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Virginia Sease

Es ist eine kurze Begegnung in einem Aufzug. Virginia Sease begrüßt mich und findet in einer Sekunde die verbindenden Worte für ein Gespräch zwischen den Stockwerken.


Als wären seit der letzten Begegnung nicht drei Monate, sondern drei Minuten vergangen, so knüpft sie aus dem Stand den Faden. Dass es ihr wieder besser gehe, was sie im ‹Goetheanum› gerne von mir lese, dass sie Sebastian Jüngel, meinen Redaktionskollegen, heute treffen werde. Von ihm erfahre ich später, dass es dabei um Traute Lafrenz geht, die letzte Überlebende der Weißen Rose und Kollegin von Virginia Sease in der Anthroposophischen Gesellschaft in den usa. So leichtfüßig die Eröffnung, so bestimmt ist das Ende der Unterhaltung. Die Fahrstuhltür öffnet sich und mit ihrer Begleitung und einem Gruß biegt sie um die nächste Ecke. Es erinnert mich an manche Sitzung oder Tagung: Ein Gespräch wollte nicht fließen, eine unklare oder sogar verkrampfte Atmosphäre – Virginia Sease hatte mit einem Wort, einer kurzen Erzählung den Schlüssel und löste so die Stimmung. Es ist wohl Sprachmut, Sprachgeist und -witz, die hier zusammenkommen und mich beeindrucken. Auch jetzt im Fahrstuhl.

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