One Health

Am 21. November trafen sich auf Initiative der Zweige am Goetheanum 120 Interessierte, um sich mit Vertretern der Goetheanumleitung über den Begriff von ‹One Health› auszutauschen.


Georg Soldner umriss zu Beginn den Begriff ‹One Health›: Gesundheit ist nicht nur eine Sache des persönlichen Wohles, sondern auch der menschlichen Gemeinschaft wie auch des Zusammenlebens mit Tier, Pflanze und Erde. «Wir wollen nichts übernehmen, sondern vielmehr in die Debatte anthroposophische Gesichtspunkte, Erfahrungen und Modelle wie Sekem oder Havelhöhe einbringen», so Soldner. Am Beispiel der BSE-Krise von 1996 zeigten Ueli Hurter und Georg Soldner, dass es sich lohnt, politisch tätig zu werden, denn dadurch konnte damals verhindert werden, dass die Gewinnung der Präparate für den biologisch-dynamischen Landbau verboten wurde. Aus dieser politischen Arbeit sei dann die Eliant-Initiative gewachsen. Man müsse die rechtliche Ebene der WHO unterscheiden von den dort aktiven Kräften z. B. der Bill Gates Stiftung, so Georg Soldner. Nicht selten seien es die Regierungen einzelner Länder, die deren Interessen am stärksten vertreten würden. Es gäbe aber auch ein Department für Traditionelle, komplementäre und integrative Medizin, das von sich aus auf die anthroposophischen Ärztegesellschaften zugekommen sei, und das die Interessen dieser Therapierichtungen vertrete. Mit dieser Abteilung der WHO wurde – analog zu anderen Therapiesystemen wie Ayurveda – erreicht, dass die gültigen Ausbildungsrichtlinien in der Anthroposophischen Medizin von der WHO anerkannt werden. Soldner unterstrich, dass diese Gespräche mit der WHO mit einstimmiger Unterstützung von allen anthroposophischen Ärztegesellschaften und den Koordinatoren und Koordinatorinnen aller Heilberufe in der Medizinischen Sektion geführt wurden. «Ich habe mich in der Corona-Zeit in einer Nische aufgehalten!», erklärte eine Teilnehmerin. Mit WHO oder UNICEF zusammenzuarbeiten, bedeute, die Anthroposophie zu verkaufen. Georg Soldner sah in solch pauschaler Skepsis gegenüber internationalen Vereinigungen eine Abwendung vor der Zukunft. Es gehe darum, diese von Seiten der Anthroposophische Medizin mitzugestalten, und dazu gehöre eine Präsenz auf rechtlicher internationaler Ebene. Ueli Hurter betonte, dass seine 30-jährige Arbeit auf seinem Demeterhof zum Ziel hatte, das Gesundheitspotenzial des Hofes zu steigern, und dass dabei ‹Vertrauen› die Arbeit bestimmt habe. Herbert Holliger beschrieb aus seiner Verbandstätigkeit, dass 200 anthroposophische Ärzte und Ärztinnen in der Schweiz zu wenig seien, um ein politisches Gewicht zu erzeugen.1 Da müsse man sich mit anderen zusammentun. Am 15. Januar 2023, an der außerordentlichen Generalversammlung der Anthroposophischen Gesellschaft, wird das Gespräch fortgesetzt.


Korrigendum vom 17.01.2023, verfasst von Wolfgang Held
Im Bericht des Gesprächsabends wird Herbert Holliger, ehemaliger Geschäftsführer des Vereins für anthroposophisch erweitertes Heilwesen – heute ‹anthrosana› –, wiedergegeben, wobei dieser Wortlaut für sich genommen nicht seine Haltung spiegelt. Holliger hatte beschrieben, dass die geringe Zahl anthroposophischer Ärzte und Ärztinnen in den 80er-Jahren die Verantwortlichen gezwungen hätte, mit anderen Verbänden und Herstellern zusammenzuarbeiten. Damit wollte er zum Ausdruck bringen, dass man bei solchen Verbindungen – wie auch bei Kooperationen im Feld von ‹One Health› – vorsichtig sein müsse. Damals habe man mit einem Verband der Spitzenmedizin negative Erfahrungen gemacht. Die Zusammenarbeit hatte beendet werden müssen. Sein Votum verstehe sich, so Holliger, deshalb kritisch zum politischen Engagement für die Idee ‹One Health› auf der Ebene der WHO.


Foto Xue Li

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Footnotes

  1. Siehe dazu Korrigendum unter dem Artikel

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