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Penthesilea

Am 25. und 26. Januar zeigten Studierende von Amwort und ausgebildete Sprach­gestalter das Drama ‹Penthesilea› von Heinrich von Kleist am Goetheanum.


Heinrich von Kleist arbeitet in ‹Penthesilea› eine moderne Fragestellung heraus: Inwiefern wirken alte Kräfte zerstörerisch auf das soziale Leben? Die Inszenierung von Valerian Gorgoshidze (Regie) und Agnes Zehnter (Produktionsleitung) mit Studierenden des Sprachgestaltungsstudiengangs Amwort macht die Intensität von Thema und Sprache Kleists umfassend erlebbar. Das Bühnenbild mit herunterhängenden und teilweise verbundenen Seilen lässt sich lesen als Schicksalsfäden, als Beziehungen, als Gebundenheiten. Auch die Kostüme der Amazonen und der Griechen nehmen im Schnitt Bezug aufeinander und unterscheiden sich doch im Detail. So führt bereits das Auge in eine durchgestaltete Inszenierung. Dem entspricht auch das Spiel. Die Darstellerinnen und Darsteller sprechen engagiert mit jeder Faser ihres Körpers, sprechen in den jeweiligen Konstellationen als Einzelne und als Gruppe, in Bewegung oder im Bild. Unterstrichen wird dies durch die ebenfalls intensive und doch einfach bleibende Musik von Irakli Shermazanashivli. Die Darstellerinnen und Darsteller haben die Sprache so durchgearbeitet, dass sie selbst da, wo der Akzent ihrer Muttersprache durchklingt, in Spiel und Aussage gestaltet und aussagestark erfüllt wird – Sprache und Rolle sind eins. Während im ersten Teil die kriegerische Grundsituation gezeichnet wird, entfaltet sich im zweiten die Dramatik der Amazonenkönigin Penthesilea. Sie ist handlungs- und lebensfreudig, sucht aber aus Stolz Anschluss an alte magische Kräfte. Sie steht zwischen dem Ideal der ersten Amazonenkönigin Tanais und den tierischen Gewalten, die zur treibenden, tödlichen, tragischen Kraft werden, tötet sie doch mit deren Hilfe im Rausch den von ihr geliebten Griechen Achill. Beachtlich, wie Kleist in den Worten der Selbstrichtung Penthesileas bereits die Zukunftsaufgabe fasst: Neben dem kalten Erz gibt es die läuternde Glut des Jammers, mit der zwar der tödliche Dolch geschmiedet wird, jedoch auf «der Hoffnung ew’gem Amboss» und getränkt von «Reue».


Titelbild: Die erschöpfte, glückliche Penthesilea in den Armen der Prothoe, letzter Auftritt (Im Hintergrund: Amazone: Noa Benayahu; vorne links: Penthesilea: Sandra Giraud; Prothoe: Ursula Hofmann). Foto: Anna Krygier

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