Diesseits und Jenseits

Die Psychologin Iris Paxino veröffentlichte vor drei Jahren ihr Buch ‹Brücken zwischen Leben und Tod›. In ihrer therapeutischen Arbeit begleitet sie Menschen in ihren Lebensfragen wie auch Verstorbene auf ihrem Entwicklungsweg. Wir sprachen mit ihr über unser Verhältnis zum Sterben und welche Perspektiven wir in Zukunft dazu brauchen werden.


Mit der Corona-Krise hat sich auch die Frage nach unserem Tod vehement gestellt. Es wirkt, als hätten die Menschen nicht im Bewusstsein, dass sie jeden Tag sterben könnten, und sie haben plötzlich große Angst davor. Wie blicken Sie aus Ihrer Arbeit auf diese Umstände?

Ich beobachte, dass die Thematik des Todes in immer wieder neuen Formen zu unserem Erdenleben dazugehört. Die Geschehnisse und Veränderungen, die die Welt gerade durchmacht, die Verengungen der aktuellen Zeit führen dazu, dass momentan eine weit größere Abneigung gegen das Phänomen des Sterbens vorliegt als noch vor relativ kurzer Zeit. Es ist wie ein Teppich der Angst, der sich daraufgelegt hat. Zuvor wurde der Bereich des Todes von vielen Menschen verdrängt – natürlich auch aus Angst, doch die Angst wurde im Innerseelischen meistens ‹kleingehalten›. Jetzt hat sich diese Angst einen Weg in viele menschliche Seelen gebahnt und ‹schreit› da regelrecht heraus. Sie erzeugt Blockaden gegen den natürlichen Lebensfluss, der über das Sterben in den Tod und in das geistige Danach hineinführt. Man könnte sagen: Das Schreckensbild des ‹Corona-Sterbens› verbarrikadiert in zahlreichen Fällen die ursprünglich noch mögliche innere Bejahung zum Sterben und zum Tod hin. Der Rest an Vertrauen, der vielen noch möglich war, schwindet. Das grundsätzliche Verhältnis der Menschen zum eigenen Tod ist also stärker durch Angst belagert und geprägt. Die Folge ist ein neues prinzipielles Ablehnen des Sterbens.

Sehen Sie einen Zusammenhang zum Transhumanismus und dessen Ziel, eine digitale Unsterblichkeit zu erreichen?

Vor dem Hintergrund einer geisteswissenschaftlichen Perspektive ist der Mensch in allererster Linie ein Geistwesen. Das ist sein Ursprung und – durch die Erdenevolution hindurchgehend – auch sein Ziel. Sein Ewigkeitscharakter ist demnach geistiger Natur. Die Strömung des Transhumanismus sieht den Menschen als ein sich evolutionär weiterentwickelndes Wesen, jedoch ohne diese unmittelbare Anbindung an seine Ursprungsnatur. Gerade diese wird ‹abstrahiert›, an ihrer statt tritt technologischer Fortschritt mit den ihm entsprechenden Wesen. Der Mensch wird also von seinem eigenen geistigen Anteil ‹abgekoppelt› und mit etwas anderem ‹gepaart›. Überspitzt gesagt ist das so etwas wie eine ‹geistige Genmutation› des Menschenwesens. Was hier entsteht, ist ein Geschöpf ohne den geistigen Wesenskern des Menschen, ohne den ‹wahren Menschen›.

Doch gerade Tod und Wiedergeburt ermöglichen die essenziellsten Umwandlungs- und Erneuerungsprozesse innerhalb unseres Werdens. Sie sind das Ferment unserer wesensgemäßen seelisch-geistigen Entwicklung. Eine Unsterblichkeit, die uns an das Irdische bindet, lässt diese Entwicklungsmöglichkeit nicht zu. Der Ewigkeitscharakter wird hier mit der Verankerung des Menschen im Irdischen erkauft. Das ‹Nicht-Sterben› ist nur dadurch möglich, dass andere Kräfte als die, die unserer Geistnatur gemäß sind, die menschliche Existenz speisen. Für die Entwicklung des Ichmenschen bedeutet das Stagnation, sowohl für den Einzelnen als auch für die Menschheit.

Die sich aktuell abspielenden Weltereignisse beschleunigen die Entwicklungstendenzen nach beiden Seiten hin. Auf der einen Seite wächst die Entfremdung gegenüber Leben und Tod als sich gegenseitig befruchtende Bestandteile unseres Seins. Das Festhalten am ‹Leben› verfestigt sich. Auf der anderen Seite erwacht und sensibilisiert sich das Bewusstsein zahlreicher Menschen gegenüber diesen Zusammenhängen. Vor allem das Verantwortungsbewusstsein gegenüber dem lebendigen Erdorganismus, die reale Geistverbundenheit von Mensch und Erde wird immer mehr individuell erlebbar.

Was würde Ihrer Ansicht nach geschehen, wenn wir die ‹Verbindung› zum Tod verlören, wenn wir unseren Tod ignorieren?

Der Mensch verlebendigt und erneuert seine Verbindung mit seinem höheren Ich vorwiegend im Nachtodlichen und im Vorgeburtlichen. Das ist für einen längeren Zeitraum noch so. Ohne den Tod würden wir, konsequent geschaut, den Anschluss an das eigene höhere Ich, an den ‹Sonnenanteil› unseres Wesens, verlieren. Der Mensch würde weitgehend zu einem ichlosen Geschöpf werden – und ichlose Geschöpfe sind eben ganz andere Geschöpfe als das, was das geistige Urbild des Menschenwesens ist. Zugleich würde auch die Erde, die die Entwicklung des Menschen ‹mitverkörpert›, sich zu einer ganz anderen Erde entwickeln, als es ihr geistig entspricht.

Gerade Tod und Wiedergeburt ermöglichen die essenziellsten Umwandlungs- und Erneuerungsprozesse innerhalb unseres Werdens.

Ohne den Tod würden wir die Anbindung zu den Himmelshierarchien verlieren, die unser Sein immer wieder von Neuem lebendig ‹schöpfen›. Wir könnten keine ‹Himmelsbürgerinnen und -bürger› mehr sein, sondern wären nur noch Erdengeschöpfe. Ohne den Tod gibt es kein erneuertes Leben für den Menschen und somit auch nicht ‹Menschheitsentwicklung› in ihrem eigentlichen Sinn. Der Tod ist wie die Hefe im Teig unserer Menschwerdung. Ohne ihn geht die Menschwerdung nicht auf, sie reift nicht heran zu einem ‹Brotlaib›, der die Welt, die Welten ‹nähren› kann.

Warum ist es für die Lebenden wichtig, eine Brücke zu den Toten zu schlagen?

Mensch zu sein hört nicht mit dem Tod auf. Auch danach sind wir ‹Mensch›, nur eben nicht inkarniert. Hier Brücken zu schlagen, öffnet unser Bewusstsein und ergänzt das Verständnis für eine umfänglichere Lebensrealität. Der Mensch durchlebt nicht nur seine Biografie auf Erden, er durchschreitet auch eine große Biografie, die ihn durch die Geistwelten führt. Die Verstorbenen zu begleiten bedeutet, gemeinsam mit ihnen den Weg durch diesen größeren biografischen Bogen zu gehen und die Perspektive unseres Erdenmenschseins etwas zu weiten.

Auf Erden ist es für uns ein Selbstverständliches, dass unterschiedliche Generationen sich gegenseitig begleiten und stützen, dass sie sich gegenseitig ergänzen und befruchten. In all unseren Lebensphasen und Entwicklungsetappen findet auf diese Weise ein Aneinander-Wachsen statt. Jetzt brauchen wir nur den ‹Herzensblick› ein wenig zu weiten, um zu erkennen, dass das mit den Verstorbenen und den Ungeborenen genauso ist, nur in einem etwas ausgedehnteren Maßstab. Diese Welten gehören zusammen, all das ist gemeinsames Menschsein, wir bilden gemeinsam eine Biografie.

Gilda Bartel und Dirk Schultz, Pastellkreide, 2021

So, wie jugendliche Menschen stärker in der Selbstbespiegelung leben als Menschen in anderen Lebensphasen, wie sie in der Regel vorwiegend Interesse für gleichaltrige junge Menschen haben, so ähnlich ist zurzeit auch das Weltbewusstsein der Menschheit: Unser Blick ist weitgehend auf die ‹gleichaltrige› Erdenmenschheit gerichtet, wir umfangen noch wenig die Seelen, die Wesen, die Kräfte, die mit uns sind und die unser Sein mit prägen. Für den Jugendlichen ist diese Phase richtig und wichtig, denn dadurch lernt er, sich selbst zu erkennen. Auch für die Menschheit ist diese Phase notwendig gewesen. Doch der Jugendliche beginnt mit der Zeit, über seine Belange hinaus Interesse an der Welt zu entwickeln. Er öffnet seinen Selbstbezug zu einer stärkeren Weltwahrnehmung hin. Genauso können wir als Menschheit unsere Perspektive weiten und erkennen, dass da viel mehr ist, was unser eigenes Sein in Wirklichkeit ausmacht. Es geht hier lediglich um einen Reifungsprozess, um einen inneren Entwicklungsschritt, den wir schon gehen können, wenn wir es wollen.

Warum wenden sich Trauernde an Sie? Ist das eine erste Hinwendung in die Welt des Nachtodlichen?

In der Regel ist es eine tiefe innere Verbundenheit mit einem oder mit mehreren Verstorbenen, die die Menschen dazu bringt, solche Fragen konkreter bewegen zu wollen. Diese liebende Verbundenheit drückt sich zwar meistens zunächst in Schmerz, in Verlust, in Einsamkeitserlebnissen aus, doch oft ist es der Schmerz, sind es die Krisen, die uns in die Entwicklung hineintreiben. In manchen Fällen sind es auch schwierige oder belastende gegenseitige Verhältnisse, die einer Klärung und Heilung bedürfen; doch das ist in diesen Zusammenhängen viel seltener der treibende Impuls. Eigentlich ist es die Liebe, die die Menschen dazu impulsiert, Brücken zwischen den Welten zu bilden – auch wenn diese Liebe noch im Kleid der Sehnsucht, des Schmerzes oder der Verzweiflung steckt.

Wenn jemand, neben seinen eigenen zu bearbeitenden Lebensthemen, Fragen bezüglich seiner Verstorbenen in eine Praxis hineinträgt, dann ist ihm das ein inniges Anliegen, dann hat er sich in der einen oder in der anderen Weise bereits mit der Welt des Nachtodlichen beschäftigt. Von daher ist dies nicht eine erste Hinwendung dahin. Viele Menschen spüren, erleben ihre Toten, sie nehmen nur noch nicht bewusst wahr, dass sie geistig wahrnehmen. Oder sie sind unsicher bezüglich ihrer inneren Erlebnisse und des konkreten Umgangs damit. Von daher benötigen sie meistens nur ein wenig Unterstützung, um unmittelbarer mit ihren Verstorbenen umgehen zu können. Neben den methodischen Übungsschritten muss das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und der Mut zum eigenständigen Handeln gestärkt werden. Dann können die Menschen selbst diesen Austausch, diese Beziehung zu ihren Verstorbenen immer konkreter und aktiver gestalten und pflegen.

Die Verstorbenen wünschen sich, dass wir inniger, unmittelbarer mit den Seelen der Erkrankten und Sterbenden sprechen.

Gäbe es auch Gründe, das nicht zu tun, also die Toten ruhen zu lassen?

Ich überspitze es kurz: Wir brauchen die Toten nicht ‹ruhen› zu lassen, denn sie leben nicht in einem ‹Ruheraum› der ‹Nicht-Entwicklung›. Sie sind lebendig und stets in Wandlung und Entwicklung. Sie sind inmitten von lebendigem Geistgeschehen. Wir können sie aber durchaus stören: durch Egoismus und Eigenwünsche, durch persönliche Belange und festgefahrene Vorstellungen, durch Verurteilungen oder dadurch, dass wir unseren nicht überwundenen Verlustschmerz ständig an sie herantragen. Wenn es das ist, was wir ihnen entgegenbringen, dann belasten wir sie. So zerren wir an ihnen und stören tatsächlich den Zustand, in dem sie sich selbst erleben.

Wenn wir ihnen aber Herzenswärme und Herzenslicht, Dankbarkeit und Zuneigung, Positivität und Zuversicht, Verständnis und Liebe entgegenbringen, so stützen und stärken wir ihren Erlebnisraum. Und das ist niemals eine Störung, sondern stets ein willkommenes Geschenk.

Gibt es ein wachsendes Interesse für den Tod?

Vor eineinhalb Jahren hätte ich diese Frage schnell mit Ja beantwortet. Heute ist das anders, man muss es in gewisser Hinsicht differenzierter anschauen. Grundsätzlich haben die letzten Jahrzehnte einen wunderschönen Umbruch innerhalb des etablierten materialistischen Duktus ermöglicht. Durch die weltweit entstandene Hospizbewegung und die neu aufgekommene Palliativmedizin haben Sterben und Tod einen würdigeren Platz und mehr Akzeptanz in unserer Gesellschaft gefunden. Der Materialismus hatte sich erst einmal damit begnügt, den Tod als ‹Nicht-Sein› zu definieren. Ihm stellten immer mehr Menschen ein ‹Sein› als seelisch-geistige Wirklichkeit im Zusammenhang mit Sterben und Tod entgegen.

Heute geht es aber nicht mehr um ‹Sein› oder ‹Nicht-Sein›, das ist schon nicht mehr die Kernfrage unserer Zeit. Es geht nun um die ‹Existenzberechtigung› des Todes: «Hat der Tod einen Sinn? Wer braucht den Tod? Will überhaupt jemand den Tod?» Die momentan global verstärkte Angst liefert gleich die Antwort: «Nein!» Dieser Impuls, der schon länger bestand und jetzt immer sichtbarer wird, strebt also eine ‹Abschaffung› des Todes an. Und wie? Man umgeht ihn durch ein irdisch gebundenes Weiterleben. Es ist höchst interessant, was hier entsteht, denn die existenziellen Verhältnisse verkehren sich dabei: Der Mensch, der früher im irdischen Sinne tot war, war seelisch-geistig lebendig. Auf dem sich hier vorbereitenden Weg wird er jetzt im Irdischen ‹lebendig› bleiben, im Seelisch-Geistigen wird er aber immer ‹toter›. Der Umgang mit dem Tod wird nun also ein ganz anderer, und es ist spannend zu beobachten, wie unser Verständnis vom Tod ein ganz entscheidendes Schlüsselmoment für das wird, was Leben auf Erden in Zukunft bedeuten wird.

Wichtig ist hier, dass wir eines nicht vergessen: Wir selbst sind diejenigen, die diese Entwicklungen vorantreiben, und zwar nach allen Seiten hin. Niemand sonst. Selbstverständlich wirken Wesen mit uns mit, impulsieren uns, sowohl von der lichten als auch von der dunklen Seite. Aber sie können nur durch uns wirken.

Gilda Bartel und Dirk Schultz, Pastellkreide, 2021

Das, was uns als Bedrohung erscheint, ist zugleich eine Chance – wenn wir sie entsprechend nutzen. In diesen Zusammenhängen geht es gar nicht darum, ein Schwarz-Weiß-Denken zu entwickeln, sondern zu versuchen, in den Zeichen der Ereignisse lesen zu lernen. Was bedeutet dieser sich vorbereitende ‹Zugriff› auf den Tod? Er zeigt, wie essenziell der Tod im Zusammenhang mit dem ‹Menschsein› an sich ist. Der Tod ist ein kostbares ‹Reich›, das nun umkämpft wird. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes das Himmelreich des Menschen.

Wie lässt sich eine neue Beziehung zum Sterben herstellen, die nicht auf abstrakten Vorstellungen basiert?

Vorstellungen können eine wertvolle Vorbereitung sein, sie sind jedoch nicht der Weg an sich. Sie bereiten einen Raum vor, mehr nicht. Und Vorstellungen können nur die persönliche Eigenwelt bilden – damit erreichen wir aber nicht den anderen. Um den anderen erreichen zu können, um eine Beziehung zu jemandem oder zu etwas herstellen zu können, müssen wir den Eigenraum verlassen und, zumindest teilweise, von uns selbst absehen können. Gerade unsere heutige Zeit zeigt uns deutlicher denn je, dass Begegnung und Beziehung nicht mehr stattfinden kann, wenn jeder in seinem persönlichen Vorstellungsraum bleibt. Das entfremdet und spaltet, anstatt dass es verbindet, anstatt dass es Beziehung schafft.

Das Herz ist das zentrale Organ jeglicher wahrer Beziehungsbildung und jeglicher geführter geistiger Wahrnehmung. Dieses Organ kann so weit geschult werden, dass wir einer Empathie fähig werden, die uns den Weg zum anderen hin – wer oder was dieses andere auch immer sein sollte – öffnet. So wie gute Beziehungen im Leben immer nur durch Qualitäten wie aufmerksame Zugewandtheit, warmes, liebendes Interesse, Anteilnahme und Einfühlungsvermögen gelingen, so gelingt auch die Verbundenheit mit der Welt der Verstorbenen. Durch liebende Hinwendung, inniges Interesse und aktives Tun zu ihnen hin entstehen lebendige Beziehungen. ‹Empathie› kann diese Qualitäten in sich vereinigen und ein wunderbares Gleichgewicht zwischen Selbstheit und Fremdheit, zwischen Nähe und Distanz, zwischen Subjektivität und Objektivität bilden.

Der Tod ist wie die Hefe im Teig unserer Menschwerdung.

Sterben und Tod sind Wandlungsprozesse des Menschenwesens. Um einen solchen Prozess begleiten, um einen Bezug zu ihm aufbauen zu können, müssen wir in einer gewissen Weise ein Stück ‹mitgehen› können, und zwar in ein unbekanntes Terrain hinein – nicht in den Tod, sondern in ein Miterleben zunächst unzugänglicher Geschehnisse. Dafür brauchen wir die Bereitschaft, uns ein wenig ‹mit zu wandeln›. Das macht vielleicht Angst, denn man ist nicht selbst derjenige, der den Prozessverlauf primär steuert. Doch Vertrauen in die eigenen Herzenskräfte und in die unmittelbare Verbundenheit mit der Welt der Verstorbenen unterstützt eine solche Arbeit. Wenn wir die Berührungsängste beiseitelegen und aktiv werden – an der Eigenaktivität führt kein Weg vorbei –, dann wird hier eine reale Beziehungsbildung möglich. Ansonsten bleiben es eben Vorstellungen: ein vorbereiteter Raum, den wir aber nicht selbst aktiv gestalten.

Was würden sich die Verstorbenen diesbezüglich wünschen?

Das ist eine schöne Frage, denn sie ermöglicht einen Perspektivwechsel. Auch wenn eine umfängliche Antwort kaum möglich ist, so sind doch einige Aspekte deutlich erkennbar. Die Verstorbenen wünschen sich mehr ‹Licht› seitens der Erdenwelt. Die ‹Schattenspiele› der inkarnierten Menschheit belasten und bedrücken die Bereiche des Nachtodlichen. Alles, was im Irdischen geschieht, spiegelt sich im Totenreich wider, es hat ein Echo, einen Nachklang darin. Aktuell kann man beobachten, dass der Schwellenübergang für die Sterbenden und die Verstorbenen ‹belegter› ist – natürlich nicht für alle, doch für viele. Die momentan stark dominierende Angst vor dem Tod, der Aufschrei des ‹Neins›, der ständig von der Erde hinauftönt, verdunkelt die Bereiche des Übergangs und formt so etwas wie graue ‹Gitterstrukturen› ins Ätherisch-Astralische hinein. Das erzeugt Verwirrung in den Seelen der Verstorbenen. Sie erleben den Durchgang als weniger frei, als weniger licht, sie können weniger ‹ausatmen›. Viele von ihnen kommen dadurch nicht leicht zu sich selbst, sie sind nach dem Schwellenübergang desorientiert und nehmen ihre Engel nicht so unmittelbar wahr. Von daher wünschen sich die Verstorbenen, dass wir inniger, aufrichtiger, intensiver, unmittelbarer mit den Seelen der Erkrankten und Sterbenden sprechen, dass wir sie auf den Übergang vorbereiten und sie seelisch-geistig begleiten, dass wir ihnen Perspektiven aufzeigen und ihnen dabei unser eigenes ‹Christus-Herzenslicht› schenken.

Grundsätzlich brauchen die Verstorbenen mehr Ichhaftigkeit, die von der Erdenwelt ausgeht. Sie selbst erleben in ihren Lebensrückschauen ganz unmittelbar und unverschönert die Tragweite der Eigenverantwortung, die ein Mensch für sein Leben, für das Leben auf Erden überhaupt hat.

Wir können erkennen, dass wir zu neuen Lernerfahrungen gelangen, die uns dazu bringen, ‹Zustände› aktiver und selbständiger zu erzeugen. Anhand der Schwierigkeiten, die wir jetzt in unserer Erdenwelt zu überwinden haben, können wir lernen, geistige Wirklichkeiten zu erschaffen – viel bewusster als zuvor. Wir können diese Chance nutzen, um uns mit dem Licht zu verbinden und um zu üben, mit dem Licht zu agieren: es in uns willentlich zu erzeugen, es zu verschenken, es in der Welt zu vermehren. Das ist möglich und wird auch immer mehr kommen. Das zeigen uns sowohl die Engel als auch die Verstorbenen auf – und wünschen es uns und unseren gemeinsamen Welten.

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