammengetragen. Aus etwa 15 Hauptthemen greife ich besonders wichtig erscheinende heraus:

Lebensmittelqualität
Wie lässt sie sich erleben und wissenschaftlich erfassen, wie steigert sie die menschliche Gesundheit?

Präparate
Wie lässt sich ihre Wirkung genauer verstehen und nachweisen?

Ganzheitliche Forschungsmethoden
Wie lassen sie sich entwickeln und wie gewinnen sie akademische Anerkennung?

Arbeitsgruppe ‹Theory of Knowledge›
Wie lässt sich eine Erkenntniswissenschaft und Forschungsmethode für den biologisch-dynamischen Landbau weiter entwickeln, sodass Komplexität und Individualität wissenschaftlich erfasst werden können? Wir wissen vieles, das getan werden sollte. Aber wie steht es mit der Priorisierung? Wie steht es mit gemeinsam abgestimmter Forschung und Entwicklung?

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Wie lässt sich eine Erkenntniswissenschaft und Forschungsmethode für den biologisch-dynamischen Landbau weiter entwickeln, so dass Komplexität und Individualität wissenschaftlich erfasst werden können?

In den Arbeitsgruppen ‹Experience the Living› gab es die Möglichkeit, sich ausgehend von künstlerisch-sinnlicher Erfahrung dem Lebendigen zu nähern. In der Gruppe von Thorsten Arncken ging es um Geruch und Bildgestaltung: Verschiedene Salbeipflanzen wuchsen mit Gießwasser auf, das unterschiedlich mit Metall versetzt war. Wir haben an den Blättern gerochen und dann jeweils mit Farbkreiden ein Bild gestaltet, dass mit dem Geruchseindruck korrespondiert.

Die Teilnehmenden hatten erstaunliche Unterschiede in den Geruchseindrücken erlebt und die Bilder von allen zu einer Behandlung enthielten jeweils ‹Gesten›, die ganz überwiegend miteinander verwandt waren. Es wurde erahnbar, wie ein solcher künstlerisch-erlebender Ansatz entwickelt werden könnte, damit er sich in den wissenschaftlichen Prozess integrieren lässt.

Bei den von verschiedenen Forschern präsentierten Darstellungen zur Präparateforschung zeigten sich zwar Ergebnisse, aber die Studien sind gleichwohl noch am Anfang. Wichtige Beiträge kamen aus dem Bereich Tierhaltungsforschung:

Ulrich Mück stellte die Faktoren für mehr oder weniger Tierwohl dar, die an 39 Höfen mit horntragenden Kühen im Laufstall in einem gemeinsamen Forschungsprozess mit Landwirtinnen, Beratern und Wissenschaftlern ermittelt worden waren. So nimmt im Allgemeinen bei wenig Aktionsfläche je Tier die Zahl der Verletzungen deutlich zu; aber bei besonders ruhigem Umgang mit den Tieren kann es auch anders sein. Ich sehe hier ein Beispiel, wie an Einzelfällen Zusammenhänge entdeckt werden können, die bei einer statistischen Auswertung mit Durchschnittswerten nicht herausfindbar sind.

Wenn Kuh und Kalb beisammen sind

Gemessen am Beifall war nicht nur für mich der Beitrag von Silvia Ivemeyer, Mechthild Knösel und Anet Spengler der inhaltliche Höhepunkt der Tagung. Die muttergebundene Kälberaufzucht wurde aus Beobachtungen des natürlichen Verhaltens zwischen Mutter und Kalb entwickelt und erweist sich als sehr erfolgreich: Kuh und Kalb gewinnen die Beziehung zueinander zurück; die Landwirtin gewinnt gesunde Kälber und Tiere mit besserer Entwicklung (Absetzgewicht, Wüchsigkeit); außerdem fällt viel weniger Arbeit pro Tag an. Die Landwirtin verzichtet dafür auf etwa 1000 Liter Milch je Kalb.

Bei dem Projekt Pro Q geht es um Reduzierung von Antibiotika bei Milchkühen und um bessere Eutergesundheit der Kühe. Auf jedem Hof werden frühere und spätere Jahre verglichen, sodass die Individualität eines Hofs berücksichtigt wird.

Feed no Food untersucht, wie man bei Milchkühen die Kraftfuttergaben reduzieren kann. Die Landwirte entscheiden, auf wie viel Kraftfutter verzichtet werden soll. Indem Gruppen gebildet werden, lassen sich auch die individuell gesteckten Ziele vergleichen. Interessant: Alle Gruppen haben ihre jeweiligen Ziele erreicht.

In der Obsalim-Methode zur Verbesserung der Fütterung, entwickelt von Bruno Giboudeau, wird aus einer Anzahl von Beobachtungen an der Herde (Harmonie, Einheitlichkeit, Verhalten, Vitalität, Sauberkeit, Veränderungen im Kot, Konsistenz des Kots, drittes Augenlid, Harnfarbe, glänzendes Fell usw.) mithilfe von Karten, die entsprechende Fotos zeigen, Überschuss oder Mangel in der Fütterung herausgefunden. Eindrücklich war der Bericht von Mechthild Knösel über Beobachtungen von aufgestelltem Fell im Pansenbereich. Der Vorschlag zur Behandlung war, drei Tage lang zu bestimmten Tageszeiten wesentlich weniger zu füttern. Danach waren die Probleme verschwunden, ohne dass die Milchleistung zurückging. Die Tiere brauchten einfach mehr Zeit, um das aufgenommene Futter zu verdauen. Bildhaft ausgedrückt: Für die Kühe ist das Fressen wie einkaufen – das Wiederkäuen entspricht dann unserem Essen. Was die Forschungsprojekte auszeichnete, war die gelungene Zusammenarbeit von Forschung und Praxis. Das wird auch daran deutlich, dass Mechthild Knösel als Landwirtin einen wesentlichen Teil des Beitrags auf der Forschungstagung dargestellt hat. Die Frage lautet: Was ist wesensgemäß für die Tiere, ohne die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedingungen für die Landwirtinnen und Landwirte zu vergessen?

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Bildhaft ausgedrückt: Für die Kühe ist das Fressen wie einkaufen – das Wiederkäuen entspricht dann unserem Essen.

Die Wissenschaftlerinnen entwickeln die Forschungsfragen aus tiefer persönlicher, auch praktischer Kenntnis und liebevoller Beschäftigung mit den Landwirten, aber auch den Tieren. Monatliche Berichte über die erhobenen Daten, die für die tägliche Betriebsführung genutzt werden können, lassen die Bäuerinnen und Bauern den praktischen Nutzen der Forschung erfahren. Dazu gehören auch eine Beratung zu allen Fragen, die im Zusammenhang des Forschungsprojekts auftauchen, und eine Dokumentation der Gespräche durch die Wissenschaftlerinnen für die Landwirte. Höfe, die in einem Veränderungsprozess stehen, können diesen Weg wissenschaftlich begleiten lassen.

Damit diese Praxisforschung gute Ergebnisse bringt, ist aber auch erforderlich, dass die teilnehmenden Bäuerinnen und Bauern die Forschungsarbeit in der Tagesarbeit im Bewusstsein haben. Jeder Hof hat seine ganz eigenen Bedingungen, ist hoch individuell. Indem jeder Hof als seine eigene ‹Kontrolle› genutzt wird, indem frühere mit späteren Ergebnissen verglichen werden, wird diese Eigenart berücksichtigt. Weil die Maßnahmen vielfältig sind, lässt sich nicht die eine Änderung bewerten, sondern man kann vielmehr beantworten, ob ein ‹ganzes Paket an Maßnahmen› wirkt. Solche multifaktoriellen Analysen sind nicht geeignet für Ursache-/Wirkungsergebnisse, sondern zeigen ‹Beziehungsmuster›. Die Resultate der einzelnen zuvor genannten Methoden helfen hier, weil sie einzelne Phänomene im Blick haben und konkrete Wirkungen sichtbar machen. Claudia Scherr zeigte an Pflanzentests, wie die feinen Unterschiede von homöopathischen und anthroposophischen Medikamenten wissenschaftlich erfasst werden: Die Versuche werden verblindet und randomisiert angelegt mit systematischer Negativkontrolle, um die natürliche Variabilität der Phänomene zu erfassen. Die besondere Reaktion dabei und deren Stärke hat sie dabei ermittelt.

Die nächsten Jahre

In der Präparateforschung werden die geistigen Kräfte, die das Sinnlich-Erfahrbare hervorbringen, einbezogen. Dabei scheint es mir genug wissenschaftliche Nachweise zu Präparatewirkungen zu geben, sodass nicht seriös bestritten werden kann, dass da ‹etwas› wirkt. Gleichzeitig wissen wir noch viel zu wenig darüber, unter welchen Bedingungen welche Wirkung an welcher Stelle eintreten wird, sodass wir kaum spezifische Praxisempfehlungen geben können – und wir können noch nicht erklären, warum in vielen Fällen erwartete Wirkungen kaum eingetreten sind. Weiterhin können wir die Wirkungsweise noch nicht wissenschaftlich beschreiben: Weder die Wirkungen im Stofflichen noch die Ideen und Erlebnisse der ätherischen Kräfte sind ausreichend klar. Schließlich können wir noch nicht deutlich und konkret genug zeigen, welchen spezifischen Beitrag die Präparate (bzw. die biologisch-dynamische Landwirtschaft als Ganzes) zur Lösung welcher Herausforderungen in der Welt leisten.

Es wird an allen Themen im biologisch-dynamischen Landbau geforscht. Einige wesentliche möchte ich herausgreifen: Die Herausforderung bleibt bestehen, die Ideen (auch die geisteswissenschaftlichen) im Sinnlichen wissenschaftlich prüfen zu können und zu Evidenzerlebnissen zu kommen. Hierbei sollen übersinnliche Erlebnisse und Forschungsergebnisse in wissenschaftliche einbezogen werden. Erde und Natur sollen verwandelt und dabei die positiven Wirkungen erlebt werden; oft ist dieser Impuls verbunden mit einem bildhafteren und empfindenderen Herangehen als beim Fokus auf Erkenntnis. Eine tragfähige Verbindung unter Menschen soll geschaffen werden. Dabei spielt die Bildung von Gemeinschaften eine Rolle, im Sinne von: «Heilsam ist nur, wenn im Spiegel der Menschenseele sich bildet die ganze Gemeinschaft und in der Gemeinschaft lebet der Einzelseele Kraft.» (2) Alle diese Herangehensweisen haben ihre Berechtigung! Sie benutzen unterschiedliche Methoden und haben ihre jeweiligen Stärken und Grenzen. Die Verständigung darüber, was wofür gut ist und wie die Ansätze sich gegenseitig ergänzen und stützen können, würde zur vertieften Zusammenarbeit und zur stärkeren gesellschaftlichen Wirksamkeit der Forschung beitragen. Als Ausblick stellt sich mir die Frage, wie die Impulse der Tagung zu einer gemeinsamen Weiterentwicklung führen werden. Ich sehe Bedarf vor allem zu folgenden Tätigkeiten:

• Zusammenarbeit unter Forscherinnen und Forschern konkretisieren und Ziele klar fassen, nächste, leistbare Schritte durchführen.

• Gemeinsame Entwicklung von Prioritäten für Forschung und Entwicklung.

• Konkretisierung der interdisziplinären Zusammenarbeit vor allem zwischen Landwirtschaft, Medizin, Pharmazie und Ernährungswissenschaften. Insbesondere Medizin und Pharmazie haben methodisch (und begrifflich) schon vieles entwickelt, das für individualisierte Erkenntnis in der Landwirtschaft gut gebraucht/adaptiert werden kann.

• Praxisforschung bzw. gemeinsame Untersuchungen von Praktizierenden, Forschenden und Beratenden.

Mein persönlicher Beitrag zielt darauf, die vorhandenen Forschungsmethoden in ihren Möglichkeiten und Grenzen auszuloten sowie weitere Methoden zur Erforschung individualisierter Komplexität zu entwickeln. Wir leben in einer Welt, die materialistisch orientiert ist. In der Wissenschaft ist Nichtmaterielles noch nicht akzeptiert. Gleichzeitig suchen viele Menschen nach Spirituellem und erleben in sich dessen Wirklichkeit. Erfahrungen mit Übersinnlichem nehmen zu – in der Einbeziehung solcher Erfahrungen liegen Chancen und Möglichkeiten, sich zu irren. Eine Aufgabe besteht darin, am Sinnlichen prüfen zu lernen, wo und wie Geistiges wirkt. Dies sollte eine Hauptaufgabe des beim ‹Landwirtschaftlichen Kurs› 1924 begründeten Versuchsrings sein – gleichzeitig wird eine tiefgehende anthroposophisch-geisteswissenschaftliche Arbeit benötigt, um durch Verständnis der übersinnlichen Forschungsergebnisse Steiners (und durch ansatzweise eigene Fortführung dieser Forschung) zu klaren und beweglichen Begriffen zu kommen, die dem Geistigen gerecht werden, damit diese Begriffe beim Finden des Geistigen im Sinnlichen helfen. Auch für die Anthroposophische Medizin hat Steiner mehrfach darauf gedrungen, dass im Sinnlichen die Wirkungen gezeigt werden müssten. Mir persönlich ist wichtig, sorgfältig zu unterscheiden zwischen der authentischen Darstellung, was ich selbst erkannt oder als Frage entwickelt habe, und dem, was ich aus Vertrauen in die Forschungsergebnisse Rudolf Steiners als zu prüfende Möglichkeiten übernehme. In diesem Geist scheint mir ein Diskurs mit vielen offenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern möglich und für beide Seiten fruchtbar zu sein.


(1) Weitere Stichpunkte zu Innovationen aus der biologisch-dynamischen Landwirtschaft sind: aktive Nährstoffmobilisierung; Systemansatz: Organismus, Komplexität, Individualität; Milchqualität; Pflanzenzüchtung; Muttergebundene Kälberaufzucht; Weinqualität; Bedeutung der Tierhaltung für die Fruchtbarkeit der Böden; Community Supported Agriculture; Soziale Landwirtschaft / Care Farming; Landschaftsentwicklung; Neue Rechtsstrukturen für Höfe
(2) Rudolf Steiner am 5. November 1920 für Edith Maryon.

Coverbild: Heinrich Heer, Eindrücke von der Tagung

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