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Musikalische Ostern am Goetheanum

Das Festprogramm ‹Ostern am Goetheanum› sprach musikalisch zum Wesen des Menschen.


Sir Mark Elder dirigierte am Karfreitag das Sinfonieorchester Basel für Richard Wagners ‹Parsifal›, dritter Aufzug (konzertant). Er gab dem Aufbau der Sphärenwelten Zeit und den Seelennöten Raum und arbeitete mit innerer Intensität. Christof Fischessers Gurnemanz arbeitete das Mahnende und das Leiden am Nichterkennen heraus; Simon O’Neill (Parsifal) legte sich in den Orchesterklang so hinein, dass ich die innere Verwandlung erlebte, auch wenn er nicht sang. Von Amfortas zeigte Tommi Hakala die nach außen leidende Seele, in Schmerz und Erlösungssehnsucht von Dritten abhängig. Auf den harten Ritterchor antworteten sinnigerweise (von hinten) die Frauen auf der Empore und durchlichteten den Gesang der Ritter – er wurde mild (Ensemble Corund). Diese Musik Wagners verwandelte mich. Rudolf Steiner beschrieb als eine ihrer Eigenschaften, dass sie den Ätherleib so mit Schwingungen durchsetzt, dass der Mensch geläutert wird. Die Musiker ermöglichten dieses Erlebnis.

Der Glarisegger Chor und die Zürcher Symphoniker gestalteten engagiert unter Leitung von Heinz Bähler mit Guiseppe Verdis ‹Messa da Requiem› das empfindungsreiche und temperamentvolle Leben der mit dem Karfreitagsgeschehen mitgehenden, mitgerissenen Seele. Die Dramatik des Textes und die Momente des Schmerzes wie der Hoffnung lebten die Musiker voll aus – in den dramatischen rhythmischen Wechseln, in den Kontrasten zwischen laut und leise, durchwebt immer wieder von lichtvollen Stellen, die auf Ostersonntag verwiesen.

Einen weiteren Schritt vollzog die Goetheanum-Eurythmie-Bühne unter Margrethe Solstad mit der Camerata Da Vinci unter Giovanni Barbato: Zu Beginn noch geheimnisvoll-verborgen, lebte in allen Bewegungen bereits das hineinströmende Leben des Ostergeschehens, leuchtete hinein die Zukunft der Schöpferkraft, das Wirken der Auferstehungskräfte. Dmitri Schostakowitschs Musik war sanft und voll Innerlichkeit und führte nach einem Erschüttertwerden zu einem Aufwachen des Ich. Durch die Gedichte von Heidi Overhage-Baader wurde das Ostergeschehen gedanklich vertieft: Der Innenraum des Menschen ist nicht leer – er ist durchlebt. Mit Bachs Klavierkonzert in A-Dur (BWV 1055) mündete das Programm ‹Es geht ein Rufton durch die Welt› in das freudige Erlebnis ‹Frohe Ostern!›.


Foto Sir Mark Elder: Benjamin Ealovega

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