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Besinnung auf die Schönheit

Vom 12. bis 14. April fand zum Auftakt der Omnibus-Tour 2019 im Schloss Freudenberg (Wiesbaden) das Mitarbeitergespräch des Omnibus für direkte Demokratie statt. Im Rückblick standen unter anderem zwei Ereignisse: das bayerische Volksbegehren für Artenvielfalt ‹Rettet die Bienen!› und die Jugendempörung ‹Friday for future›.


Als eine Aktion zu ‹Waldorf 100› hat der Bund der freien Waldorfschulen die Eltern und Schüler gebeten, das bayerische Volksbegehren für Artenvielfalt zu unterstützen. Innerhalb von 14 Tagen haben mehr als 1,7 Millionen Menschen in den Rathäusern ihre Stimme für die Natur erhoben. Damit hatte vermutlich kaum jemand gerechnet. Die von wenigen Menschen ausgehende Initiative hat überraschend breite Bevölkerungsschichten erreicht. Das zeigt: Es wird den Menschen immer klarer, dass die am Profit orientierte Wirtschaft mit ihrem kranken Geldbegriff die Lebensgrundlagen der Natur zerstört.

Mit dem Ruf ‹Friday for future› hat die Jugend die leidende Natur vernommen. Sie fordert unter anderem «den Austausch zwischen den Generationen und gemeinsame Verantwortung auf dem Weg Richtung morgen». Das Volksbegehren für Artenvielfalt ‹Rettet die Bienen!› hat gezeigt, dass die Volksabstimmung das Instrument gemeinsamen Handelns ist. Über Jahrzehnte wurde von Menschen, die durch die Jugendbewegung im 20. Jahrhundert gegangen sind, diese der ‹inneren Jugend› entsprechende Methode der Gesellschaftsgestaltung entwickelt, die auf dem Element der Kunst (Soziale Plastik) basiert.

Denn einen selbstverständlichen Bezug zu den Alten kann die Jugend nur haben, «wenn einem entgegentritt von der älteren Generation das Künstlerische, wenn einem die Wahrheit zuerst in der Schönheit erscheint. Dann wird gerade das Beste sich in den jungen Menschen entzünden: nicht der Intellekt, der immer passiv bleibt, sondern der Wille, der aktiv wird und der auch noch das Denken aktivieren wird.»(1) In der Volksabstimmung bildet sich aus der Kraft der Einzelseele ein gemeinschaftlicher Wille. Darin besteht ihre Schönheit! «Das Schöne ist nicht das Göttliche in einem sinnlich-wirklichen Gewande; nein, es ist das Sinnlich-Wirkliche in einem göttlichen Gewande.»(2)

Im Hinblick auf die Zusammenarbeit der alten und jungen Generation bedeutet die Schönheit, dass die sinnliche Wirklichkeit der sozialen Verhältnisse von einem generationsübergreifenden jugendlichen ‹Idealismus› durchstrahlt wird. Durch ihn findet die ‹Verklärung› im Sozialen statt, durch die der einzelne Wille in der ‹direkten Demokratie› zu einer Richtkraft wird, welche die bestehenden Irrtümer und die krankhaften Entwicklungen (Ideologien) im Sinne der Erneuerungskraft der Idee verwandeln kann.


(1) Rudolf Steiner, Geistige Wirkenskräfte im Zusammenleben von alter und junger Generation. Pädagogischer Jugendkurs. Dornach 1988, s. 140.
(2) Rudolf Steiner, Kunst und Kunsterkenntnis. Dornach 1961, s. 27.

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