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Lothar Reubke

Als er 1959 zur Aussegnungsfeier von Emil Bock ein Stück komponiert habe, da habe er allen Mut zusammengenommen und es seinem Musikprofessor Johann Nepomuk David vorgespielt.


Sogleich fällt Lothar Reubke (85) in einen österreichischen Dialekt und imitiert den großen Kirchenmusiker David. «Was Aufregendes kann ich stundenlang komponieren!» Das sei die Antwort des streng auf die Satzform achtenden Linzer ‹Kontrapunktikers› gewesen. Ich bin auf einer Polarlichtreise mit Lothar Reubke im Gespräch. Er studierte Gesang und Musik und wurde später zum Priester geweiht. Das bringt ihn auf den Seminarleiter Bennesch und lässt ihn kurz in dessen siebenbürgischen Akzent fallen. Über Jahrzehnte hat Lothar Reubke Woche für Woche für alle nur erdenklichen Anlässe komponiert und orchestriert. Er hat eine kompakte Gestalt, die mit jeder Faser Freundlichkeit ausstrahlt. Dann wird er ernst, um den strengen Satz seines Meisters zu erklären, ohne den heiteren Impetus zu lassen: «Es geht immer darum, von der Schönheit zur Wahrheit zu kommen.» Ja, pflichte ich bei, dann frage man sich zum Beispiel bei Schuberts ‹Unvollendeter› mit einem Male: «Was war da?» Lothar Reubke nickt und ergänzt: «Wer war da?»

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