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Hier senkt sich der Himmel runter

Vom 19. bis 20. Oktober fand in der Rudolf-Steiner-Schule Zürcher Oberland das dritte Schweizer Jugend-Eurythmie-Festival statt. In diesem Jahr wurde der Mythos ‹Orpheus und Eurydike› einstudiert.


«Es macht im Eurythmieunterricht einen großen Unterschied, ob das Tun ein konkretes Ziel hat oder nicht. Wenn Schüler vor Zuschauenden auf der Bühne stehen, dann erleben sie sich als Gestalter, die viel ausdrücken können», beschreibt Sybil Hartmaier, Initiatorin des Schweizer Jugend-Eurythmie-Festivals, die hohe Motivation der 80 Jugendlichen. Sie wählte im Vorfeld das Thema aus und erarbeitete ein Stück entlang der Gluck-Oper ‹Orpheus und Eurydike› und des originalen Mythos. Das Ende wurde aus dem Mythos entnommen, während sich der Rest überwiegend am Opernlibretto orientiert. Aus sechs Schulen haben sich die Schüler – hauptsächlich 9. Klassen – in freiwilligen Arbeitsgruppen an ihrer Schule auf einzelne Szenen vorbereitet, um dann innerhalb einer Woche vor der Premiere in Wetzikon zusammenzukommen und das Gesamtwerk zu schweißen. Dabei war die soziale Komponente enorm, berichtet Sybil Hartmaier: «Schon 2014 und 2016 war es sehr berührend, zu sehen, wie die Schüler und alle Beteiligten sich gegenseitig tragen und dass es möglich ist, in nur einer Woche etwas Gemeinsames entstehen zu lassen. Auch von innen war es für die Jugendlichen wieder eine starke Begegnung mit anderen und ein neues Eintauchen in die Eurythmie. Dafür ist das Unsichtbare des Sozialen ganz wesentlich. Man hatte wirklich das Gefühl, hier senkt sich der Himmel runter!» In diesem dritten Jahr schien die Atmosphäre noch gesteigert. Es wurde mit höchster Konzentration und mit gegenseitigem Zutrauen gearbeitet und schließlich wurde das Stück vom Publikum mit enormem Lob aufgenommen. Bereits in den vergangenen zwei Jahren, in denen Vivaldis ‹Vier Jahreszeiten› und ‹Peer Gynt› mit Begeisterung erarbeitet worden waren, war die Resonanz unter den Schülern und beim Publikum groß und jüngere Schüler wurden motiviert, selbst teilzunehmen. Die Übungen der pädagogischen Eurythmie seien die ganze Zeit präsent, «doch in der Schulzeit versteht man oft den Sinn vom reinen Üben nicht.» Im künstlerischen Tun werde das Üben konkret und lebendig und könne mit Begeisterung aufgenommen werden. «Die Schüler erledigen die Arbeit in der finalen Woche dann oft im Turbogang. Die Motivation, etwas ‹Professionelles› mit echter Bühnenbeleuchtung usw. aufzuführen, ist riesig». Dieses Mal wird ein besonderes i-Tüpfelchen des Projekts eine Aufführung im Goetheanum sein. Sie findet am 18. Januar anlässlich einer Tagung von Waldorf 100 statt, womit das Schweizer Jugend-Eurythmie-Festival erstmals auf Tournee geht.

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