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Ein methodisches Ausrufezeichen

Die Coronakrise sei eine Herausforderung, sich des eigenen Beziehungsverhaltens bewusst zu werden, so eröffnet Stefan Hasler, Leiter der Sektion für Redende und Musizierende Künste, das kurze Gespräch zur Frage, was es mit Eurythmie online auf sich habe.


Es gehe darum, aufmerksam und vorurteilsfrei herauszufinden, was funkioniere und was nicht. Dabei habe er sieben digitale Grade im Auge.

1. Sich über Video zu unterhalten, sei großartig. Wie in der direkten Begegnung zähle die Aufmerksamkeit, ob ein zwischenmenschlicher Raum, ob neue Ideen entstehen. 2. Ein Gespräch mit einem Eurythmiedozenten oder einer Eurythmiedozentin, mit denen Studierende eine schon angelegte Form besprechen und klären, scheint gut möglich zu sein. 3. Eine neue Form über Video zu entwickeln, wenn man die Zeit, aber nicht den Raum teilt, ist zweifellos schwieriger, und es ist fragwürdiger, was auf diesem Wege möglich ist. Zum Todestag Rudolf Steiners habe eine kleine Eurythmiegruppe ohne Publikum eine Aufführung im Goetheanum gemacht. Da seien ‹geistig› viele anwesend gewesen
4. Dieser Punkt folgt, wenn nun ein Video einer eurythmischen Anleitung erstellt wird und ich im Moment der Aufzeichnung online teilnehme oder (5.) es mir später anschaue und dann mitvollziehe oder es nur passiv anschaue oder (6.) anschließend den Bildschirmplatz verlasse und in der Erinnerung nun die Übung (7.) durchführe. Hasler unterstreicht das Phänomen: Wir seien gewohnt, im direkten Austausch Raum und Zeit physisch zu teilen und sind dann mitunter geistig abwesend. Jetzt sei man gezwungen, sich räumlich getrennt zu verbinden. Teilen wir dadurch gleichwohl einen gemeinsamen Seelenraum? Wenn man spricht, resoniert der Lebensleib. Wie geschieht diese Resonanz, wenn die Sprache über ein technisches Medium vermittelt wird? Das sei, so Hasler, ein methodisches Ausrufezeichen. Nächsten Januar in der Konferenz der Eurythmie-Ausbilderinnen und -Ausbilder wird es um diese ‹Wesensgliederverschiebung›, wie es Robin Schmidt in seiner Forschung über das Digitale nennt, gehen.


Bild: Eurythmie durch ein Bildschirm. Video vom Youtube Kanal «Logos Eurythmie». Bild: Sofia Lismont

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